«Ich vertraue auf meine Intuition»

Zdena Volmajer - Die gebürtige Slowenin zog es aus purer Neugierde und Wissensdurst in die Schweiz. Bei einigen wichtigen Lebensentscheidungen folge sie ihrer Intuition und könne diese nur teilweise rational erklären.

Zdena Volmajer verbringt ihre Freizeit am liebsten an der frischen Luft. vwe)
Zdena Volmajer verbringt ihre Freizeit am liebsten an der frischen Luft. vwe)

Bereits mit 24 Jahren verliess Zdena Volmajer ihren Heimatort Maribor, heute die zweitgrösste Stadt in Slowenien nach Ljubljana, und zog in ein ihr völlig unbekanntes Land: die Schweiz. «Nachdem ich meine Ausbildung zur Physiotherapeutin in der Hauptstadt Ljubljana abgeschlossen hatte und einige Jahre im Rehabilitationszentrum in Laško tätig war, zog es mich in die Ferne. Ich wollte mehr über die Physiotherapie erfahren; mehr Wissen vermittelt bekommen, als damals im ehemaligen Jugoslawien angeboten und gelehrt wurde», erinnert sich die heutige Praxisinhaberin zurück. Die Wahl sei auf die Schweiz gefallen, da der Schwager einer Arbeitskollegin bereits hier arbeitete und sie bei der Stellensucheunterstützt.

Bildung sehr wichtig

Obwohl Volmajers Familie nur beschränkte finanzielle Mittel besass und ihr Vater bereits in frühen Jahren verstarb, habe man der Ausbildung immer einen hohen Stellenwert beigemessen. So haben alle drei Geschwister studiert. Ihr Bruder arbeite im Tiefbau und ihre Schwester sei als Juristin tätig. «Allerdings bin ich das einzige Familienmitglied, das die Heimat für immer verlassen hat», erklärt Zdena Volmajer. Ohne Stipendium wäre ein Studium für sie undenkbar gewesen. «Mein Onkel arbeitete als Ergotherapeut in einem Rehabilitationszentrum in Laško. Er verschaffte mir ein Stipendium, welches von dem Zentrum bezahlt wurde», zeigt sich Volmajer dankbar. Voraussetzung dafür sei, nebst der bestandenen Matura, die Bereitschaft gewesen, nach der abgeschlossenen Ausbildung in der besagten Rehabilitationsklinik als Physiotherapeutin tätig zu sein. Drei Jahre blieb sie somit in Laško.

Aller Anfang ist schwer

«Am 24. Juli landete ich in der Schweiz. Nur drei Tage später trat ich bereits meine Stelle im Kantonsspital in Olten an», erinnert sich die Physiotherapeutin schmunzelnd. Ohne jegliche Sprachkenntnisse oder eine längere Einschulung sei sie quasi ins kalte Wasser gesprungen. Mit den Patienten habe sie sich mit Händen und Füssen verständigt und so auch ihre Fähigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation gestärkt. «Ich bin der festen Überzeugung, dass ein wichtiger Teil der Verständigung nonverbal ist und Menschen sich mit Einfühlungsvermögen durchaus auch ohne Worte verständigen können. Denn auch heute habe ich z.T. Patienten, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen», zeigt Volmajer auf. Mithilfe der Migros Klubschule und viel Eigenstudium habe sie sich innerhalb eines halben Jahres einen Grundwortschatz der deutschen Sprache angeeignet und konnte sich so auch immer besser mit ihren Arbeitskollegen verständigen. «Das erste Jahr bewohnte ich ein kleines Personalzimmer. Anschliessend gründete ich eine WG mit einer Arbeitskollegin und hatte so meine ersten, eigenen vier Wände in der Schweiz», erinnert sich die heutige Doppelbürgerin.

Weg in die Selbstständigkeit

Ganze elf Jahre sei sie im Kantonsspital tätig gewesen, bis sie sich für einen eigenen Weg entschloss. «Mit der Unterstützung von Freunden ermöglichte ich mir vor rund 21 Jahren eine eigene kleine Praxis an der Baslerstrasse», berichtet Volmajer lächelnd. Mit den Jahren wurde das Angebot ihrer Praxis durch die vielen Weiterbildungen, die Zdena Volmajer besuchte, wie beispielsweise Lymphdrainage, immer vielfältiger und breiter. «Ausserdem beschloss ich nach einigen Jahren mit Bettina Nussberger, ebenfalls dipl. Physiotherapeutin, zusammen zu arbeiten», berichtet sie. Mittlerweile sind in ihrem PhysioCenter an der Baslerstrasse in Trimbach neben ihr selber drei weitere Physiotherapeutinnen und eine Sekretärin beschäftigt. «Durch meine Tätigkeit beim Kantonsspital kannten mich schon Ärzte, sodass mir das Knüpfen von Arbeitsbeziehungen einfacher fiel. Allerdings ist der Schritt in die Selbstständigkeit immer mit sehr viel Arbeit verbunden», so die Praxisinhaberin.

Immer wieder Neues entdecken

Nebst ihrer beruflichen Tätigkeit betreibe sie allerdings auch viele Hobbys. So spielte sie jahrelang Volleyball im Verein Trimbach oder geht gerne in der Region Olten biken. «Ich bin eher ein Sommermensch und bewege mich gerne in der freien Natur. Leider bleibt mir momentan nicht viel Zeit dafür», erzählt Volmajer. Denn bereits seit zwei Jahren absolviert Volmajer an der Fachhochschule nebenberuflich den «Master of Science» in Physiotherapie. Im nächsten Sommer will sie ihren Master in Empfang nehmen. «Das nebenberufliche Studium ist sehr arbeitsintensiv, gleichzeitig bereitet es mir aber auch viel Freude und ich kann endlich an Grundlagenforschungen der Physiotherapie teilnehmen», zeigt die Studentin lächelnd auf und fügt an: «Natürlich bin ich mit Abstand die älteste Studentin in meinem Jahrgang.» Nach ihrem Studium möchte sie sich wieder vermehrt ihrer Praxis widmen und eine neue Sportart für sich entdecken. «Rudern würde mich alleine schon wegen der Ästhetik der Bewegungen reizen», schliesst Zdena Volmajer und blickt voller Tatendrang in dieZukunft.

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