Kinder wollen ein Gotti oder Götti

Caritas Solothurn Die Caritas Solothurn sucht für das Sozialprojekt «mit mir» Frei- willige in Olten und Umgebung

Helen spielt mit ihrem Gotti Corina Zingg Eile mit Weile. Das Spiel hat sie auch zu Hause in Eritrea gespielt. (Bild: M. Bertoldi)
Helen spielt mit ihrem Gotti Corina Zingg Eile mit Weile. Das Spiel hat sie auch zu Hause in Eritrea gespielt. (Bild: M. Bertoldi)

Helen träumte schon lange davon, einmal nach Zürich zu gehen. Als Gotti Corina Zingg ihr diesen Wunsch erfüllte, war die Freude riesig. «Es war kalt und hat geregnet. Wir sind durch die Stadt spaziert und haben die Kleider in den Läden angeschaut», erzählt die 14-Jährige. Es sei unglaub- lich schön gewesen. Vor drei Jahren ist Helen aus Eritrea zu ihrer Schwester Metkel nach Aarburg gezogen. Der Alltag ist für die Familie nicht immer einfach. Deshalb hat Metkel ihre jüngere Schwester vor zwei Jahren für das Caritas-Projekt «mit mir» angemeldet. «Mit mir» bietet Kindern aus Familien in einem Engpass für mindestens drei Jahre eine Bezugsperson, mit der sie Dinge unternehmen und dem Alltag für ein paar Stunden entfliehen können. Nachdem das Projekt im Aargau und anderen Kantonen schon seit 2001 erfolgreich ist, startet «mit mir» auch in Solothurn. Die Caritas sucht deshalb nach Freiwilligen in und um Olten.

Konstante und verlässliche Beziehung

An die ersten Treffen mit ihrem Caritas-Gotti erinnert sich Helen gut. Das erste Mal seien sie Solarbob fahren gegangen. Ein anderes Mal hätten sie das Gauklerfest in Lenzburg besucht. «Oh mein Gott. Ich hatte solche Angst, dass die Artisten runterfallen», sagt Helen mit grossen Augen. Dann lacht sie. Es sei immer sehr lustig mit Corina. «Ich kann nicht glauben, dass unser erstes Treffen schon zwei Jahre her ist.» Neben Helen haben bereits über 80 weitere Kinder im Aargau durch «mit mir» ein Gotti oder einen Götti gefunden. Es sind Kinder aus Familien mit niedrigen Einkommen, mit Migrationshintergrund oder aus Familien, die durch eine psychische oder physische Krankheit stark belastet sind. Im Schnitt treffen sie sich ein bis zwei Mal im Monat mit ihren Patinnen und Paten. «Die Gotten und Götti sind Paare mit und ohne Kinder, Familien, Rentner, Alleinstehende oder Studenten, die gerne etwas mit Kinder unternehmen wollen», sagt Aurélie Payrastre, verantwortlich für das Projekt «mit mir». Durch das Projekt erhalten die Kinder eine konstante und verlässliche Beziehung, können Erfahrungen sammeln und haben eine Bezugsperson ausserhalb der Familie. Gleichzeitig werden die Eltern in ihrer schwierigen Situation entlastet.

Dank Gotti Traumberuf gefunden

«Ich habe dank Corina viel gelernt», sagt Helen. Sie habe ihre Sprachkenntnisse vertiefen können und die Schweiz kennen gelernt. Ausserdem hat die Schülerin auf der Berufsmesse, zu der ihr Gotti sie mitgenommen hat, ihren Traumberuf gefunden. «Ich will Hotellerieangestellte werden.» Sie sei auch schon schnuppern gegangen. «Der Lehrmeister hat gesagt, Helen sei sehr fleissig», sagt Corina Zingg stolz. Als die Erwachsenenbildnerin von «mit mir» gehört hat, hat sie sich sofort bei der Caritas gemeldet. «Ich selbst habe keine Kinder. Die Idee, Gotti zu sein tönte spannend», sagt die Rickenbacherin. Weil es das Projekt damals aber erst im Aargau gab, musste sie lange herumtelefonieren, bis sie am richtigen Ort landete. Heute ist sie mit ihrem Patenkind umso glücklicher. Sie geht mit Helen in die Badi, spiet mit ihr «Eile mit Weile», berät sie bei der Berufswahl und schickt ihr per WhatsApp Fotos. «Wenn ich Helen abholen komme, freut sich die ganze Familie.»

Dreimonatige Probephase

Für die Region Olten sucht Caritas Solothurn nun Gotten und Göttis wie Corina Zingg, sowie freiwillige Vermittlerinnen, die für die Familien und Patinnen und Paten erste Anlaufstelle sind, wenn es Probleme gibt. «Die Patenschaft muss für beide Seiten passen», sagt Aurélie Payrastre. Deshalb gibt es nach einem gelungenen Erstgespräch zwischen der Familie und dem Paten eine dreimonatige Probephase. Wenn sich danach sowohl das Kind als auch der Götti oder das Gotti wohlfühlen, steht einer Patenschaft nichts mehr im Weg. Die Gotten und Göttis sollen ihren Schützlingen zeigen, wie sie ihre Freizeit konsumarm aber interessant gestalten können. Es gehe nicht darum, mit den Kindern den Europapark zu besuchen, sondern zum Beispiel in den Wald grillen oder ab und zu ins Kino zu gehen, sagt Aurélie Payrastre. «Das könnten wir auch mal machen, was meinst du?», fragt Corina Zingg ihr Gottenmeitli. Helen strahlt. «Oh ja! Ich war noch nie im Kino.»

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