Über das Reisen in der Kunst

Kunstmuseum Olten Mit «Voyage, voyage! Über das Reisen in der Kunst» widmet sich das Kunstmuseum Olten einem Thema, das Künstlerinnen und Künstler seit je umgetrieben hat. Am Freitag, 9. Juni findet die Vernissage statt.

In der neuen Ausstellung sind neben zeitgenössischer Kunst auch Gemälde von Frank Buchser aus dem 19. Jahrhundert zu bestaunen. (Bild: ZVG)
In der neuen Ausstellung sind neben zeitgenössischer Kunst auch Gemälde von Frank Buchser aus dem 19. Jahrhundert zu bestaunen. (Bild: ZVG)

Es gibt viele Gründe, warum sich Kunstschaffende in den letzten Jahrhunderten zu beschwer- lichen Reisen in die Fremde aufgemacht haben. Denn Reisen bedeutet mehr als mechanische Fortbewegung: Reisen steht für Selbstbewegung und Veränderung. Reisen ist geprägt von Sehnsucht, lebt von Begegnungen mit dem Ungewissen und von Erlebnissen in ungewohnten Gefilden. Und auf der Reise begegnen Künstler vor allem auch sich selbst.

Werke von Buchser oder Disteli

Den Ausgangspunkt für die Oltner Ausstellung bilden Werkgruppen aus der Sammlung des Kunst- museums und der Oltner Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts. So zeigt das Kunstmuseum Gemälde und das «Marokkanische Tagebuch» des Solothurners Frank Buchser (1828–1890), der England, Südeuropa und Nordafrika bereiste, bevor er durch das in Amerika entstandene Bildnis des legendären «General Suter» Berühmtheit erlangte. Martin Disteli (1802–1844) war während der Erstbesteigung des Rottal-Gletschers als dokumentierender Beobachter im Dienst der Wissenschaft und als Bildreporter unterwegs. Und Jakob Christoph Miville (1786–1836) – dieser Werkkomplex stammt aus der Oltner Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts – trat um 1800 in den Dienst eines Grafen, um als Landvermesser in Russland annektierte Gebiete zu kartieren.

Hauptthema: Unterwegssein

Das Hauptaugenmerk gilt indes zeitgenössischen Kunstschaffenden aus dem In- und Ausland, die das Unterwegssein als elementaren Teil ihrer Arbeit verstehen. So verknüpft die Basler Kunstschaffende Cécile Hummel ihre Reiseeindrücke zu Werkzyklen, die sich durch ihr ganzes OEuvre hindurch ziehen. Oft sind Reisen mit Recherchen verbunden, die performativen Charakter haben. Beispielsweise San Kellers Road-Movie über seinen (missglückten) Versuch, Martin Distelis Nachlass aus der Oltner Museumssammlung mit einem Gemälde von Andy Warhol aus einer amerikanischen Sammlung zu tauschen. Andere Künstler wiederum lassen ihre Werke auf Reisen gehen. Das Spektrum reicht in der Ausstellung von Pawel Ferus, der zerfetzte Autopneus durch halb Europa schickte, bis zu Com&Com (Marcus Gossolt und Johannes M. Hedinge) und ihrem Baumstamm «Bloch», der als Repräsentant eines alten Appenzeller Fastnachtsbrauchs um die ganze Welt reist und völkerverbindende Kontakte knüpft. In den letzten Jahren haben gleich mehrere Künstler Atelieraufenthalte im Ausland zum Anlass genommen, um die Reise zum Zielort ins Zentrum ihrer Arbeit zu rücken: So ist der Basler Jan Hostettler unlängst bereits von seiner dritten grossen Fussreise durch Europa zurückgekehrt ist, die ihn dieses Mal von Basel nach Instanbul führte. Auch die Pilgerreise findet ihren Ausdruck in der Ausstellung, dann nämlich, wenn Marinka Limat dem Kunstmuseum täglich live ihre Eindrücke sendet, die sie auf ihrer am 8. April begonnenen «Kunst-Pilgerreise III» von Kassel nach Athen sammelt. Nebst fantasievollen, philosophischen und spielerischen Werken zum Thema des Reisens, führen Künstlerreisen auch zu sozial- und gesellschaftspolitischen Untersuchungen: David Zehnder geht beispielsweise in seinem kürzlich entstandenen Video «Erfan’s Notebook» auf die Situation eines jungen Flüchtlings ein, der dem langen Warten auf die Weiterreise in einem Gefängnis in der Türkei mit Englisch-Lektionen einen Sinn gibt. Mit Klodin Erb, die eine imaginäre Reise «zwischen Kapstadt und Nordkap» zu Gemälden verarbeitete, wird schlussendlich auch das Reisen im Kopf zum Thema. Im Projektraum der Kunstvermittlung sind über die Dauer des Projekts drei Präsentationen zu sehen. Den Auftakt macht die interaktive Installation «Reisebüro Erker – Ein Atelier des imaginären Reisens» des Oltner Kantilehrers und Künstlers Jürg Orfei. ZVG

Kunstmuseum Olten
Ausstellung: «Voyage, voyage! Über das Reisen in der Kunst»
10. Juni bis 20. August
Vernissage: Fr, 9. Juni, 18.30 Uhr

<link http: www.kunstmuseumolten.ch>www.kunstmuseumolten.ch

 

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