«Es braucht ein wenig Bauchgefühl...»

Sandro Würgler war lange auf der Suche nach seiner Berufung. In seiner heutigen Funktion kann er nun all seine verschiedenen Interessen und Talente - vereinen.

Sandro Würgler in seinem neubezogenen Zimmer, in dem Ideen für seine diversen Projekte entstehen. vwe)
Sandro Würgler in seinem neubezogenen Zimmer, in dem Ideen für seine diversen Projekte entstehen. vwe)

Er habe schon immer gerne gezeichnet und gekritzelt. «Deshalb entschied ich mich mit 16 Jahren für eine vierjährige Bauzeichnerlehre bei der Stadt Olten», erinnert sich der 29-Jährige an seine Teenie-Zeit. Aufgewachsen in Hägendorf, wohnt er nun seit sieben Jahren in der Eisenbahnerstadt und kennt sich dank seiner Ausbildung bei der Stadtverwaltung so gut aus wie Wenige. «Da ich während meiner Lehre viele Stadtpläne zeichnen musste, sind mir noch heute die meisten Ecken von Olten bekannt», erklärt er schmunzelnd.

Selbstfindungsprozess

Trotz vieler Vorteile entschied sich der ausgebildete Bauzeichner, nicht auf diesem Weg zu bleiben. «Wie viele andere, die sich für grafische Berufe interessieren, besuchte ich den gestalterischen Jahres-Vorkurs bei Invers.» Damals noch in Olten, wird das beliebte Vorbereitungsjahr nun in Trimbach angeboten. «Diesen Vorkurs würde ich jedem empfehlen, der gerne kreativ ist. Den Schülern stehen jegliche Materialien zur Verfügung und man darf sich in Bereichen wie Malerei, Fotografie oder Modellieren so richtig austoben», erinnert sich der heutige Art Director begeistert. Noch heute besitzt er viele seiner damaligen Werke und konnte diese auch für seine anschliessende Bewerbung verwenden.

Kreativität ein Muss

Denn statt für den Eintritt in eine Kunstschule entschied sich der Hägendorfer für eine weitere Lehre. «Ich wollte Grafiker werden, um meine Kreativität und das im Vorkurs erlernte Handwerk umsetzen zu können.» Obwohl in der Schweiz jährlich nur wenige Lehrstellen in diesem Bereich angeboten werden, hatte Sandro Würgler sofort Glück. Beim Einmann- Grafikbüro von René Meier in Olten trat er die heissbegehrte Ausbildung an. «Als Bewerbung musste ich 50 Arbeiten vorweisen», erklärt der Grafiker. Auch durch diese Ausbildung wurde Würglers Verbundenheit mit der Eisenbahnerstadt gestärkt. Denn er durfte diverse Arbeiten für das Stadttheater oder auch das Historische Museum ausführen.

Kleider machen Leute

Doch auch bei diesem Beruf blieb es nicht. Nach einem Auslandaufenthalt in San Diego (USA) startete der damals 26-Jährige die Suche nach seiner ersten Festanstellung. Ganze drei Monate erhielt Würgler weder positiven Bescheid, noch durfte er sich irgendwo persönlich vorstellen. Bei seinem ersten Vorstellungsgespräch klappte es dafür auf Anhieb. «Anfangs war ich beim Kleidergeschäft Chicorée AG als Grafiker eingestellt. Da die Zusammenarbeit mit Geschäftsleiter Jörg Weber von Anfang an sehr gut war, durfte ich schnell die Position des Junior Art Director übernehmen», zeigt er auf. Heute, nach drei Jahren, führt Sandro Würgler gemeinsam mit dem Sohn des Geschäftsleiters bereits die gesamte Marketingabteilung von Chicorée AG. «Wir sind das perfekte Team. Er ist Betriebswirtschafter und ich bringe grafische Erfahrung und das gewisse Stück Bauchgefühl mit, welches meiner Meinung nach essenziell ist», zeigt der Art Director lächelnd auf. Dieses Bauchgefühl habe ihm schon einige Erfolge ermöglicht. «Natürlich kommen nicht alle Aktionen an. Aber aus Fehlschlägen lernt man.» Neben Chicorée übernimmt der Tausendsassa auch das Marketing für das seit eineinhalb Jahren bestehende Kleidergeschäft Famous Fashion, eine Gartenbaufirma sowie eine Personalvermittlung. «All diese Bereiche gehören zur Dachgesellschaft von Jörg Weber und gerade in der Unterschiedlichkeit liegt die besondere Herausforderung», so Würgler.

Der Männerabend ist heilig

Doch nebst seinem Beruf findet Sandro Würgler nach wie vor Zeit für seinen Kollegenkreis und die Freundin. «Meine Kollegen sind mir sehr wichtig. Jeden Mittwochabend treffen wir uns seit zehn Jahren zu unserem traditionellen Männerabend», erzählt er lachend. Mit dabei seien immer dieselben 13 Gesichter. In der früheren WG habe man jeweils an den Männerabenden ordentlich gefeiert. In der neuen Wohnung, die Würgler vor drei Monaten mit einem Kollegen bezogen hat, setze man an den Mittwochen eher auf gemütliches Beisammensein. «Als kleine Erinnerung an die frühere WG-Zeit haben wir das bekannte Abendmahlgemälde fotografisch nachgestellt und uns so verewigt», erzählt der Art Director lachend. Und wenn ihm der Nervenkitzel im Leben jeweils fehle, springe er auch gerne aus Flugzeugen - selbstverständlich mit Fallschirm. «Seit 2013 übe ich mich im Fallschirmspringen in Beromünster (LU). Das Brevet ist mein nächstes grosses Ziel.» Sowohl beruflich als auch in seinem Privatleben scheint sich Sandro Würgler somit gefunden zu haben und lässt Neues entspannt auf sich zukommen.

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