Ein Jahrhundert in Olten überdauert

Roy Nussbaum Die Familie des Unternehmers ist bereits seit vier - Generationen mit der Region Olten tief verbunden. Nicht nur ist diese der Hauptstandort des 110-jährigen Familienbetriebes R. Nussbaum AG, es leben auch viele Familienangehörige noch heute in der Region und haben hier, wie Roy Nussbaum, ihre Kindheit und Jugend verbracht.

Roy Nussbaum mit seinem täglichen Brot: Armaturen. vwe)
Roy Nussbaum mit seinem täglichen Brot: Armaturen. vwe)

Gerne erinnere sich Roy Nussbaum an seine Erlebnisse, die er mit Olten und Lostorf verbinde, zurück: «Ich hatte das Glück eine tolle Primarschul- sowie Kantonsschulzeit in dieser Gegend verbringen zu dürfen. Vor allem die Reise nach Rom mit meinem damaligen Lateinlehrer bleibt unvergesslich.» Wie in den 80er Jahren üblich wurde der ursprüngliche Lostorfer während seiner Gymnasialzeit sieben Jahre lang in die lateinische Sprache eingeführt. «Mein damaliger Lateinlehrer Bruno Colpi hat uns zum Glück nicht nur die Grammatik vermittelt, sondern den Schülern auch die Faszination der Geschichte des alten Roms weitergegeben», erzählt Nussbaum von seiner Kantizeit.

Von Latein zu Wirtschaft

 

Obwohl dem damaligen Kantischüler dieser historische Aspekt gefiel, entschied er sich bei seinem Studium einen anderen Weg einzuschlagen. «Ich wollte ein möglichst breites Wissen in meinem Studium vermittelt bekommen und schwankte somit zwischen einem Physik-, Medizin- oder Wirtschaftsstudium», erzählt Roy Nussbaum weiter. Die Wahl fiel auf Betriebs- und Volkswirtschaft. «An der Uni Bern konnte ich während meines Studiums viele Lektionen selber wählen und so in verschiedene Studienbereiche reinschnuppern. So besuchte ich im Ergänzungsfach, neben dem Hauptfach mit Schwerpunkt «Unternehmensstrategie», Vorlesungen der Politik- und Medienwissenschaft, welche ich sehr bereichernd empfand», erinnert sich der ehemalige Student zurück.

Praktikum im «Big Apple»

 

Nach vier Jahren in Bern beendete er sein Wirtschaftsstudium erfolgreich und suchte voller Tatendrang erste Herausforderungen. «In der Uni bemerkte ich einen Aushang für ein Praktikum in der Marketingabteilung eines internationalen Transportunternehmens in New York und bewarb mich kurzerhand. Damals noch per Fax, um möglichst schnell eine Antwort zu erhalten», erzählt Nussbaum schmunzelnd von seiner ersten Bewerbung. Zur Freude des damaligen Absolventen wurde ihm die Möglichkeit geboten, dieses sechsmonatige Praktikum in den Vereinigten Staaten anzutreten. «Dieses war natürlich ohne Entlöhnung, allerdings verhalf es mir zu einem ersten kleinen Einblick in die internationale Arbeitswelt», so Nussbaum. Die Zeit in den USA nutzte Roy Nussbaum zusätzlich, um seinen Reisehunger zu stillen. «Ich reiste von New York nach New Orleans, von Nevada bis nach Los Angeles. So lernte ich erstmals vertieft eine andere Kultur kennen», erzählt der Betriebswirt weiter.

Erste Berufsjahre

 

Zurück in der Schweiz verdiente sich Roy Nussbaum seinen Doktortitel im Themenbereich «Unternehmensethik» und trat seine erste Stelle in einer neugegründeten, schweizerisch-schwedisch-holländischen Telekommunikationsfirma namens «Unisource» an. «Als Uniabgänger ist es perfekt, in ein Unternehmen einzusteigen, welches sich im Aufbau befindet. Denn so erhielt ich schon nach drei Monaten Einführung eine europaweite Verantwortung als Product Manager», erzählt er. Entsprechend sei er in ganz Europa tätig gewesen und konnte somit viel reisen. . Nach drei Jahren bei «Unisource» fragte ihn sein Vater an, ob er in das Familienunternehmen einsteigen möchte. Bereits während seines Studiums hatte er im 1903 gegründeten Betrieb seines Vaters gejobbt. Die R. Nussbaum AG fertigt verschiedene Sanitär-Armaturen und vertreibt diese direkt an Fachbetriebe. «Ich hatte während meines Lebens drei grossartige Chefs: meien «Doktorandenvater» Dr. H.-B. Peter, meinen Chef bei «Unisource» und meinen Vater», berichtet Nussbaum. Leider war die Zusammenarbeit mit seinem Vater viel zu kurz bemessen. Bereits einen Monat nach seinem Entscheid in den Familienbetrieb R. Nussbaum AG einzusteigen, verstarb sein Vater, welcher in der dritten Generation den Armaturenbetrieb leitete.

Vierte Generation Nussbaum

 

«Jeder Nussbaum hat einen Werdegang in unserem Unternehmen hinter sich, bevor er ein leitendes Amt übernimmt", erklärt Roy Nussbaum.Ein wichtiger Meilenstein im fast 20 Jahre dauernden Übergabeprozess von der dritten zur vierten Nussbaum-Generation bildete 2002 die Übernahme des Amtes der Vorsitzenden der Geschäftsleitung von ihm und seinem Cousin Urs Nussbaum. «Urs Nussbaum und ich durften auf einem perfekten Fundament aufbauen und konnten geimeinsam mit dem gesamtem Nussbaum-Team den Umsatz in den letzten 10 Jahren beinahe verdoppeln», berichtet Nussbaum. Ausserdem wurde das schweizweite Filialnetz auf 15 Niederlassungen erweitert, sowie verschiedene Projekte wie die neue Armaturenfabrik oder das Kundenhaus «Optinauta» in Trimbach verwirklicht. Selbstverständlich träume die vierte Generation bereits davon die Tradition mit der fünften weiterzuführen, welche allerdings noch in den Kinderschuhen stecke. «Jeder Familienbetrieb will auch in Zukunft ein solcher bleiben, allerdings ist die Übergabe nicht einfach und will gut geplant sein. Mit der aktuellen Erbschaftssteuerinitiative z.B. würden Familienunternehmen, auf denen die Schweizer Wirtschaft aufbaut, zusätzliche, «schwerwiegende» Steine in den Weg gelegt», schliesst Roy Nussbaum und blickt trotz allem zuversichtlich in die Zukunft.

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