Kämpfen wie die alten Ritter

Sub Brach Dank dem neugegründeten Solothurner Verein «Sub Brach» können sich interessierte Oltner jeden Donnerstag in die vielfältige Welt des historischen Fechtens einführen lassen. Dabei spielt nicht nur die Kampfkunst eine wichtige Rolle, sondern auch die jahrhundertealte Tradition dahinter.

Sub Brach ist nicht nur die Bezeichnung der auf dem Bild dargestellten Schutzposition, sondern auch der Name des neuen Vereins für historisches Fechten. ZVG)
Sub Brach ist nicht nur die Bezeichnung der auf dem Bild dargestellten Schutzposition, sondern auch der Name des neuen Vereins für historisches Fechten. ZVG)

Mit blossem Punkte sammeln und rein sportlichem Messen wie beim Sportfechten habe Hema (Historical European Material Arts), wie die historische Kampfkunst genannt wird, nicht viel am Hut. «Bei uns spielt die historische Rekonstruktion eine wichtige Rolle. Unsere Techniken basieren auf den Lehren von Fechtbüchern, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Unsere Kampfkunst ist daher sehr realitätsnah und wurde bei Duellen und Schlachten wirklich angewendet. Ihr Grundziel war ursprünglich die Abwehr, Verletzung oder gar Tötung eines Gegners», erklärt Darko Zürcher, der letztes Jahr gemeinsam mit seiner Frau Sibylle Zürcher den Solothurner Verein «Sub Brach» ins Leben gerufen hat.

Historischen Schriften als Grundlage

Darko Zürcher habe die Faszination an historischen Schlachten und Kämpfen bereits im Kindesalter gepackt. «Ich war damals zu Besuch an einem Mittelalterfest und stiess aus Versehen mit einem Schaukämpfer zusammen. Dessen eindrucksvolle Erscheinung liess mich nicht mehr los», erinnert er sich lächelnd. Von anfänglichen Fechtspielen bis zu Säbelfechten in seiner Studienzeit fand er jedoch erst vor gut drei Jahren zur historischen Kampfkunst Hema. «Ich und meine Frau waren auf der Suche nach einer körperlichen Tätigkeit, die uns Spass bereitet und nicht langweilig wird. So stiessen wir auf Hema und traten dem Bernischen Verein «Leo et Ursus» bei.» Hema bezieht sich auf die Kampfkünste, die vom 13. bis ins 17. Jahrhundert in Europa praktiziert wurden. Seit dem 17. Jahrhundert haben sie jedoch im Gegensatz zu asiatischen Kampfarten keine gelebte Tradition mehr und blieben nur durch Anleitungen in Fechtbüchern erhalten. Dabei sind in Europa verschiedene Schulen des Hemas, von der deutschen bis zur italienischen, bekannt. Diese unterscheiden sich in den präferierten Waffen und in der Blütezeit. Von Dolch, Schwert, Buckler (Faustschildern), Langschwertern, Rapieren (Stichwaffe), Säbeln bis Messern sind keine Grenzen gesetzt. Auch das Ringen findet in der Kampfkunst Verwendung. «Um die historischen Kampftechniken eins zu eins erlernen zu können, wurden die Fechtbücher erst transkribiert, teilweise gar vom Lateinischen übersetzt und anschliessend Schritt für Schritt interpretiert», erklärt Darko Zürcher weiter und fügt an: «So kommt es, dass Hema nie ganz abgeschlossen ist, weil teilweise wieder neue Interpretationen oder gar Schriften auftauchen.» Auch er selber vertiefe sich immer wieder gerne in die Fechtbücher, die von bekannten Kampfkunstmeistern, wie beispielsweise dem Deutschen Joachim Meyer, vor mehreren Jahrhunderten verfasst wurden, und entdecke dadurch immer wieder Neues, das er anschliessend gleich ausprobieren möchte.

Für jeden etwas dabei

Als das Ehepaar Zürcher letztes Jahr vom Bernischen nach Solothurn zog und hier keinerlei Trainingsmöglichkeiten der historischen Kampfkunst vorfand, beschlossen die beiden kurzerhand einen eigenen Verein unter dem Namen «Sub Brach» ins Leben zu rufen. «Sub Brach ist die Bezeichnung der Anfangs- und Schutzposition beim Kampf mit Buckler (Faustschild) und Schwert. Wir empfanden diesen Namen daher als perfekt für einen neugegründeten Verein.» Sie zählen bis anhin zwar erst vier Mitglieder, jedoch werden wöchentlich Trainingslektionen in Olten und Zuchwil fürInteressierte angeboten. «Anfänger üben zu Beginn mit Plastikschwertern und Holzstöcken. Fortgeschrittene kämpfen mit echten, historisch getreuen und metallenen Waffen.» Allerdings ist die Verletzungsgefahr dank Schutzanzug, Helm und Handschuhen sowie den abgerundeten Spitzen minim. «Bei unseren Turnieren war bis anhin ein geprellter Finger das Schlimmste.» In den Trainings werden der Gebrauch und die historischen Techniken von jeglichen Waffenarten erlernt. «Bei Hema liegen beispielsweise Dolch- und Ringkampf so nahe beieinander, dass in beiden Disziplinen identische Situationen entstehen können und somit auch gleiche Techniken für beide gelehrt werden. Die Spezialisierung auf nur eine Kampfart beziehungsweise Waffe würde die Vielseitigkeit der historischen Kampfkunst einschränken.» Da in Hema sowohl Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Strategie aber auch Kraft gefragt sind, kann die Tätigkeit für jeden das Richtige bereithalten. «Ausserdem taucht man durch sie in eine fast vergessene Tradition ein und lässt europäische Geschichte wieder aufleben», so das Ehepaar Zürcher und fügt an: «Wer diese Leidenschaft mit uns teilen will, ist nach einer vorhergehenden Anmeldung per E-Mail herzlich zu den wöchentlichen Trainings eingeladen.»

 

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