«Samichlaus, du liebe Maa...»
St. Nikolaus Gruppe Olten In zwei Tagen ist es wieder soweit: Der Samichlaus kommt aus dem Säliwald in die Stadt und bringt Leckereien und einige wegweisende Worte – dies weiss jedes Kind. Doch nur wenige kennen die Hintergründe und den grossen freiwilligen Einsatz, der hinter dem Brauch in Olten steckt.
In den letzten Wochen herrschte Ausnahmezustand bei Robert Käppeli, Präsident der St. Niklaus Gruppe Olten. Vor allem am Donnerstag vor der letztwöchigen St. Nikolaus-Aussendung am 29. November werde das Wohnzimmer jeweils umfunktioniert in ein regelrechtes Planungszentrum. Schliesslich wollen 120 bis 140 Samichlaus-Besuche in privaten Haushalten, und ein paar in Institutionen wie dem städtischen Altersheim «Haus zur Heimat», akribisch organisiert sein.
«Wir verteilen keine Ruten»
Vom 5. bis 7. Dezember werfen sich die gut 38 Mitglieder der St. Nikolaus-Gruppe Olten ihre Samichlaus- oder Schmutzli-Umhänge über und ziehen von Haus zu Haus. «Wir versuchen alle Besuchwünsche erfüllen zu können und den Kindern, egal welcher Nationalität oder Religion, mit dem Samichlaus eine Freude zu bereiten», erklärt Käppeli. Der Verein will den Mann im roten Gewand nicht als tadelnd und bestrafend darstellen, sondern als wohlwollenden, weisen und alten Samichlaus. «Vor den Besuchen erhalten wir von den Eltern Geschenke sowie Botschaften, welche wir den Kindern überbringen sollen. Wenn wir bemerken, dass das Kind vom Samichlaus ausschliesslich auf seine schlechten und unerwünschten Taten und Eigenheiten aufmerksam gemacht werden soll, suchen wir das Gespräch mit den Eltern. Der St. Nikolaus-Besuch soll Freude bereiten und nicht Angst einjagen. Wir verteilen keine Ruten.»
Seit 30 Jahren dabei
Diese Samichlaus-Tradition besteht in der Eisenbahnerstadt bereits seit 1955. «Anfangs noch durch die Bewegung der katholischen Arbeitnehmer (KAB) organisiert, übernahmen wir als zweite Generation und Söhne der damaligen Samichläuse und Schmutzli die Planung und gründeten im Jahr 2000 die konfessionell und politisch unabhängige St. Nikolaus Gruppe Olten», erinnert sich Robert Käppeli, der bereits seit 30 Jahren im «Samichlaus-Business» ist und dessen Vater bereits als Schmutzli aktiv war. Seit der Gründung vor bald 15 Jahren sind stetig Mitglieder dazu gekommen, die helfen wollen, die Tradition weiterleben zu lassen. «Alle Neu-Mitglieder beginnen zuerst als Schmutzli, um bei den erfahrenen Samichläusen zu lernen und abzukupfern.» Denn ein gewisses Menschengespür benötige die Aufgabe schon. «Manchmal gerät man in delikate Situationen, in denen man reagieren muss», erklärt der Präsident und erzählt: «Ich war beispielsweise einmal bei einer Familie, in der der Sohn sein Versli nicht mehr korrekt auswendig aufsagen konnte und dann so sehr von der Mutter unter Druck gesetzt wurde, dass ich mit ihm aus dem Zimmer ging. Dort versprach ich ihm, dass seine Nervosität überhaupt nicht schlimm sei und er mir das Versli auch später schriftlich zukommen lassen könne. So konnte ich die heikle Situation für den Knaben zum Glück entschärfen.»
Non-Profit-Verein
Die Einnahmen, welche durch die Besuche generiert werden können, wurden stets für Neuanschaffungen von Kostümen und sonstigen Materialien benötigt. «Falls wir jedoch irgendwann einmal einen Gewinn erzielen können, wird dieser für wohltätige Zwecke gespendet», klärt Käppeli auf. Denn um Geldeinnahmen ginge es dem Präsidenten und den sonstigen Mitgliedern der St. Nikolaus-Gruppe nicht. «Das Strahlen der Kinderaugen und die Freude, die man bringen kann, ist Lohn genug und spornt uns jedes Jahr wieder von Neuem an.»
