Durch Hoch und Tiefs mit seiner Gitarre

Slobodan Stojic musste in seinem Leben schon einige Höhen und Tiefen durchleben, bis er heute an einem seiner persönlichen Ziele angelangt ist: von - seiner Leidenschaft Musik leben zu können.

Boban Stojic lebt für und durch seine Gitarrenmusik. ZVG)
Boban Stojic lebt für und durch seine Gitarrenmusik. ZVG)

In Kraljevo, einer Stadt mit etwa 66’000 Bewohner im Westen Serbiens, geboren, zog die vierköpfige Familie fünf Jahre nach Slobodan Stojic’s Geburt in die kleinere, serbische Gemeinde Arilje. «Mein Vater war ein hohes Tier im Militär und musste, seinem jeweiligen Einsatzort entsprechend, immer wieder umziehen. In Arilje wollte er schlussendlich sesshaft werden und sein eigenes Haus errichten», erklärt Stojic, der in Musikerkreisen auch unter dem Namen Boban bekannt ist. Doch an seinem Haus konnte sich Vater Stojic nicht lange erfreuen. Bereits mit sieben Jahren verlor der Hobbymusiker seinen Vater und wuchs umsorgt von seiner Mutter und seinen zwei Halbschwestern im «Bunker», wie Stojic das Haus seines Vaters nennt, auf. «Auch am Baustil unseres Familienhauses konnte man den militärischen Status meines Vaters gut erkennen: Betonblock, unzerstörbar», erinnert er sich. Als Halbwaise habe er es in Serbien nicht immer einfach gehabt. «Meine Mutter musste uns bis zu ihrer zweiten Hochzeit von ihrer Pension und den wenigen Ersparnissen durchbringen. Geld war stets knapp bei uns», blickt Stojic zurück.

Frühe Leidenschaft

Doch trotz der schwierigen Familienverhältnisse fand Slobodan Stojic schon früh zu seiner Bestimmung. «Schon damals hörte ich am liebsten Gitarrenmusik und konnte den Profimusikern im Fernsehen stundenlang zuhören», erinnert sich Stojic an seine Kindheit in Serbien und fügt lachend an: «Am liebsten hätte ich schon damals gemeinsam mit den Gitarristen auf der Bühne gerockt.» So kam es, dass der heutige Inhaber von GSS Guitar Service in Suhr bereits mit acht Jahren seine erste Gitarre in den Händen hielt. Obwohl es sich um das billigste Modell handelte und das Üben mit diesem Saiteninstrument schwierig gewesen sei, liess Slobodan Stojic die Freude an der Gitarrenmusik seither nicht mehr los. «Ich bin eine richtige Nervensäge gewesen. Ständig habe ich bei meinem Gitarrenlehrer geklingelt, um noch mehr über das Spielen zu erfahren und besser zu werden», blickt er heute lachend zurück und fügt an: «Aber nur durch diesen extremen Eifer konnte ich schnell Fortschritte machen.» Bereits im Alter von zehn Jahren habe ihm sein Gitarrenlehrer für wenig Geld Privatstunden ermöglicht und in die Kunst des Gitarrenbaus eingeweiht.

«Scharfe Peperoni»

Praktisch seine ganze Jugend habe er in der Werkstatt seines Gitarrenlehrers verbracht und so sein heutiges Handwerk erlernt. «Viele Musiker denken zu früh, dass sie alles können und keine Fragen mehr zu stellen brauchen. Doch nur durch Fragen und Nachmachen kommt man weiter», sinniert der heutige Gitarrenlehrer. Acht Jahre lang habe er gemeinsam mit seinem Mentor geübt, gewerkelt und in dessen Geschäft ausgeholfen. Dadurch sei eine sehr enge Beziehung entstanden. «Mein Gitarrenlehrer hat sozusagen die Rolle meines verstorbenen Vaters übernommen und mir auch menschlich einiges auf den Weg gegeben. Ich habe ihm vieles zu verdanken», zeigt Stojic auf. In dieser Zeit habe er mit seiner ersten Rockband «Deponie» auch erste Erfolge als Musiker feiern. Nach seiner Gitarrenbaulehre habe er zwölf Monate Militärdienst in Serbien geleistet. «Diese Zeit war die Hölle auf Erden für mich. Wegen dem bekannten Namen meines Vaters wurde ich enorm schikaniert», erklärt er. Nach dieser negativen Erfahrung wandte sich Stojic wieder der Musik zu und spielte beruflich bei der berühmten, serbischen Unterhaltungsband, welche übersetzt «Scharfe Peperoni» hiess.

Neues Leben in der Schweiz

Diese Band habe ihn schlussendlich in das ihm unbekannte Land Schweiz geführt. «Wir planten 1991 eine kleine Klubtour für einen Monat in der Schweiz und spielten unseren ersten Gig in Romanshorn», erinnert sich Stojic und fügt an: «Genau zu dieser Zeit brach in Serbien der Krieg aus, sodass wir gezwungenermassen unsere Tour auf 18 Monate verlängerten.» In dieser Zeit habe er seine Ex-Frau mit serbischen Wurzeln kennen gelernt und entschieden in der Schweiz zu bleiben. Die Band zerbrach und der grösste Teil der Mitglieder musste wieder zurück in das vom Krieg zerrüttete Heimatland. «Ich und der damalige Keyboarder blieben hier und spielen noch heute zeitweise zusammen», erzählt Stojic weiter. Doch seine erste Ehe habe ihm nichts als Ärger eingebracht und so war es nur eine Frage der Zeit bis die Scheidung vollzogen war. Finanziell ruiniert war Slobodan Stojic als Dachdecker tätig und hatte sowohl die Kraft als auch das Geld nicht, um nach Serbien zurückzukehren.

Traum des eigenen Gitarrengeschäfts

Doch er raffte sich erneut auf, lernte 2003 seine jetzige Frau kennen und näherte sich Stück für Stück der Erfüllung seines Traums. «2006 eröffnete ich meinen Gitarrenservice zuerst in Seon und wechselte ein Jahr später wegen schlechter Infrastruktur an den heutigen Standort Suhr», zeigt sich Stojic erfreut. Anfangs auf Verkauf spezialisiert, habe er sein Angebot der Nachfrage angepasst und erteilt heute bis zu 60 Musikschülern Gitarrenunterricht und bietet einen Gitarren-Reperaturservice an. «Genau wie mein früherer Gitarrenlehrer bin ich streng mit meinen Schülern und treibe sie an, sich stetig zu verbessern», sagt er schmunzelnd. Auch privat habe er in Aarburg nun sein Glück gefunden und freue sich, seinem siebenjährigen Sohn bei den ersten Gitarrengriffen zu helfen. «Neben meinem Geschäft spiele ich seit gut drei Jahren in Pascal Geiser’s Blues Band und verfolge viele andere kleine Musikprojekte. Im letzten Mai haben wir unsere erste Single «Blues on my Tail» veröffentlicht», erzählt der Gitarrist mit strahlenden Augen. Wer den Lebensmut und Stojic’s unbändige Freude an der Musikselber sehen möchte, kann ihn am29. November live in der Variobar erleben.

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