Lenzception zum Jubiläum

Schweizer Schriftstellerweg Der Schweizer Schriftstellerweg feierte sein 5-Jahre-Jubiläum: mit einem Rundgang mit Pedro Lenz und einem Festakt im oberen Graben.

Stefan Ulrich, Geschäftsführer Olten Tourismus

Stefan Ulrich, Geschäftsführer Olten Tourismus

Ein literarischer Spaziergang durch Olten mit Schriftsteller Pedro Lenz: Zur Feier von fünf Jahren Schweizer Schriftstellerweg wurde das möglich. (Bilder: Franz Beidler)

Ein literarischer Spaziergang durch Olten mit Schriftsteller Pedro Lenz: Zur Feier von fünf Jahren Schweizer Schriftstellerweg wurde das möglich. (Bilder: Franz Beidler)

Der Schweizer Schriftstellerweg ist heuer fünf Jahre alt. Das Jubiläum beging Region Olten Tourismus am letzten Freitag feierlich: Am Nachmittag führte ein Spaziergang mit dem Oltner Schriftsteller Pedro Lenz an ausgelesenen Hörstationen des Weges entlang. Abends fand dann ein Festakt im oberen Graben statt. Etwa 120 Gäste hatten sich dort versammelt. Frau Landammann Susanne Schaffner hielt eine Laudatio, ebenso wie der amtsfrische Oltner Stadtpräsident Thomas Marbet und Deny Sonderegger, Präsident von Region Olten Tourismus. Ausserdem gab es Auftritte der Kabarettistin Patti Basler und des Schriftstellers Christof Gasser. Der Oltner Slampoet Kilian Ziegler moderierte. Ein Podium mit Verleger Thomas Knapp, Roberto Di Valentino, der den Weg mitkonzipierte und Deny Sonderegger rundete das Programm ab.

Stetes Wachstum

Über die letzten fünf Jahre sei der Schriftstellerweg stets gewachsen, bestätigte Stefan Ulrich, Geschäftsführer von Region Olten Tourismus. Das letzte Mal wurde er im vergangenen April erweitert: Damals wurden die Krimitour von Christof Gasser und die Hörstationen von Patti Basler eröffnet. «Das war gewissermassen ein Geschenk zum Jubiläum», freute sich Ulrich. Seither beinhaltet der Schriftstellerweg über 70 Hörstationen von 24 Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Etwa dreissigtausend Gäste im Jahr vermag der Weg anzuziehen, rechnet Ulrich hoch.

Mit dem Ausbau des Schriftstellerwegs sei es aber vorerst zu Ende. In den kommenden zwei bis drei Jahren sollen vor allem der barrierefreie Zugang zu den Hörstationen und Übersetzungen in weitere Sprachen im Zentrum der Entwicklung stehen. «Gerade für Menschen mit Sehbehinderung oder Rollstuhlgänger wollen wir den Zugang vereinfachen.» Das sei ihm ein besonderes Anliegen, meinte Ulrich.

Literarischer Rundgang mit Pedro Lenz

Was Literatur zu leisten vermag, demonstrierte der Schriftsteller Pedro Lenz auf einem Rundgang an ausgewählten Stationen des Schriftstellerwegs entlang: auf dem Klosterplatz, vor dem Stadttheater, vor dem Gryffe und vor der Schützi las Lenz einige seiner Geschichten vor.

Gut dreissig Personen hatten sich kurz vor vier Uhr beim Treffpunkt auf dem Ildefonsplatz in frühherbstlicher Sonne versammelt. «Die Anspannung ist etwas grösser als bei einer normalen Lesung», meinte Lenz. Schliesslich sei er den Leuten unmittelbar ausgesetzt. Auch sei er darauf angewiesen, dass die Gruppe beisammenbliebt. «Gottseidank sind zwei Damen von Region Olten Tourismus mit dabei, die mir helfen, die Herde zusammenzuhalten», meinte Lenz schmunzelnd. Pünktlich um vier Uhr setzte sich der Tross dann in Gang. Eine Stunde später bot Lenz den gleichen Rundgang nochmals an.

Als Teil von Olten über Olten

Wenn ein Schriftsteller wie Lenz durch Olten führt, das für ihn ebenso Zuhause wie Inspiration ist, dann wird das eine vertrackte Sache, eine Lenzception gewissermassen. Denn in seinen Geschichten erzählt er eben auch immer als Teil von Olten von Olten: Da unterhalten sich dann vor dem Gryffe vielleicht zwei Damen über ihre Schrittzähler und ergründen, wie viele tägliche Schritte denn genügend, wie wenige also ungenügend seien. Und Lenz steht dann selber vor dem Gryffe, dort hört man ihm zu, während er vom anderen Lenz erzählt. Eben von jenem Lenz, der in der Geschichte auch genau da vor dem Gryffe stand und dieses Gespräch mithörte. Dieser Lenz kommt dann zur Erkenntnis, dass Freiheit wohl sei, selber über genügend und ungenügend entscheiden zu dürfen. Der hiesige Lenz aber, kaum hat er die Geschichte zu Ende erzählt, meint nur, dass er selten auf zehntausend Schritte am Tag käme, ausser vielleicht heute, dank diesem Spaziergang.

Und so spazierte man also nicht durch irgendein Olten, sondern tauchte mit Lenz in sein ganz eigenes Olten ab. In dem ist dann mehr möglich als in dem unsrigen: In diesem Olten geht dann zum Beispiel der uralte, heilige Fingerknochen des Bruder Klaus, eine echte Reliquie, bei der Renovation der Klosterkirche verloren, weil ein Bauarbeiter ihn entsorgt, zusammen mit den Knöchelchen des gebratenen Poulets, das er zum Zmittag verspeiste. «Das ist alles so wahr, wie Literatur wahr sein kann», warf Lenz seinem Publikum entgegen. In diesem einen Olten muss es dann wohl besonders wahr sein.

www.oltentourismus.ch

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