Trimbacher Gastlichkeit im Schottischen Hochland

Leben in Schottland Vor vier Monaten eröffneten Daniel Muccio und seine Ehefrau Sarah im schottischen Hochland ihr Gästehaus. Der Trimbacher erzählt von seiner neuen Heimat, seinem Alltag und dem etwas anderen Zeitverständnis der Schotten.

Haben sich ihren Traum erfüllt: Sarah und Daniel Muccio vor ihrem Gasthaus in Schottland. (Bild: Jessica Sutter)
Haben sich ihren Traum erfüllt: Sarah und Daniel Muccio vor ihrem Gasthaus in Schottland. (Bild: Jessica Sutter)

Vor acht Jahren sei er erstmals mit zwei Kollegen nach Schottland gereist, erzählt der Trimbacher Daniel Muccio. «Ich hatte das Gefühl nach Hause zu kommen.» Danach habe es für ihn nur noch ein Reiseziel gegeben. Neben der Landschaft hätten ihn die keltischen Legenden und die Geschichte des Landes fasziniert. «Wir sind spontan gereist und haben die Gegend auch fernab der Touristenplätze kennen gelernt», so der 38 Jährige.

Brücken in der Schweiz abbrechen

Muccio ist gelernter Sanitär, der sich zuerst im Bereich Sicherheit und Bewachung weiterbildete, später verschiedene Marketing-Kurse besuchte und bis vor einem Jahr als Kundenberater tätig war. Daneben gründete er vor elf Jahren mit der «sicher 24 GmbH» seine eigene Firma in Trimbach. Im Jahr 2017 verbrachte er zwei Monate in Schottland, um zu arbeiten. «Spätestens da wusste ich, dass dieser Flecken Erde meine Wahlheimat werden wird», so Muccio, der sich während dieser Zeit nach einem Häuschen umschaute. Dieses Vorhaben rückte, zurück in der Schweiz, jedoch etwas in den Hintergrund, als er mit seiner heutigen Ehefrau Sarah zusammengekommen ist. Vor einem Jahr packte er schliesslich den Wunsch wieder an, sich ausserhalb der Schweiz ein neues Leben aufzubauen. Auch seine 36-jährige Ehefrau Sarah, eine gelernte Coiffeuse, war bereit die Brücken in der Schweiz abzubrechen, schliesslich hatte sie eine Zeit lang eine Sprachschule im schottischen Edinburgh besucht und ist insgesamt viel gereist.

Die Südländer des Nordens

«Im Mai 2018 verbrachten wir einige Zeit in Schottland, das wir abgesehen von den Äusseren Hebriden, wie unsere Westentasche kannten, um uns Häuser anzusehen.» Plötzlich sei alles sehr schnell gegangen: «Wir haben das viktorianische Haus aus dem Jahr 1863, das auch bisher als Gästehaus genutzt wurde, im Städtchen Grantown on Spey auf dessen Bausubstanz prüfen lassen und schliesslich gekauft. Die Gegend hat einiges zu bieten, man befindet sich schliesslich im grössten Nationalpark und Skigebiet von Grossbritannien.» Sie seien herzlich mit Glückwunsch- karten empfangen worden. «Die Schotten sind die Südländer des Nordens: Herzlich und warm», schwärmt der Trimbacher mit italienischen Wurzeln, der mit einigen regionalen Gasthäusern Freundschaften geschlossen hatte. Konkurrenzdenken: Fehlanzeige. «Die Ratschläge unserer Bekannten haben uns viel Lehrgeld erspart», erzählt Muccio dankbar. Im Jahr 2018 heiratete das Paar und liess ihr Ehegelübde mit einem Band nach keltischem Brauch bekräftigen.

Mit Liebe fürs Detail

Nachdem das Ehepaar das Steinhaus mit den sechs Gästezimmern mit viel Liebe zum Detail in ihr neues Zuhause verwandelt hatte, wurde es im Mai nach einem Testlauf, an dem Familie und Freunde teilgenommen hatten, eingeweiht. «Wir mussten uns in den Aufgaben finden, so brachte ich zwar neben dem Wirtepatent, Erfahrung in Marketing mit, hatte aber vom Kochen und Servieren keine Ahnung», erzählt Muccio schmunzelnd. Schnell stellte sich heraus, dass das frisch zubereitete Frühstück besser gelang, wenn dies die Frau des Hauses übernimmt, die Betreuung der Gäste jedoch bei ihrem Mann gut aufgehoben war. Zu wohnen, wo man arbeite, sei kein Problem. Die Küche biete räumlich eine Trennung zwischen dem privaten Bereich und dem Hausteil mit Lounge für die Gäste. Ihr Tag beginne um 6 und ende um 22 Uhr. Es könne aber schon mal vorkommen, dass ein Gast um Mitternacht nach Kaffeerahm frage, erzählt der Gastgeber lächelnd. Neben dem Morgenessen mit einem continental und einem traditionell schottischen Buffet, dem Herrichten der Zimmer, Einkäufen und Büroarbeiten will auch der
2’500 m² grosse Garten gepflegt sein. «Wir sind Gärtner, Hausabwarte, Köche und Hoteliers in einem.» Dabei legen die beiden Schweizer wert auf viel Selbstgemachtes. «Wir haben täglich hausgemachtes Brot und stellen spezielle Konfitüre und Humus her.» Ziel sei es, sich noch mehr in die schottische Kultur einzuleben. «Wir sind daran den schottischen Dialekt zu lernen», erzählt Muccio, der als einziges die Zuverlässigkeit in der Schweizer Heimat vermisst. «Ich habe vor sechs Wochen einen Monteur für die Heizung bestellt. Bis heute ist er nicht gekommen.» Zwei Jahre möchte das Ehepaar zu zweit weiterarbeiten, denn es hat für das Haus bereits einige Ideen. «Wir möchten unser Angebot kinderfreundlicher gestalten und das Zimmer sieben umbauen, damit es von Gästen mit Hunden genutzt werden kann.» Zudem habe es auf ihrem Land noch eine alte Bäckerei, die sie umbauen und dann wochenweise vermieten möchten. Ende Jahr wird Muccio ganz aus seiner Firma aussteigen, um sich vollumfänglich seinem Traum in Schottland zu widmen.

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