«Ein Wechselbad der Gefühle»

Corona Passion Unter Federführung des reformierten Pfarrers Bruno Waldvogel ist nächste Woche in der Reformierten Kirche in Wangen die Passionsgeschichte zu erleben – auf einem Rundgang, der Augen und Ohren fordert.

Pfarrer Bruno Waldvogel ist die treibende Kraft hinter der «Corona Passion».

Pfarrer Bruno Waldvogel ist die treibende Kraft hinter der «Corona Passion».

Helfer Max Moosberger (links) bespricht mit Initiant Bruno Waldvogel die Vorbereitungsarbeiten fürs Grossprojekt. (Bilder: AGU)

Helfer Max Moosberger (links) bespricht mit Initiant Bruno Waldvogel die Vorbereitungsarbeiten fürs Grossprojekt. (Bilder: AGU)

Auf dem Vorplatz der Reformierten Kirche in Wangen wird an diesem Nachmittag fleissig gewerkelt. Der ehrenamtliche Helfer Max Moosberger sägt und bohrt und schleift. Er baut am Labyrinth, in dem ab nächstem Montag im Rahmen der «Corona Passion» in der Kirche interessierten Besucherinnen und Besuchern der Leidensweg Christi nähergebracht werden soll.

Laut Flyer verbirgt sich hinter dem Begriff «ein sinnlicher Erlebnisweg für Auge und Ohr zu Ostern in schwierigen Zeiten». Der Name «Corona Passion» ist bewusst doppeldeutig gewählt. «Das Projekt erzählt die Passionsgeschichte. Und da sie jetzt in der Corona-Zeit dargestellt wird, heisst sie eben ‹Corona Passion›», erklärt Bruno Waldvogel, der Initiant des Projekts. «Und Corona heisst ja eigentlich Krone, Kranz. Ich habe den Begriff, der momentan sehr negativ gefüllt ist, umgedeutet in die Dornenkrone der Ostergeschichte.» Auf dem Erlebnisweg, der nächste Woche in der Reformierten Kirche in Wangen sinnlich erfahren werden kann, würden aber immer wieder auch Anspielungen auf die aktuelle Pandemie gemacht.

Der Mann hinter dem Projekt wirkt seit 2015 als Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Wangen bei Olten. Der heute 59-jährige Waldvogel war ursprünglich Primarlehrer, machte dann eine Ausbildung in Film- und Fernsehproduktionen, ehe er sich mit Mitte 30 zum Pfarrdienst berufen fühlte. Er ist nicht nur Initiant der «Corona Passion», sondern auch deren Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. Kulturprojekte habe er bereits viele gemacht. «Ich habe das ein wenig im Blut.» Und die Kirche, begründet er sein Projekt, trete ja seit 2000 Jahren als Kulturproduzentin auf. «Es gibt noch mehr, als einfach nur am Sonntagmorgen einen Gottesdienst abzuhalten – obwohl ich das natürlich auch gerne mache.»

«Weiterhin Begegnungen ermöglichen»

Wegen seines seelsorgerischen Auftrages habe er ohnehin in der gesamten Corona-Zeit versucht, einen Weg zu finden, um den Kontakt zu den Leuten nicht abreissen zu lassen. «Wir wollen weiterhin gewisse Sachen anbieten, die Begegnungen ermöglichen.» Eigentlich hatte Waldvogel ursprünglich die Absicht, an die erfolgreiche Darstellung der Passionsgeschichte von 2018 anzuknüpfen. Damals wurde diese an fünf Abenden in der Tüfelsschlucht mit Schauspielern aufgeführt. «Das hätten wir gerne 2020 wieder gemacht. Aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung. Und 2021 erneut. Da habe ich gesagt: Jetzt verschieben wir nicht nochmals, sondern machen etwas Neues», so Waldvogel.

Nun wird ab Montag in der verdunkelten Kirche an acht Stationen die Jesus-Geschichte von Palmsonntag bis Ostern dargestellt. Auf grossen Monitoren sind kurze Filmsequenzen zu sehen. Sieben Schauspieler sind beteiligt, Waldvogel übernimmt die Rolle eines Off-Sprechers. Die Installation ist technisch hochkomplex: Mittels Infrarotsteuerung werden die Schauspieler jeweils quasi von sich aus aktiv, wenn jemand den Raum betritt. Ein raffiniertes Audio-System mit Headsets ermöglicht mehreren Besuchergruppen das gleichzeitige Erleben der Passionsgeschichte Jesu Christi.

Verschiedenste Wegbegleiter von Jesus kommen auf dem Rundgang zu Wort, aber auch Feinde und Gegner wie Pontius Pilatus oder der kritische Theologe Levi. «Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Man wird aus verschiedenen Perspektiven mit der Passionsgeschichte konfrontiert», erläutert Waldvogel. Die «Corona Passion», deren Besuch gratis ist, wird von verschiedenen Kirchen gemeinsam getragen: von der reformierten, der katholischen, der christkatholischen und kleineren Kirchen. Aber auch Firmen, zahlreiche private Spender, die Kulturkommission Wangen und der ursprüngliche Initiant Förderverein Untergäu tragen zum Gelingen bei.

Bis zu 16 Besucher dürfen sich coronakonform gleichzeitig auf dem labyrinthischen Rundgang befinden. Eine vorgängige Online-Anmeldung ist zwingend erforderlich. Angesprochen werden sollen gemäss Bruno Waldvogel all jene, «die Interesse haben, die Geschichte von Ostern mal auf eine neue, originelle Art zu erleben». Er zeigt sich überzeugt, dass wie schon 2018 längst nicht nur treue Kirchgänger, sondern sogar Personen anderer Konfessionen den Rundgang besuchen werden. In Zeiten kulturellen Darbens bestimmt eine berechtigte Hoffnung.

«Corona-Passion» – Rundgang

Montag, 22., bis Samstag, 27. März

Ref. Kirche Wangen

Jeweils von 9 Uhr bis 19.30 Uhr viertelstündliche Führungen bis zu 4 Personen

Eintritt kostenlos, nur nach Anmeldung

www.ref-olten.ch

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