«Emanzengift» im Blut

Pia Börlin ist nicht in eine Schublade zu stecken. In ihr schlummert neben dem - «Emanzengift» noch so einiges mehr.

Pia Börlin mit Familienkatze Sina auf dem Balkon ihrer vorübergehenden Wohnung in Olten. vwe)
Pia Börlin mit Familienkatze Sina auf dem Balkon ihrer vorübergehenden Wohnung in Olten. vwe)

Als sie vor 16 Jahren der Fasnachtsclique «Emanzengift» beitrat, habe sie den perfekten Ausgleich zum Familienleben für sich gefunden. «Mein Ehemann meinte damals, dass ich dadurch trotz der Geburt unserer Kinder und dem neuen Lebensabschnitt mir selber treu geblieben sei», erinnert sich die 45-Jährige zurück.

Frauenpower an der Fasnacht

Ausserdem könne sie als Sängerin in der siebenköpfigen Gruppe auch ihrer Liebe zur Musik nachgehen. «Da wir eine eher kleine Clique sind, ist die Beziehung zu den anderen Frauen über die Jahre sehr eng geworden. Wie eine kleine Familie mit der man Höhen und Tiefen auf seinem Weg teilt», schwärmt die begeisterte Fasnächtlerin. Mit ihren Versen nehmen die Sängerinnen Jahr für Jahr an den Schnitzelbänken in der Region Olten das politische Geschehen, gesellschaftliche Ereignisse, aber auch die Frauenwelt auf die Schippe. Nur in Olten selber sind die «Emanzengiftlerinnen» noch nicht oft auf der Bühne gestanden. «Wir sind nicht Mitglied der FUKO. Allerdings sind wir jeweils nach unseren Auftritten von Erlinsbach bis Läufelfingen an der Oltner Fasnacht anzutreffen und sind toll in dieser Fasnachtsfamilie integriert», zeigt die zweifache Mutter weiter auf.

«Ich brauche die Vielseitigkeit»

Auch neben der Fasnacht wollte Pia Börlin nie eine dieser Mütter sein, die von nichts anderem als ihren Kindern erzählen. «Ich empfinde es als spannend, viele verschiedene Möglichkeiten der Selbstverwirklichung in meinem Leben ausschöpfen zu können», so Börlin weiter. Deshalb ist sie vermutlich beruflich auch nie nur in einem Bereich geblieben. Gelernt hat die gebürtige Hauensteinerin ursprünglich Floristin. «Diese Ausbildung war ein Herzenswunsch. Seit der Primarklasse hat mich die kreative Tätigkeit fasziniert.» Doch leider sei der Beruf bis heute nicht einer der Bestbezahlten und durch die vielen, langen Arbeitsstunden sehr fordernd. «Obwohl ich auch heute noch zeitweise als Aushilfe in meinem gelernten Beruf tätig bin, suchte ich mir ein zweites Standbein.»

«Bettmeralp-Zeit bleibt unvergessen»

Durch ihre Schwester kam sie Anfang Zwanzig zu einer Service-Saisonstelle in der Bettmeralp. «Die Gastronomie hat mir von Anfang an gefallen. Der Umgang mit den Gästen liegt mir einfach», schwärmt Börlin. Ausserdem habe sie im Skigebiet eine andere Lebensart kennenlernen dürfen. «Nach dem Arbeitstag genossen alle das Nachtleben in vollen Zügen. Und trotz wenig Schlaf, stand jeder um Punkt neun Uhr wieder im Restaurant», erinnert sie sich und lacht: «Ja, da konnte ich das noch. Damals hatte ich ja auch noch weniger Jahre auf dem Buckel.» So kehrte sie auch später nochmals als Skilehrerin für eine Saison auf ihre geliebte Bettmeralp zurück. «Obwohl ich damals bereits verheiratet war, unterstützte mein Mann diesen Entscheid.»

Drittes Standbein

Dem Service blieb sie, auch zurück in ihrem Heimatort Hauenstein, treu. Über zehn Jahre war Börlin im Kurhotel Bad Ramsach in Läufelfingen tätig, bis sie wiederum ihr Fährte änderte. «Meine Nachbarin besuchte damals den Massage-Ausbildungskurs in der Schule Bodyfeet in Aarau und ich beschloss spontan, es ihr gleichzutun.» Nach erfolgreichem Abschluss eröffnete die dipl. Masseurin ihre eigene Praxis, die sie seit gut zehn Jahren erfolgreich betreibt. Nebenbei war sie letztendlich selber als Dozentin an dieser Schule angestellt. «Als Teenager hatte ich einige Probleme mit meinem Rücken und so fand ich damals schon Gefallen an der Welt der Massage.» Zusätzlich betreibt die 45-Jährige in ihrer Freizeit einen kleinen Cateringbetrieb, der die Organisation von Motto-Partys und Festen aller Art anbietet. «So kann ich mein Flair für Deko und Gastronomie immer noch ausleben.»

Traum vom eigenen Haus

Momentan begrüsst die Masseurin ihre Kunden in einer angemieteten Praxis in Starrkirch-Wil. «Wir sind gerade daran unseren Traum vom eigenen Haus auf dem Hauenstein zu verwirklichen und haben uns deshalb vorübergehend in Olten einquartiert», erzählt die Powerfrau lächelnd. Zusammen mit einem Architekten hat die Familie ihr zukünftiges Haus entworfen. Die Bauarbeiten beginnen in der nächsten Zeit. Nach der Vollendung wird das Einfamilienhaus auch Platz für ihre Massage-Praxis bieten. «Ich bin gespannt und kann es kaum erwarten, unsere eigenen vier Wände zu betreten.» So wird Pia Börlin wohl auch in Zukunft nicht den «Drive» in ihrem Leben verlieren.

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