«Ich male mir mein Leben bunt»
Sandra Canonica - Nach einem einschneidenden Ereignis vor 13 Jahren fiel Sandra Canonica in ein schwarzes Loch. Mit Hilfe von Feng Shui, Reiki und mehr Farbe im Leben ist sie heute im Reinen mit sich selbst und der Welt.

Sandra Canonica liest selten Zeitung. Aber als sie vor wenigen Wochen den Stadtanzeiger aufschlug, kannte sie die «Im Gespräch»-Person und las den Artikel. Sie erinnert sich: «Damals dachte ich einen kurzen Moment, so etwas möchte ich auch einmal machen.» Aber der Gedanken verflog sehr schnell wieder. Nur wenige Wochen später kam der Telefonanruf mit der Anfrage, ob sie nicht «Im Gespräch» sein möchte. So offen, wie sie für Neues sei, habe sie natürlich gleich zugesagt. Und erzählte später im Interview: «Das ist bei mir oft so, wenn ich an etwas denke, dann passiert das auch.» Canonica hält dies nicht für einen Zufall, sondern glaubt an das Schicksal.
Nach schwarz kommt bunt
Dies war jedoch nicht immer so. Als vor 13 Jahren ihr Mann Canonica sie verliess, wusste sie nicht, wie es weiter gehen sollte. Sie hatte einen zweijährigen Sohn und war mit der Tochter schwanger. «Ich wusste nicht wie, aber es musste einfach weiter gehen», erzählt Canonica. Als Erstes begann sie damit, das Haus zu verändern. In ihrem alten Zuhause seien alle Möbel schwarz, das Haus energielos gewesen, es habe nicht gelebt. Mit Hilfe von Feng Shui, eine chinesische Lehre der Harmonisierung von Mensch und Umgebung, gestaltete sie die Räume um. Das habe ihr sehr geholfen, erklärt Canonica: «Ich hatte eine zusätzliche Aufgabe und brachte so die Farben in mein Leben.» Ihr Zustand war am Anfang jedoch so schlecht, dass Feng Shui allein nicht half, und sie sich professionelle Hilfe suchte. Nach kurzer Zeit musste sie jedoch feststellen, dass sie nicht mehr von jemandem abhängig sein wollte. In der japanischen Heilkunst Reiki fand sie ein Instrument, sich selber zu helfen.
«Eine Stunde pro Tag für mich»
Täglich gab sich Canonica eine Stunde Reiki. «Das half mir sehr, um zu mir selber zu finden», sagt sie. Zu dieser Zeit sei sie fast Tag und Nacht auf den Beinen gewesen. Am Tag wollte der Grosse spielen, in der Nacht hielt sie die Kleine wach. Immer über den Mittag, wenn die Kinder schliefen, machte sie Reiki: «Diese Zeit hat dann nur mir ganz allein gehört.» Nach vier Jahren erreichte sie den Grad der Reiki-Meisterin. Wenn Canonica heute Entspannung braucht, meditiert sie, liest ein Buch oder trommelt auf ihrer 13-Mondtrommel. Und wenn sie dann ganz ruhig da sitze, fängt durch die Trommelschläge plötzlich alles an zu vibrieren und Gedanken und Gefühle rücken an den richtigen Platz.
Zurück zu den Wurzeln
Da sie, als die Kinder noch klein waren, nicht berufstätig war, lebte sie ihre Kreativität in ihren Hobbys aus. Sie malte, bastelte kleine Engel, gestaltet Mosaikkugeln oder gab Kreativ-Kurse an Kinder und Erwachsene. «Beim Zertrümmern der Plättli konnte ich alle Wut herauslassen», sagt Canonica. Mit den Bastelartikeln fuhr sie von Markt zu Markt und hat sie verkauft. Mehr als 1000 kleine Engel fanden so den Weg in die Welt. Zu dieser Zeit wohnte sie noch immer allein in einem abgelegenen Haus in Trimbach. Die Engel hätten ihr geholfen, die Einsamkeit zu ertragen. Dann starb ihre Grossmutter in Starrkirch-Wil, die gleich vis-à-vis von dem Haus , in dem Canonica aufwuchs, wohnte. Sie erzählt: «Das war ein Zeichen für mich, dass es an der Zeit war, wieder nach Starrkirch-Wil zurück zu kehren.» Denn bereits als kleines Kind habe sie gewusst, dass sie einmal in diesem Haus wohnen würde.
Ein Engel wies den Weg
Als die Kinder grösser waren, fing Canonica in einer Plexiglas-Firma wieder zu arbeiten an. Die Tätigkeit gefiel ihr, aber dennoch wollte sie etwas anderes machen. Also absolvierte sie die Ausbildungen zur diplomierten psychologischen Lebensberaterin und Familienstellen. «Immer wenn ich in die Schule ging, lief ich die Martin-Disteli-Strasse entlang und sah im Fenster des Wohnheims einen meiner Engel hängen. Und immer wieder dachte ich mir, dort möchte ich einmal arbeiten», sagt Canonica. Rund ein Jahr später begann sie ihre neue Arbeit als Betreuerin der Aussenwohngruppen. Canonica ist überzeugt, dass ihr Engel im Fenster lange zuvor den zukünftigen Arbeitgeber anzeigte.
Jeder malt sein Leben selbst
Nach dem schwarzen Loch vor13 Jahren lebt Canonica heute umgeben von Farben. «Das Leben ist ein Buch, das jeder selber schreibt oder ein Bild, das jeder selber malt. Und ich male meines bunt», erzählt Canonica strahlend. Schwarz trage sie nur noch mit den Schuhen und Taschen. Wenn jemand sagt, sie sei eine Esoterikerin oder gar Hexe, dann erwidert Canonica: «Ja das stimmt. Und es hat mir aus einer schweren Krise geholfen.» Sie lehnt sich im Stuhl zurück und denkt an das mint-farbene Auto, das sie gerne möchte und ist sichsicher, dass sie es irgendwann haben wird.