Dürre und Wärme belasten den Wald

Wald Förster richten den Wald neu ein, damit er für sich ändernde Umweltbedingungen gewappnet ist. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort.

Revierförster Georg Nussbaumer betreut und beobachtet den hiesigen Wald seit 1990. (Bild: Caspar Reimer)
Revierförster Georg Nussbaumer betreut und beobachtet den hiesigen Wald seit 1990. (Bild: Caspar Reimer)

Georg Nussbaumer ist Betriebsleiter des Forstbetriebs Unterer Hauenstein und seit 1990 als Revierförster tätig. Sein gesunder Teint lässt darauf schliessen, dass er viel Zeit an der frischen Luft verbringt, und wenn er über den Wald zu sprechen beginnt, wird klar: Da ist ein wahrer Experte am Werk. Wer etwas über den hiesigen Wald wissen will, findet bei ihm garantiert Antworten.

«Jetzt im Januar ist die Hochsaison der Holzhauerei», beginnt der 58-Jährige zu erzählen. Knapp 11000 Kubikmeter Holz gibt der Wald jährlich her, wobei ein Teil der Arbeiten an Externe vergeben wird. Dem Forstbetrieb kommen noch ganz andere Aufgaben zugute: Zusammen mit einem zweiten Förster, einem Vorarbeiter, einem Maschinisten und zwei Lehrlingen betreut, pflegt und beobachtet Nussbaumer insgesamt rund 2300 Hektaren Wald um Olten, Trimbach, Winznau, Lostorf, Hauenstein-Ifenthal und Wisen. Dabei arbeitet der Forstbetrieb eng mit den verschiedenen Bürgergemeinden und dem Kanton Solothurn zusammen. «Die rund 1500 Hektar den Bürgergemeinden gehörenden Waldflächen werden von uns nachhaltig bewirtschaftet. In den Privatwaldungen üben wir im Auftrag des Kantons die hoheitliche Aufsicht aus.» Wenn der Eigentümer eines Waldstücks also Eingriffe vornehmen will, muss zuerst Nussbaumer angefragt werden: «Damit garantieren wir die Nachhaltigkeit des Waldes.»

Buche geschwächt

Aktuell kämpfen die Förster mit diversen Problemen: «Viele unserer Laubbäume haben Schwierigkeiten, sich an die höheren Durchschnittstemperaturen anzupassen. Speziell die bei uns weit verbreitete Buche ist geschwächt und in einem schlechten Zustand», sagt der Förster. Weiter seien über 90 Prozent der Eschen von einer Krankheit befallen, die Ende des letzten Jahrhunderts aus Asien eingeführt wurde: «Unsere Esche ist gewissermassen ein Opfer der Globalisierung.» Krankheiten, die von weither über die Schifffahrt nach Europa gekommen seien, habe es aber schon in früheren Jahrhunderten gegeben. «Bei Bäumen geht es sehr lange, bis sie mit solchen Krankheiten umgehen können.»

Die kranken Eschen, die an Wegrändern stehen, bedeuteten wegen abbrechender Äste ein Sicherheitsrisiko für die Spaziergänger. Hier müssen Nussbaumer und sein Team die Situation beobachten und je nachdem Massnahmen ergreifen.

Der Wald ist nicht natürlich

Als Förster hat Nussbaumer immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen: «Manche Leute glauben, wir handeln wider die Natur. Das ist komplett falsch.» Er müsse immer wieder darauf hinweisen, dass es sich beim Hardwald nicht um einen Naturwald, sondern um ein künstliches Produkt der Forstwirtschaft handle: «Vor rund 200 Jahren wurde der Wald fast ausschliesslich mit Fichten und Weisstannen aufgeforstet. Der Mischwald, wie er sich heute präsentiert, ist dank dem weitsichtigen Eingreifen meiner Vorgänger entstanden.»

Mit «der pionierhaften Einführung» der Forstgesetzgebung vor rund 120 Jahren in der Schweiz wurden bestimmte Ziele definiert: «Der heute viel verwendete Begriff Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft.» Er bedeute, den Wald so einzurichten, dass er einerseits seinen natürlichen Aufgaben, andererseits den Anforderungen, welche die Menschen an ihn stellen, nachkommt. So soll etwa «nicht mehr genutzt werden, als nachwachsen kann. Nachhaltigkeit zählt natürlich aber auch in Bezug auf die Funktion des Waldes als Lunge oder als Grundwasserspeicher».

Beliebter Freizeitwald

In der heutigen Zeit komme die Wohlfahrtsfunktion hinzu: «Schön zu sehen war das während der Coronazeit, als der Wald ganz intensiv von Menschen genutzt wurde.» Grosse Rodungen oder Kahlschläge gibt es im hiesigen Wald nicht, trotzdem müssen Nussbaumer und sein Team eingreifen, um das Bestehen des Waldes zu garantieren: «Wir arbeiten in einem Zyklus von jeweils sieben Jahren alle Flächen ab. Wenn wir irgendwo einen Holzschlag vornehmen mussten, ist es unser Ziel, dass dieser nur für kurze Zeit sichtbar ist.» Dabei wird darauf geachtet, Bäume zu begünstigen, die besser mit Trockenheit und höheren Temperaturen umgehen können. Zur Buche sagt er: «Wir denken, dass sich eine jüngere Buche weit besser an die veränderten Bedingungen anpassen kann.»

Biodiversität fördern

Um die Zukunft des Waldes zu sichern, setzt Nussbaumer auf ein möglichst breites Spektrum an Bäumen, was mit viel Mühe erreicht wurde, aber gerade in der hiesigen Weltregion kein leichtes Unterfangen war: «Die grossen Gebirgsketten in Europa verlaufen von Ost nach West. Während der letzten naturgeschichtlichen Vergletscherungen sassen viele Bäume fest, konnten nicht in wärmere Gegenden wandern und starben aus. Deshalb haben wir hier ein viel weniger grosses Spektrum als etwa in Amerika. Im Laufe der letzten Jahrhunderte kamen aber auch wieder Bäume zu uns, die einst ausgestorben waren.»

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