Bereit für neue Herausforderungen

Verena Bürge findet nach ihrer Pensionierung wieder zu ihren Gastronomiewurzeln zurück. Im September eröffnet die Obergösgerin ihr eigenes, kleines Bed & Breakfast.

Verena Bürge freut sich auf den kommenden Lebensabschnitt nach ihrer Pensionierung. vwe)
Verena Bürge freut sich auf den kommenden Lebensabschnitt nach ihrer Pensionierung. vwe)

Vereinsmensch durch und durch - diespasst passt zu Verena Bürge einwandfrei. Die 62-Jährige scheut sich dabei auch nicht die Initiative zu ergreifen. «Meist ist mein Engagement mit meinen Kindern oder mittlerweile mit meinen fünf Enkelkindern verbunden», erklärt sie.

Turnerin seit Jahrzehnten

So kam es auch in den 80er-Jahren, dass Bürge die Geräteriege des Turnvereins Obergösgen ins Leben rief. «Meine beiden Töchter waren im Jugialter und es gab damals kein Angebot mehr für ihre Altersklasse.» So besuchte die junge Mutter kurzerhand Leiterinnenkurse und baute eine kleine Riege auf. «Obwohl meine Töchter nicht die «geborenen Geräteturnerinnen» waren, gab es nie Probleme wegen meiner Doppelrolle als Mutter und Trainerin», erinnert sie sich heute lächelnd zurück. Doch nicht nur in der Geräteriege war die Obergösgerin aktiv dabei. «Bis vor sechs Jahren hatte ich die Frauenriege unter mir.» Obwohl sie heute zugegebenermassen nicht mehr so oft in der Turnhalle anzutreffen ist, organisiert sie immer noch begeistert die jährlichen Turnausflüge. «Diesen Herbst geht es mit dem gesamten Verein in die Engstligeralp.» Nebst dem Turnverein ist der Tausendsassa auch bei den Schützen anzutreffen oder kath. Kirchengemeinderat von Obergösgen tätig.

Kind des Restaurants Kreuz

Ihr Organisationstalent und ihre Offenheit bekam Bürge bereits in die Wiege gelegt. «Meine Eltern betrieben über 30 Jahre das Restaurant Kreuz in Obergösgen. Da war immer was los und so entstand auch meine tiefe Verbundenheit mit meinem Wohnort.» Obwohl die Obergösgerin das Wirtinnenblut vererbt bekam, entschied sie sich nach der Pensionierung ihrer Eltern gegen die Übernahme des Gasthofes. «Ich wurde mit 19 Jahren sehr jung Mutter und hatte meinen Arbeitsweg bereits im kaufmännischen Bereich eingeschlagen. Die Führung eines Restaurants wäre schlichtweg zu viel geworden, für mich, meine zwei Kinder und meinen Mann.» So blieb sie im Büro in einer Computerfirma in Aarau tätig.

Mit 57 Jahren auf Stellensuche

Nach 15 Jahren beim gleichen Betrieb machte Bürge jedoch eine interne Umstrukturierung einen Strich durch die Rechnung. «Der Firmensitz wurde auf Zollikofen verlegt. Anfangs pendelte ich noch, doch irgendwann entschied ich mich für einen Wechsel.» So fand sie sich als 57-Jährige auf Stellensuche wieder. «In diesem Alter ist man für die wenigsten Betriebe attraktiv und die meisten Bewerbungen scheitern genau an diesem Punkt.» Doch Verena Bürge hatte Glück: Sie erhielt im Weiterbildungssekretariat der landwirtschaftlichen Schule Liebegg bei Gränichen (AG) eine Chance. «Wer schon einmal auf der Liebegg war, weiss wie wunderschön diese Gegend als Arbeitsort ist und auch meine Tätigkeit ermöglichte mir, immer wieder Neues zu erfahren und zu lernen, wie z.B. mein neues Hobby Weben.» Früher war Weben für angehende Bäuerinnen ein Pflichtfach und so stehen im Dachstock der Schule noch immer sieben Webstühle, die in den regelmässigen Kursen der Oltnerin Ruth Aeberhart genutzt werden. Inzwischen hat sich Bürge seit gut einem Jahr ein eigenes kleines Webzimmer in Obergösgen eingerichtet. «Im nächsten Jahr am Weihnachtsmarkt im Haus der Begegnung möchte ich meine Kreationen erstmals zum Kauf anbieten», erklärt sie voller Tatendrang.

Bürge’s B&B

Vor gut zwei Wochen wurde Verena Bürge frühpensioniert. Neben ihrem Hobby Weben kann sie jetzt mit der neugewonnenen Zeit auch weitere Projekte in Angriff nehmen. «Ich engagiere mich seit einem Jahr im Verein Tavolino, mit dem ich gemeinsam mit meiner Schwägerin einmal bis zweimal pro Woche einen Mittagstisch für Schulkinder anbiete.» Ausserdem wird sie im September einen neuen Lebensabschnitt starten. «Das Elternhaus meines Mannes, in dem wir wohnen, ist als Zweifamilienhaus konzipiert. Da unsere Untermieter auf Oktober in eine Eigentumswohnung ziehen, werden wir den unteren Wohnbereich in ein Bed&Breakfast umgestalten», erklärt Bürge lächelnd. So finde sie doch noch zu ihren Gastronomiewurzeln zurück. «Zu verlieren haben wir ausser einigen Mietzinsen nichts. Nur wer ausprobiert, kann auch gewinnen.» Langweilig wird es der 62-Jährigen so trotz Pensionierung wohl nie werden.

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