Alles begann mit einem Chindsgitäschli
Nicole Wettstein hat für sich den perfekten Ausgleich neben dem Familienleben gefunden. Als sogenannte «Mompreneur» hat die begeisterte Näherin ihre grosse Leidenschaft professionalisiert.

Sie sei schon immer kreativ gewesen und habe gerne genäht, gestaltet und kreiert. «Angefangen hat alles mit einer Eigenkreation des «Chindsgitäschlis» für meinen Göttibueb», erinnert sich Nicole Wettstein und fügt lachend an: «Dieser ist jedoch mittlerweile 16 Jahre alt und wird das Täschli wohl nicht mehr benützen.»
Vorfasnachtszeit ist Nähzeit
Auch durch die alljährliche Fasnacht, welche seit ihrer Kindheit ein fester Bestandteil der Oltnerin ist, hat sie Ihre Erfahrungen im Nähen weiter vertieft. «Schon mit meinen Grosseltern, bei denen ich in der Nähe des Sälischulhauses aufwuchs, war ich immer an den diversen Umzügen und Fasnachtsanlässen anzutreffen. Wir waren wohl bereits damals richtige «Festfüdler»», gibt die 40-Jährige lachend zu. Auch nach ihrer Heirat mit Roger Wettstein bleib das Fasnachtsfieber in der Familie bestehen. «Roger ist seit gut 20 Jahren fester Bestandteil der Guggenmusik Boèhme. Die ganze Familie läuft daher bei den diversen Umzügen mit.» Somit müssen die Bohème-Kostüme der zwei Söhne bis zur Fasnachtszeit anziehbereit sein. Zudem ist Wettstein seit gut zwei Jahren in der Kostümgruppe ihrer eigenen Clique «Emanzengift». «Das Zuschneiden der Stoffe und anschliessende Nähen des eigenen Kostüms nimmt manchmal mehrere Tage in Anspruch. Doch trotz des grossen Aufwandes möchte ich die närrische Zeit nie missen.»
«Die Idee entstand in den Ferien»
Zum Glück ist ihr dabei auch nie die Freude am Nähen abhandengekommen. Daher entstand vor gut sechs Jahren gemeinsam mit vier Freundinnen das Projekt «5moms». «Wir waren alle gemeinsam in den Ferien in der Toskana und aus dem üblichen Geschwätz heraus kam uns plötzlich die Idee für ein Label, das von Taschen, Lätzli, Necessaire bis Schutzengeli alles Mögliche anbieten soll, was Eltern für sich und ihren Nachwuchs begehren.» Aus fünf Müttern sind mittlerweile zwei geworden, Nicole Wettstein und Rahel Hasenfratz. Allerdings können die zwei immer noch auf Unterstützung von ihrem Umfeld und vor allem ihren Ehepartnern zählen. «Mein Mann ist für unsere Buchhaltung zuständig und Rahels Partner gestaltet die Homepage. Mittlerweile sollte der Name somit fast in «Two Moms and Two Dads» umgeändert werden», witzelt Wettstein. Auch Mitgründerin Christa Bertschi hilft immer noch ab und zu an Samstagen im Laden aus und ist nicht vollends aus dem Projekt ausgestiegen.
«Leben können wir nicht davon»
Nebst der Trennung von den anderen drei Mitgründerinnen im letzten August haben die zwei im Februar diesen Jahres einen weiteren grossen Schritt gewagt. «Bis im letzten Winter war unser Atelier in Niedergösgen stationiert. Da wir immer schon in der Dropa-Apotheke in Olten einige unserer Taschen und Angebote präsentierten, wurde ein Apotheker aus Solothurn auf uns aufmerksam und bot uns ein freies Ladenlokal an.» Kurzerhand zog der kleine Laden in die grosse Stadt und kann mittlerweile von der neugewonnenen Laufkundschaft profitieren. «Ich bin jeweils zwei Tage im Laden in Solothurn und liebe die Abwechslung und Gespräche mit den Kunden.» Obwohl die Nachfrage riesig ist und die «Mompreneurs» ständig produzieren können und müssen, bezeichnet Wettstein das Label nach wie vor eher als Hobby. «Einen grossen Gewinn können wir durch die ganzen Ausgaben für Material und Ladenmiete nicht einfahren und somit bleibt unsere eigene Arbeit so gut wie unentlohnt. Allerdings habe ich den Schritt in mein eigenes kleines Business nie bereut.»
Tauchbegeisterte Heilpädagogin
Denn eigentlich kommt die Oltnerin, welche mittlerweile mit ihrer dreiköpfigen Familie in einem modernen, selbst gebauten Haus in Starrkirch-Wil lebt, aus einem etwas anderen Bereich. «Schon seit meiner Kindheit wollte ich immer Lehrerin werden. Da es mir aus notentechnischen Gründen damals nicht ins Lehrerseminar reichte, schlug ich den Gymnasiums- und anschliessend heilpädagogischen Weg ein.» Während ihres Studiums kehrte sie daher der Eisenbahnerstadt den Rücken zu und lebte in Freiburg. «Das Vollzeit-Studium wurde damals nur dort angeboten.» Allerdings bleib sie Olten nicht lange fern und fand nach ihrem Studium eine Anstellung im heilpädagogischen Zentrum in Olten, in welchem sie bis zur Geburt ihres ältesten Sohnes tätig war. Heilpädagogik ist und bleibe daher ein Teil von ihr, jedoch möchte sie momentan ganz auf «5Moms» setzen. Ausserdem lässt sich das Label gut mit ihrer Rolle als Mutter vereinen. «Ich kann immer auf meine Schweigereltern als Hütedienst zählen und gemeinsam mit einer Kollegin passen wir an den jeweiligen abwesenden Tagen des anderen auf den Nachwuchs auf.» Jedoch musste sie in letzter Zeit ein grosses Hobby vernachlässigen: das Tauchen. «Gemeinsam mit meinem Mann und mit unseren Kindern sind wir viel gereist und durften so einige wunderschöne Stellen zum Tauchen entdecken. Besonders die Insel Palau in Mikronesien ist ein Geheimtipp», schwelgt sie in Erinnerungen. Wer weiss, vielleicht wird Nicole Wettstein trotz ihren diversen Projekten irgendwann wieder an diesen eindrücklichen Ort zurückzukehren.