«Den Kopf nicht in den Sand stecken»
Therese Studer Die Oberbuchsiterin hat in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge ertragen müssen. Sie versucht aber, stets nach vorne zu blicken. Die 57-Jährige geht verschiedenen Tätigkeiten nach und ist sich für nichts zu schade.

Aufgewachsen ist Studer auf einem Bauernhof im kleinen Dorf Inkwil im Kanton Bern. Sie ist das Mittlere von drei Geschwistern, hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Bereits als Kind lernte sie anzupacken und hart zu arbeiten. Ausserdem wurde sie schon früh mit einem Unglück in konfrontiert: ihr Bruder verlor als Junge bei einem Unfall auf dem Hof eine Hand. Auch heute arbeitet Studer nach wie vor gerne und hilft, wo Not an der Frau ist. Noch bis Ende August ist sie im Restaurant Rebstock in Däniken angestellt. Sie arbeitet 30 bis 40 Prozent im Service und in der Küche. Zudem hilft sie seit etwa sechs Jahren jeden Frühling mit, beim Bauer Pfäfferli in Egerkingen, Spargeln zu schneiden. Die Arbeit beginnt am morgen früh und findet bei Wind und Wetter statt. «Es ist jeweils eine harte, aber auch eine sehr schöne Zeit», lacht Studer.
Die Krankheit Zystische Fibrose
Im Jahre 1981 wurde Therese Studer Mutter von Zwillingsmädchen. Bei der Geburt sah alles gut aus, doch nach ein paar Tagen wurden beide Mädchen krank und verloren rapide an Gewicht. Im Krankenhaus wurde die Erbkrankheit «Zystische Fibrose» diagnostiziert. Die Ärzte gingen von einer Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren aus. Die Mädchen mussten regelmässig inhalieren und besuchten alljährlich ein Ferienlager für Kinder mit zystischer Fibrose in Crans Montana. Den Töchtern gefiel das Lager gut und Therese und Franz Studer konnten so andere Eltern von kranken Kindern kennen lernen. «Es tut gut, wenn man sich austauschen kann und verstanden wird», meint Studer.
Wenn man ein Kind verliert
Nicht durch die schreckliche Krankheit, sondern durch einen tragischen Autounfall verloren die Studers im Jahre 2000 eine ihrer geliebten Töchter. Sie wurde lediglich 19 Jahre alt. «Das Schlimmste ist, dass wir uns nicht richtig und in Ruhe von ihr verabschieden konnten», erzählt Studer. «Der Monat September ist für uns durch die drei «T’s» geprägt: Wir hatten unsere Trauung im September, die Taufe unserer Töchter und schliesslich die Trauer.»
Eine brennende Kerze
Vor ungefähr zehn Jahren mussten die Studers einen zweiten herben Schicksalschlag ertragen. Als sie einen Spaziergang machten, führte eine unbeachtete, brennende Kerze zu einem Wohnungsbrand. «Zum Glück wurde der Brand von Nachbarn entdeckt, sonst wäre wohl das ganze Haus abgebrannt», berichtet Therese Studer. Rund ein halbes Jahr war ihre Wohnung unbewohnbar, etliche Habseligkeiten mussten weggeworfen werden. Heute lebt Therese Studer mit ihrem Ehemann wieder in der renovierten Wohnung im Haus der Schwiegereltern. In der Dachwohnung wohnt ihre Tochter gemeinsam mit ihrem Freund. Das Zusammenleben funktioniert sehr gut. «Es vergehen manchmal mehrere Tage, ohne dass ich sie oder ihren Freund sehe», erwähnt die Oberbuchsiterin. Wegen der Krankheit ihrer Tochter geht sie ihr ab und zu im Haushalt zur Hand. «Sie sagt mir aber, wenn ich zu viel mache», lacht Studer. Trotz der von den Ärzten geschätzten Lebenserwartung ist ihr Kind nun schon 33 Jahre alt.
Nicht aufgeben
Therese Studer und ihre ganze Familie sind Kämpfernaturen. «Irgendwie muss es ja immer weiter gehen», erklärt die 57-Jährige. Sie erfreut sich an den schönen Dingen im Leben und geht ihren Hobbys nach. «Ich bewege mich gerne draussen in der Natur.» Ausserdem haben die Studers das Reisen für sich entdeckt. 2015 unternehmen sie etwas Aussergewöhnliches: eine Schiffsreise rund um das norwegische Spitzbergen. «Ich freue mich sehr», strahlt Therese Studer.