«Lieben heisst loslassen»

Herbert Schibler Mit dem Neujahrskonzert am vergangenen Dienstagabend startete sogleich die letzte Saisonetappe für den Stadttheater Olten-Geschäftsführer Herbert Schibler.

Stadttheater-Geschäftsführer Herbert Schibler freut sich auf eine hochkarätige zweite Saisonhälfte. (Bild: mim)
Stadttheater-Geschäftsführer Herbert Schibler freut sich auf eine hochkarätige zweite Saisonhälfte. (Bild: mim)

Der Januar halte viel Gutes bereit, bestätigt Herbert Schibler. «Sehr freue ich mich auf die Theaterproduktion «Der erste Mensch», in der Schauspiel-Schwergewicht Joachim Król die Kindheitsgeschichte von Albert Camus erzählt. Ein anspruchsvolles Stück mit nordafrikanischen Musikelementen.» In seiner vierzehnjährigen Tätigkeit hat der 64-jährige Geschäftsführer des Stadttheaters Olten insbesondere im Bereich der Klassik zahlreiche Weltstars nach Olten geholt. «Es ist ein Traumjob, in dem ich meine Leidenschaft für die Kultur ausleben kann. Meine private und berufliche Person überschneidet sich deshalb stark», so Schibler.

Sehr positive Entwicklung

Trotz aller Liebe zur Kultur und zu Olten fasste der «Stadttheater-Vater» auf einer Wanderung im Engadin im vergangenen Sommer den Entschluss, nicht wie angeboten noch über den Ruhestand hinaus zu arbeiten, sondern sich regulär per Ende September dieses Jahres pensionieren zu lassen. «Man soll die Party verlassen, wenn noch gefeiert wird», meint Schibler schmunzelnd und fügt an: «Wolfdietrich Schnurre sagte es treffend «Lieben heisst loslassen können. Ich denke, es ist Zeit für eine neue Person mit frischen Ideen und Akzenten.» Seinerseits freue er sich, die operative Verantwortung abgeben zu können. «Ich freue mich auf mehr selbstbestimmte Zeit und schliesslich wird die Leidenschaft für Kultur und das Interesse an Olten bleiben», so der Winznauer, der es stets genossen hat mit Kultur, Tagungen und Seminaren Positives und Schönes in der Stadt verkünden zu dürfen. Positiv entwickelte sich denn auch das Stadttheater. «Nachdem die Besucherzahlen in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau stagnierten, können wir bei der Aboreihe des Kalenderjahres 2018 mit einer Auslastung von 88% und 14’400 Besuchern bei 37 Aufführungen einen Rekord verzeichnen.» Dabei sei es durchaus so, dass gerade Opern und Musiktheater nicht die breite Masse ansprechen würden. «Das muss auch nicht sein, denn schliesslich haben wir auch einen kulturellen Auftrag zu erfüllen», hält Schibler fest. Aus diesem Grund wurde nun die Kulturlegi im Stadttheater eingeführt. «Personen mit Caritas-Ausweis erhalten eine Kulturlegi mit welcher sie zum halben Preis jede Vorstellung besuchen können», erklärt Schibler und fügt an: «Das ist wichtig, denn ein Besuch sollte nicht am Portemonnaie scheitern.»

Höhepunkte und Zitterpartien

Wenn es um die Künstler und deren Marotten geht, hält sich Schibler bedeckt, jedoch stellt er klar, dass er Popstar-Gehabe nur bis zu einem gewissen Grad mitmache. So war bei Opernsängerin Cecilia Bartoli Schluss und Schibler zog sich wegen der hohen Gagenforderung zurück. Auch die deutsche Schauspielerin und Sängerin Katja Riemann ist als Diva bekannt. Mit ihr erlebte Schibler jedoch am 6. Dezember 2007 ein Erdbeben im Oltner Stadttheater. Bei der provokanten, hypermodernen Umsetzung von «Anna Karenina» wurde der Theaterdirektor angehalten die Pause zu streichen, dies aus Angst, dass Personen auch in Olten die Vorstellung verlassen könnten. Doch in der Dreitannenstadt endete die skandalträchtige, freizügige Aufführung schliesslich mit Standing Ovations und einer sichtlich begeisterten Katja Riemann. «Ich war stolz, dass sich unser Publikum weltstädtisch zeigte und sich auf die moderne Fassung eingelassen hatte», so Schibler. Ein ganz spezielles Konzert genoss er zudem im vergangenen Dezember, als der Barockexperte Ivano Zanenghi mit Gastmusikern ein exklusives Konzert in Olten spielte. Der Venezianer ist mittlerweile ein guter Freund von Schibler, was eine emotionale Verbundenheit schaffte, die auch für das Publikum spürbar war. Doch hin und wieder erlebte auch der Theaterdirektor Schreckenssekunden. Beispielsweise im vergangenen September, als er am Nachmittag vor dem abendlichen Auftritt darüber informiert wurde, dass Geigerin Patricia Kopatchinskaja, die mit dem Kammerorchester Basel hätte auftreten sollen, krankheitshalber ausfalle. Agent Christoph Müllers Kontakten war es schliesslich zu verdanken, dass am Abend der Schweizer Geiger Sebastian Bohren auf der Bühne stand. «Das war doch ein spezieller Start in die Konzertsaison», so Schibler schmunzelnd.

Ende September ist nicht ganz Schluss

Ganz weg wird Herbert Schibler Ende September jedoch nicht sein. «Ich werde die Nachfolgerin oder den Nachfolger, der im kommenden März definiert werden soll, bis Ende Saison 2019/20 begleiten», erzählt er und fügt lachend an: «Schliesslich darf oder muss die Person eine von mir fertig gestaltete Saison übernehmen.» Nun freut sich der Theaterdirektor aber erstmals auf die zweite Hälfte der Saison, die erneut mit einigen Leckerbissen aufwartet. «Das Hagen Quartett bietet Weltklasse-Kammermusik oder auch die Canadian Brass, die Ende Februar eine Art zusätzliche Fasnachtsveranstaltung bestreiten und Pianist Kit Armstrong ist ein Genie unserer Zeit», zählt Schibler begeistert auf. Begeistert zeigt sich der 64-Jährige auch über das vielseitige kulturelle Angebot und Miteinander von und mit anderen Oltner Kultur-institutionen. «Es ist in der aktuellen Saison zur spannenden Zusammen-arbeit mit verschiedenen Veranstaltern gekommen, was ich sehr schätze.» Gibt es für den Theaterdirektor, Künstler, die er noch hätte einladen wollen? «Nicht unbedingt. Vielleicht die Pianistin Yuja Wang. In den Sinn kommen würden mir zwar noch der eine oder andere, doch nun gehen mir die Saisons aus», so Herbert Schibler lachend.

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