«Ich musste mich oft durchsetzen»

Therese Suter setzt sich seit gut 16 Jahren für das Wohl der Bewohner des Pro Filia-Hauses an der Tannwaldstrasse in Olten ein. Dies ist jedoch nicht ihr - erstes Projekt, das sie aktiv mitgestaltet.

Aktiv für ihre Mitmenschen: Therese Suter. vwe)
Aktiv für ihre Mitmenschen: Therese Suter. vwe)

Ursprünglich habe sie Krankenschwester werden wollen. «Der Pflegeberuf war in unserer Familie eine kleine Tradition», erklärt sich Therese Suter diesen ersten Wunsch. Nach ihrer Schulzeit in Brittnau (AG) schlug ihre Mutter als Übergangslösung bis zur besagten Ausbildung ein Haushaltslehrjahr im DiakonissenMutterhaus St. Chrischona vor.

Hart aber lehrreich

«Mit 16 Jahren wurde ich somit in die Finessen der Hauswirtschaft eingeführt, erhielt jedoch beispielsweise auch Einzelunterricht in Französisch», erinnert sich Suter. Die Schule wurde unter einem strengen Regime geführt. Ein strikter Zeitplan sowie klare Regeln seien zu befolgen gewesen und die Schülerinnen konnten meist nur einmal monatlich nach Hause. «Da ich in einem methodistischen Elternhaus aufgewachsen bin, gefiel mir jedoch der religiös geprägte Alltag der Freikirche Chrischona.»

«Ich baue gerne etwas auf»

Zurück in Brittnau besuchte Suter die private Handelsschule «Adula» in Olten, verliess nach deren Abschluss jedoch bald wieder das bekannte Umfeld. «Ich wurde angefragt, ob ich im Hotel des Bibellesebundes in Locarno eine Saison aushelfen wollte», erklärt sie und fügt lächelnd an: «Das war eine tolle und prägende Zeit für mich.» So beschloss die heutige Dullikerin kurzerhand auf dem hauswirtschaftlichen Weg zu bleiben und den Wunsch Spitaljob aufzugeben. «Obwohl ich weder Mittelschul- noch Berufslehrabschluss vorweisen konnte, wurde ich wegen meinen diversen Erfahrungen für die vierjährige Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin aufgenommen», erklärt Suter nicht ohne Stolz. Nach bestandenem Diplom ging es für ihre erste Stelle in den Kanton Bern. «Mit knapp 23 Jahren leitete ich in Konolfingen die hauswirtschaftliche Abteilung des noch heute bestehenden 3-Sternehotels Schloss Hüningen.» Sie habe mitgeholfen den hauswirtschaftlichen Bereich aufzubauen, zu planen, Bestellungen zu tätigen und hatte teilweise bis zu drei Lehrlinge unter ihrer Obhut. «Obwohl ich meist bis zu 60 Stunden wöchentlich «krampfte» und mir den Respekt meiner Mitarbeiter zuerst verdienen musste, ging ich in meiner Aufgabe auf. Bis ich meinen Ehemann kennenlernte.»

Oltner Eisenbahnerliebe

Ihr Ehemann zog sie in die Oltner Region. «Mein Schwager war ein richtiger Eisenbahner und spielte regelmässig Handball im ESV. Genauso wie mein Ehemann», erzählt sie von der Kennenlernzeit Ende der 80er-Jahre. So traf sie an der Handball-Schweizermeisterschaft der Eisenbahner erstmals auf ihren Zukünftigen, der ihr zuvor an den diversen Eisenbahneranlässen seltsamerweise nie aufgefallen sei. «Alle um uns herum bemerkten das Knistern zwischen uns, ausser ich selber», so Suter lachend. Doch nach einem gemeinsamen Aufenthalt zu Viert mit ihrem Schwager und ihrer Schwester in London, war es dann auch für Therese Suter eine klare Sache. «Eigentlich wollte ich immer eine möglichst unabhängige Frau sein, dies zeigt sich sicher auch in meinem Flair fürs Motorrad fahren. Doch um wirklich Zeit für unsere Beziehung zu haben, gab ich meine Anstellung in Konolfingen auf.» Die gewonnene Freizeit nützten die Frischverliebten für eine einmonatige Reise quer durch die USA bis nach Hawaii.

Arbeiten für einen guten Zweck

Die Familie wurde bald mit zwei Söhnen beschenkt und so beschloss Suter, sich auf die Mutterrolle zu konzentrieren. «Für mich war klar, wenn ich Kinder in die Welt stelle, möchte ich diejenige sein, die ihre ersten Schritte oder ihre ersten Worte miterleben kann.» Bald jedoch wurde sie von der Organisation PRO FILIA angefragt und übernahm bereits nach dem ersten GV-Besuch das Amt der Präsidentin. «Irgendwie bin ich da reingeschlittert, habe den Schritt aber nie bereut», erzählt sie heute schmunzelnd. Seit 1998 ist sie nicht nur im Vorstand des gemeinnützigen Vereins tätig, der unter anderem auch eine Bahnhofhilfe in Olten betreibt, sondern übernahm auch die Leitung der Pension «Casa PRO FILIA» an der Tannwaldstrasse. «Für momentan 20 Männer und zwei Frauen bieten wir eine günstige Wohnmöglichkeit. Auch solchen, die sonst keine Chance auf eigene vier Wände hätten.» Nebst dieser Tätigkeit leitet die 49-Jährige seit 2008 in einem 30%-Pensum die hauswirtschaftliche Abteilung der Spitex in Trimbach. «Die zwei Stellen sind völlig unterschiedlich. In der Spitex arbeite ich in einem Frauenteam, im Wohnheim bin ich praktisch nur von Männern umgeben. Da sind natürlich ganz verschiedene Kommunikationsarten gefragt, um sich neben den Heimbewohnern behaupten und durchsetzen zu können. Oftmals lege ich bewusst den Schalter um, wenn ich von Trimbach nach Olten fahre.» Und wenn ihr mal alles zu viel wird, steigt die Powerfrau auch gerne auf ihren Honda Shadow 600 oder kehrt mit ihrem Mann der Schweiz für einige Wochen den Rücken zu, um Neues zu entdecken.

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