Einsatz für die Chancengleichheit
Gaetano Serrago setzt sich sowohl in seinem Beruf als auch seiner Freizeit für seine Mitmenschen ein. Gestecktes Ziel: Jeder Mensch soll dieselben Chancen und Möglichkeiten erhalten.

Mit zehn Jahren kam er von Cassano all’Inio (I) in die Schweiz. «Meine Eltern waren Gastarbeiter und hatten dementsprechend nur minimale finanzielle Mittel zur Verfügung», erklärt Gaetano Serrago. In Gelterkinden (BL) besuchte er trotz Sprachbarriere das Progymnasium und startete nach dem Gymnasium in Liestal sein Studium in Französisch, Italienisch und Geschichte an der Uni Basel.
Wertvolle Förderung
«Ich hatte das Glück, dass mir mein Primarlehrer nach dem offiziellen Unterricht unentgeltlich Deutschzusatzunterricht anbot und mich stetig förderte», erinnert sich der heutige Französisch- und Italienischlehrer lächelnd. Auch seine Eltern legten einen grossen Wert auf gute Bildung. «Neben der Schule besuchte ich Privatunterricht in Deutsch. Ich weiss noch, wie ich dem Lehrer jeweils für eine Stunde einen Fünfliber mitbringen musste.» Was heute nach einer günstigen Nachhilfelektion klingt, war für Serragos Eltern hart verdientes Geld. «Wenn ich heute bedenke, dass mein Vater damals als Arbeiter nicht mehr als zwei Franken pro Stunde verdiente, wird mir bewusst, wie sehr sich meine Eltern für mich und meine Zukunft einsetzten», bemerkt der Oltner dankbar.
Von Gelterkinden nach Olten
Nach seinem Sprachstudium und Auslandsemestern in Paris, Besançon (F) und Florenz (I) sammelte der heutige Kantilehrer erste Erfahrungen im Unterrichten. «Ich wollte schon immer Lehrer werden, glaube ich. Meine positiven Erfahrungen in der Primarschule und die wichtige Unterstützung meiner ehemaligen Lehrpersonen haben meine Wahl noch verstärkt», erklärt er. Nach ersten Stellvertretungen im Aargau und an der Migros Klubschule erhielt er vor 29 Jahren die Festanstellung an der Kanti Olten. «Damals herrschte für Lehrer noch die Wohnsitzpflicht.»So zog der mittlerweile eingebürgerte Serrago mit seiner frischvermählten Frau in die Eisenbahnerstadt. «Ich habe diese Wahl nie bereut und wir fühlen uns hier sehr wohl. Ich habe Olten stets als weltoffene und innovative Stadt kennengelernt», erzählt Serrago, der seinen kurzen Arbeitsweg mit dem Fahrrad hinter sich bringt.
Lehrer aus Leidenschaft
«Die 29 Jahre an der Kanti Olten sind wie im Fluge vergangen und haben mich in meiner Berufswahl stets bestätigt. Obwohl ich ja mittlerweile schon zur älteren Garde der Lehrer hier zähle», so der 62-Jährige lachend. Er schätze an der Kanti Olten besonders, dass sich die Lehrpersonen stark für ihre Schüler einsetzen und sich auch nach dem offiziellen Unterricht Zeit für sie nehmen. «Wir bieten bspw. ein sogenanntes Coaching für Schüler an, die Schwierigkeiten mit dem Schulstoff oder sonstige Probleme haben. Dazu sucht sich der Schüler eine Vertrauensperson unter den Lehrern aus und kann sich jederzeit an diesen wenden. Diesen Dienst bieten wir unentgeltlich an», zeigt Serrago auf. Allerdings bemerke er in den letzten Jahren in der kantonalen sowie eidgenössischen Politik einen gefährlichen Trend vermehrt bei schulischen Angeboten zu sparen. «Um jedoch allen Schülern einen optimalen Start zu ermöglichen, braucht es nun mal einen finanziellen Teppich. Mit solchen Sparmassnahmen nimmt man den nächsten Generationen wichtige Chancen weg.»
Gemeinnütziger Einsatz
Auch in seiner Freizeit ist Gaetano Serrago ein aktives Mitglied der Gesellschaft. So setzte er sich in Olten aktiv in der römisch-katholischen Kirche St. Marien, vier Jahre als Mitglied im Kirchenrat als auch in der Jugendseelsorge, ein. Seit diesem Jahr sitzt er sogar im kantonalen Synodalrat der Katholischen Kirche. «Im nächsten Jahr übernehme ich voraussichtlich das Ressort «Anderssprachige Mission». In diesem werde ich mich für fremdsprachige Kirchgemeindemitglieder einsetzten und versuchen die nötigen Mittel und den Raum für fremdsprachige Seelsorge oder Anlässe zur Verfügung zu stellen.» Weiter fungiert der zweifache Vater als Präsident des Vereins «Jugend und Sprachen». Auch in diesem Amt setzt er sich für Sprachförderung ein. «Wir vermitteln Aupair-Stellen in der Westschweiz, im Tessin, in Frankreich, England und Italien und zusätzlich Sprachkurse im In- und Ausland. Jeder Jugendliche soll so die Chance haben, Sprachen vor Ort zu erleben.» So wird Gaetano Serrago mit seinem grossen Elan noch viele Jugendliche auf ihrem Weg begleiten, auch nach seiner Pensionierung.