Fernziel Weltfriede

St. Nikolaus-Gruppe Olten Am Samstag, 1. Dezember hält der Chlaus Einzug in Olten: Um 16.30 Uhr beginnt das traditionelle Aussenden in der St. Marien-Kirche. Die Feier des heiligen St. Nikolaus steht für selbstloses Schenken und eine lebendige Ökumene.

Robert Käppeli (l.), Präsident der St. Nikolaus-Gruppe Olten und Hans-Peter Rust, Experte für das St. Nikolaus-Brauchtum im Bibliothekssaal der Kirche St. Martin, wo der Klausen-Weiterbildungstag stattfand. (Bild: Franz Beidler)
Robert Käppeli (l.), Präsident der St. Nikolaus-Gruppe Olten und Hans-Peter Rust, Experte für das St. Nikolaus-Brauchtum im Bibliothekssaal der Kirche St. Martin, wo der Klausen-Weiterbildungstag stattfand. (Bild: Franz Beidler)

Der Samichlaus dürfte auch dieses Jahr von leuchtenden Kinderaugen begrüsst werden, wenn er am Samstag, 1. Dezember um 16.30 Uhr in der Marienkirche zum traditionellen Aussenden aufbricht. Von Iffelen und Treicheln begleitet zieht er dann durch Olten, macht einen Zwischenhalt in der Stadtkirche, um schliesslich in der Kirche St. Martin empfangen zu werden, wo er aufgesagte Verse mit einem Chlausensäcklein belohnt. Dies tut er auch in der darauffolgenden Woche: Vom Mittwoch, 5. bis Freitag, 7. Dezember macht er auf Wunsch Hausbesuche. Organisiert werden das Aussenden und die Hausbesuche von der St. Nikolaus-Gruppe Olten. «Wir machen in diesen drei Tagen rund 130 Besuche», zeigt Robert Käppeli auf. «Da begegnen wir gegen 160 Familien mit insgesamt fast 400 Kindern.» Käppeli ist Präsident und Gründungsmitglied der St. Niklaus-Gruppe Olten, die rund 50 Aktivmitglieder zählt. Das sind jene, die sich als Chlaus oder Schmutzli verkleiden, die Treicheln oder Iffelen tragen oder die Auftritte im Hintergrund vorbereiten. Dazu kommen Passiv-Mitglieder und Gönner. «Ihnen sind wir besonders dankbar», betont der Präsident, «jeder noch so kleine Beitrag ist wichtig.» Die St. Niklaus-Gruppe bestreitet neben dem dichten Programm zu Beginn des Dezembers durchschnittlich noch sechs weitere Auftritte pro Jahr. «Besonders die Treichler sind gefragt», weiss Käppeli. Diese seien auch schon zu Firmenanlassen gebucht worden und würden immer wieder an diversen Umzügen in der Region aushelfen. Mit einem Festzelt am Kastanienmarkt im luzernischen Greppen bessert die St. Niklaus-Gruppe das Vereinsbudget auf und jeden Sommer veranstaltet sie einen Grill-Tag für ihre Mitglieder. «Die Kameradschaft und der Gemeinschaftssinn sind für uns das Wichtigste», betont der Präsident.

Das historische Vorbild

Käppeli spricht damit die Kernbotschaft des heiligen Nikolaus von Myra, dem Namensgeber der Gruppe und dem historischen Vorbild des heutigen Chlaus an. Die Verehrung des katholischen Heiligen widersetzte sich der Reformation und hat sich inzwischen auf der ganzen Welt niedergeschlagen. So wurden ihm Kathedralen errichtet und Brücken, Brunnen und ganze Stadtteile nach ihm benannt. «Und sollte Gott einmal sterben, haben wir immer noch den heiligen Nikolaus», lautet ein slawisches Sprichwort. Eine der vielen Legenden, die den heiligen Nikolaus von Myra umgeben, besagt, dass er drei Töchter vor der Prostitution bewahrte, indem er ihnen in der Nacht unbemerkt Goldmünzen durchs Zimmerfenster warf, die sie als Mitgift für ihre Hochzeit aufwenden konnten. Das selbstlose Schenken lebt in der Tradition des Chlausensäckli weiter.

Weiterbildungstag der Chläuse

Wissenswertes über den heiligen St. Nikolaus vermittelte Hans-Peter Rust am Weiterbildungstag der St. Nikolaus-Gruppe Olten. Rust, der seit 35 Jahren selber als Chlaus auftritt und Passiv-Mitglied der St. Nikolaus-Gruppe Olten ist, hat sich in unzähligen Stunden des Recherchierens Experten-Wissen über Nikolaus von Myra und das Chlausen-Brauchtum angeeignet. Nun wurde er nach Olten eingeladen, um die hiesigen Chläuse auf ihren Einsatz vorzubereiten. «Im Seminar können wir unsere Erfahrungen austauschen», erzählt er. In Rollenspielen würde das pädagogische Geschick im Umgang mit den Kindern geübt. «Wir wollen keinen strafenden Chlaus verkörpern», so Rust. Vielmehr suche man das Gespräch mit dem Kind auf Augenhöhe. «Der Besuch des Chlauses soll eine würdige und zugleich freudvolle Angelegenheit sein.» Das Wissen um die historische Herkunft des Brauchtums sei aber ebenso wichtig: «Nur so können wir der Kommerzialisierung entgegenwirken.» Und auch Käppeli hält fest: «Wir sind keine Warenhaus-Kläuse. Die haben mit unserem Brauchtum nichts zu tun.»

Weltfrieden als Fernziel

«Natürlich verklären wir den historischen St. Nikolaus und machen aus ihm eine Kunstfigur», bestätigt Käppeli. Nur werde diese Kunstfigur in den Aktivitäten der St. Niklaus-Gruppe nicht kommerziell ausgeschlachtet, sondern bereite in der Adventszeit Freude über religiöse Grenzen hinaus. So steht in den Statuten des Vereins die konfessionelle Neutralität festgeschrieben. «Ich habe den Einzug des Nikolaus in der Kirche St. Martin auch schon mit Muslimen gefeiert», erzählt Käppeli. Und Rust ergänzt: «Unser Nikolaus steht für Gerechtigkeit und selbstloses Schenken.» Die Figur sei die gelebte Ökumene. «Mit dem Weltfrieden als Fernziel.»

Aussenden der St. Nikolaus-Gruppe:
Samstag, 1. Dezember, 16.30 Uhr, St. Marien Kirche, Olten
Hausbesuche der St. Nikolaus-Gruppe Olten:
von Mittwoch, 5. bis Freitag, 7. Dezember ab 16 Uhr.
Anmeldung unter: <link http: www.nikolausolten.ch>www.nikolausolten.ch

 

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