Fotografieren ist seine Leidenschaft
Erich Moor Von Olten nach Aarburg und wieder zurück nach Olten. Erich Moor lebt und arbeitet in der Eisenbahnstadt, Aarburg besucht er für sein Hobby immer noch gerne.

«Als Baby habe ich ein paar Jahre in Olten gewohnt, aber daran kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern», erzählt Erich Moor. Danach lebte er zusammen mit seinem Bruder, seiner Schwester und seinen Eltern mehrere Jahre lang in Aarburg. Trotzdem ging er immer in Olten zur Schule. Denn Moor leidet seit der Geburt an einer geistigen Behinderung. Er weiss auch, woher diese kommt: «Meine Mutter bekam bei meiner Geburt eine Spritze und diese hat mein Gehirn beschädigt.» Lange Zeit habe niemand bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Er habe zwar etwas später und mit grösserer Mühe Laufen gelernt, aber damals habe noch niemand an eine Behinderung gedacht. Erst im Kindergarten bemerkte die Lehrerin, dass er für alles viel länger brauchte als die anderen Kinder. Aus diesem Grund besuchte er dann die Heilpädagogische Sonderschule (HPS) in Olten.
Ein Ämtliplan sorgt für Ordnung
Seit 38 Jahren arbeitet der 57-Jährige in einer Behindertenwerkstatt in Olten und baut dort Metallgehäuse für die Getriebe von Storen zusammen. «Die Arbeit macht mir Spass und man muss ja auch Geld verdienen», sagt Moor. Und seit er wieder in Olten wohne, sei der Arbeitsweg auch kürzer als vorher. Bereits seit mehreren Jahren lebt er in einer betreuten Wohngemeinschaft. Zusammen mit vier Mitbewohnern organisieren sie den Haushalt, soweit es geht, selber. Er erklärt: «Wir haben einen Ämtliplan, damit jeder weiss, was er machen muss. Meine Arbeit ist es, im Wohnzimmer für Ordnung zu sorgen. Und natürlich in meinem eigenen Zimmer.» Zu den Arbeiten gehöre aber auch Waschen, Putzen, Kochen und unter der Woche selber einkaufen, der Garten wird zusammen gepflegt. Drei Mal in der Woche geht ein Betreuer in der WG vorbei und schaut, ob alles in Ordnung ist. Manchmal sei es zwar ein bisschen laut, gerade am Morgen, wenn man noch seine Ruhe möchte, aber sonst gefalle es ihm sehr gut in der Wohngemeinschaft.
Lieber Fotografieren als basteln
Nach Aarburg geht Moor hauptsächlich noch, wenn er seinem Hobby dem Fotografieren nachgeht. Aarburg habe ein sehr schönes Städtchen, das er gerne fotografiere. «Früher habe ich Holzfiguren ausgesägt und angemalt, heute habe ich mit dem Fotografieren ein viel besseres Hobby», sagt er selber. Er sei froh, wenn das Wetter endlich wieder besser werde und es auch länger hell sei, so könne er wieder mehr nach draussen gehen und Fotos machen. Bis vor ein paar Jahren arbeitete er noch mit einer Spiegelreflexkamera, heute hat er eine Digitalkamera. Moor erklärt: «Mit der Spiegelreflexkamera war es sehr wichtig, dass das Motiv gut war, denn ein Foto einfach wieder löschen ging ja nicht.» Auch mit der Digitalkamera schaue er immer zuerst, ob ihm das Motiv wirklich gefalle, aber man könne ein Foto ja auch einfach wieder löschen, wenn es doch nichts geworden sei. Neben der Stadt Aarburg sind seine Lieblingsmotive Tiere und Pflanzen. Obwohl er Tiere nur noch fotografiere, wenn sich, zum Beispiel auf einem Ausflug, gerade die Gelegenheit ergebe.
Aus den Fotos werden Geschenkkarten
Ein weiterer Vorteil der Digitalkamera sei, dass er die Fotos noch ein bisschen bearbeiten könne: «Ich verändere nicht die Farbe, aber die Schärfe oder das Licht ein bisschen zu korrigieren, bringt das Motiv besser zur Geltung.» Wenn die Fotos ausgewählt und bearbeitet wurden, druckt Moor sie auf Fotopapier aus und macht Geschenkkarten daraus. Das heisst, sie werden ausgeschnitten, auf einen Papierbogen geklebt, erhalten ein Einlageblatt und werden zusammen mit einem Couvert in eine Zellophan-Folie gesteckt, damit sie nicht beschädigt werden. Zusätzlich wird jede Karte mit der Aufschrift E. Moor versehen. Dutzende von Karten hat Moor hergestellt und lagert diese in seinem Zimmer. «Einige verschenke ich, wenn jemand Geburtstag hat. Aber ich möchte sie auch verkaufen», sagt Moor. Bis jetzt sei das aber nur der Fall, wenn jemand zu Besuch komme. Dann präsentiere er sie und manchmal würden auch ein paar gekauft. 5.50 Franken verlangt er pro Stück. Da er aber bis jetzt mehr herstellt, als er verkaufen kann, bezahlt er den grössten Teil der Kosten für Papier und Tintenpatronen aus der eigenen Tasche. «Wenn ich noch mehr Karten habe, mache ich eine kleine Vernissage und verkaufe sie dann dort», sagt Moor.
Filme und Musik als Abwechslung
Sein Zimmer in der Wohngemeinschaft beherbergt neben den Geschenkkarten und dem Computer um ebendiese herzustellen zwei weitere Hobbys von Moor. So findet ein Gestell voll mit DVDs und CDs einen Platz. «Vor allem im Winter, wenn ich nicht so oft nach draussen kann, schaue ich sehr gerne Filme auf meinem Computer oder höre Musik, wenn ich an den Karten bastle», erzählt er. Einen Lieblingsfilm habe er nicht, aber Philipp Fankhauser sei definitiv seine Lieblingsmusiker. Neben Blues hört er gerne Jazz, Rock’n’Roll, Boogie-Woogie oder die Kastelruther Spatzen aus dem Südtirol. «Es gibt einen Radiosender, auf dem wird nur Jazz gespielt, das ist super», schwärmt Moor und macht sich begleitet von sanften Gitarrenklängen gleich wieder daran, an seinem Computer ein Foto genau unter die Lupe zu nehmen und zu bearbeiten.