«Die 80er-Jahre waren dekadent»
René Freiburghaus - alias «Fribi» ist bei Heavy Metal- und Hardrock-Fans kein unbeschriebenes Blatt. Im Gespräch lässt der Plattenladenbesitzer seine 28-jährige Laufbahn im Musikbusiness Revue passieren.

Die Winkelunterführung in Olten ist nicht nur Verbindungspassage von der linken zur rechten Aareseite oder Thema politischer Diskussionen, sondern seit etlichen Jahren auch der Arbeitsort von René Freiburghaus, bekannt unter seinem Spitznamen«Fribi». Sein Plattenladen «Outsider» ist mittlerweile einer der letzten seiner Art in der Region. «Seit dem Onlinegeschäft mit Musik sind CD- und Plattenladen weniger gefragt. Ich spreche vor allem Liebhaber und Sammler an, die gerne etwas «Echtes» und Zeitloses in den Händen halten», erklärt Freiburghaus seine Kundschaft.
Seit der Geburtsstunde ein Fan
Auch sonst könne man das heutige Business mit dem vor gut 30 Jahren nicht mehr vergleichen. In den Anfangszeiten seines Plattenhandels 1986, der noch privat und von zu Hause aus stattgefunden hat, boomte die Musikszene regelrecht. «Die Labels hatten Geld. Vor allem in meiner Szene, Heavy Metal und Hard Rock, wurde nur so mit Scheinen um sich geschmissen. Ziemlich dekadent das Ganze», erinnert sich der 47-Jährige schmunzelnd zurück. Die 80er-Jahre, für «Fribi» die Geburtsstunde des Heavy Metals, sind ihm auch modisch noch lebendig vor Augen. «Meine Szene stellte neben der Disco- und Popwelle den totalen Aussenseiter dar. Daher immer noch der Name meines Ladens «Outsider». Lange Haare, schwarze Kutte mit möglichst vielen Aufnähern von möglichst unbekannten Bands, Patronengürtel und zerlöcherte Jeans - dies war unsere Uniform», erinnert er sich und lacht: «Eigentlich aus der heutigen Perspektive nachvollziehbar, dass wir nicht als «Womanizer» galten.»
Von Elvis zu Jag Panzer
Aufgewachsen in Murgenthal, wo er heute wieder mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen lebt, wurde ihm das Faible für die Musik in die Wiege gelegt. «Meine Mutter steckte mich bereits in jungen Jahren mit ihrem Elvis-Fieber an und schon bald war bei meiner ganzen Verwandtschaft klar: Mit einer Elvis-Platte macht man dem Jungen am meisten Freude.» Der Weg zur immer schnelleren, härteren und lauteren Musik sei dadurch schon vorgebahnt gewesen. «Die damalige Rockmusik ist die Wurzel von jeglichen Metal- und Hardrock-Richtungen, die wir heute kennen.» So verbrachte «Fribi» seine Teenie-Tage mit Töffli-Touren zu verschiedensten Plattenläden, um immer die neusten Erscheinungen und Bands zu kennen. Unter anderem auch nach Olten. «Früher gab es hier drei bekannte Plattenläden. Dies waren nicht nur Verkaufsstellen, sondern regelrechte Treffpunkte. Dort wurde diskutiert, ausgetauscht und gehandelt, was musikalisch angesagt ist und was gar nicht geht.» Eine Band hat es dem 47-Jährigen persönlich seit 1985 besonders angetan. «Ich besitze die weltweit grösste Sammlung von «Jag Panzer»-Produkten», erklärt der Plattenladenbesitzer lächelnd. Dazu gehören nicht nur Platten, sondern jegliche erschienenen Merchandise-Artikel der amerikanische Power-Metal-Band. Mittlerweile kennt er seine Idole seit etlichen Jahren auch privat und hat mit ihnen eine Diskografie veröffentlicht, in dem seine Sammlerstücke verewigt wurden. «Zum Glück habe ich mich nicht für berühmtere Bands wie z.B. «Kiss» entschieden, sonst hätte mich mein Sammelwahn noch in den Ruin getrieben», bemerkt er dazu lachend.
Mut zur Subkultur
Eines ist klar: Wenn René Freiburghaus etwas macht, dann richtig und mit voller Leidenschaft. So stand das grosse Geld für ihn auch nie im Vordergrund. «Ich hatte immer mehrere Jobs. Früher managte ich nebenberuflich Bands wie «Lunatica» oder führte Anfang der 2000er-Jahre einen Club in der Industrie in Olten. Auch heute würde ich ohne meine 70%-Stelle als Textiltechnologe neben dem Laden meinen Lebensunterhalt nicht meistern können.» Trotz dem enormen Zeitaufwand, den sein Plattenladen mit sich bringt, schätzt er den Kontakt zu seinen Kunden und möchte mit ihm ein Stück Subkultur bewahren. «In Olten fehlt meiner Meinung nach oftmals der Mut zu etwas anderem, etwas, das nicht ganz der Norm entspricht», so «Fribi» nachdenklich. Dem wirkt der Murgenthaler mit kleinen Akustik-Konzerten in seinem Laden ein wenig entgegen. «Outsider» ist nicht nur eine Musikverkaufsstelle, sondern ein kleiner Treffpunkt der etwas spezielleren Musikszene in Olten.