Ihr Kampf gegen das Vergessen

Edeltraud Mehrl folgte der Liebe in die Schweiz. Gefunden hat sie zudem ihre Berufung im Demenzzentrum in Olten.

Edeltraud Mehrl im «Schatzkästli» im Demenzzentrum Olten. vwe)
Edeltraud Mehrl im «Schatzkästli» im Demenzzentrum Olten. vwe)

Sie habe schon seit Kindertagen entweder Sekretärin oder Krankenschwester werden wollen. «So beschloss ich zunächst in Österreich die Ausbildung als kaufmännische Angestellte zu absolvieren», erklärt Edeltraud Mehrl. Dieser Tätigkeit ging sie auch nach ihrem Umzug in der Schweiz nach.

Neue Heimat

In Steiermark (A) aufgewachsen, besass Mehrl schon immer eine spezielle Beziehung zum kleinen Nachbarland Schweiz. «Zwei Tanten und ein Onkel wohnten bereits vor mir im «Baselbiet» und wir besuchten diese Verwandten mehrmals.» Einer dieser Besuche sollte Mehrls Leben für immer verändern. «Bei einem Aufenthalt bei meinen Tanten lernte ich meine erste grosse Liebe und den Grund für meinen Umzug in die Schweiz kennen.» Die Liebe verflog, aber die 52-Jährige blieb den Eidgenossen treu und hat eine neue Heimat gefunden.

Australien ruft

Jedoch nicht ohne Unterbrüche. «Mit meinem früheren Lebenspartner entschied ich mich für vier Jahre nach Melbourne (AUS) zu ziehen», blickt Mehrl zurück. Auch im fernen Australien arbeitete sie im kaufmännischen Bereich. «Da bereits zwei Brüder meines Ex-Partners in Australien lebten, hatte ich es einfacher, eine Arbeitsbewilligung zu erhalten.» Auch heute noch reist die Oltnerin gerne nach Australien, um Freunde zu besuchen. Im nächsten Jahr möchte sie unbedingt wieder einmal zu ihrem ehemaligen Wohnort Melbourne fliegen, die letzte Reise sei viel zu lange her. Jedoch für immer dort zu wohnen, kann sie sich momentan nicht vorstellen.

Weg in die Pflege

Zurück in der Schweiz zog Mehrl von Birsfelden (BL) nach Däniken (SO) und wagte ihren ersten Schritt in Richtung Pflege. «Nach zahlreichen Jahren auf dem Büro, fühlte ich mich bereit für etwas Neues.» Berufsbegleitend absolvierte sie das DN2-Diplom zur Pflegefachfrau und arbeitete als Praktikantin im Alters- und Pflegeheim St. Martin in Olten. Nach bestandener Prüfung startete Mehrl ihre Tätigkeit im Jahre 2000 im St. Martin und half dieses in den vergangenen 14 Jahren mitzugestalten. «Eine der grössten Veränderungen während meiner Tätigkeit als Pflegefachfrau war die Eröffnung des Demenzzentrums im Jahre 2007», erklärt die dipl. Pflegefachfrau und fügt an: «Die Idee dafür entstand auf einer Fachtagung zum Thema Demenz.» Die Vision ein Zentrum speziell für demenzkranke Patienten aufzubauen, liess Mehrl und ihre Arbeitskollegin Sandra Friedl nicht mehr los. «Gemeinsam schlugen wir das Projekt der Heimleitung und dem Stiftungsrat vor und stiessen auf Zustimmung» So wurde zusammen mit dem Demenz-Spezialisten Dr. Christoph Held ein Rahmenkonzept ausgearbeitet und zwei Abteilungen im Altersheim St. Martin zu einem Demenzzentrum umgebaut. «Sandra Friedl und ich leiten nun seit sieben Jahren diese zwei Abteilungen, wobei wir mit permanenten Weiterbildungen versuchen, unsere Bewohner nach den neusten Pflegemethoden zu betreuen und ihnen ein optimales Wohnen bei uns zu ermöglichen.» So besitzt die Oase im Demenzzentrum bspw. einen Sternenhimmel, der die Patienten beruhigen und eine wohlige Atmosphäre schaffen soll. «Mir ist es wichtig, dass ich optimal auf die Bewohner eingehen und sie in diesem Stadium erreichen kann, wo sie sich gerade befinden.» Zu diesem Zweck wurde 2010 auch die Demenzterrasse eröffnet, die die Bewohner auf eigene Faust besuchen können.

«Schatzchästli»

Am Herzen liegt Mehrl auch das «Schatzchäschtli», ein Spezialitäten-Lädeli und Treffpunkt im Eingangsbereich des Alters- und Pflegeheimes, mit vielen Produkten aus eigener Produktion und Fabrikation sowie Artikeln aus der Naturkosmetik, Pralinés der Confiserie Läderach oder auch hausgemachten Kuchen. Zudem engagiert sie sich auch in ihrer Freizeit für hilfsbedürftige Personen und sitzt im Vorstand der Alzheimervereinigung Solothurn. Wenn sie sich jedoch jeweils vom Alltagstrubel erholen möchte, treffe man sie auch ab und zu in einer Kabarettvorstellung in Basel an. «Vor allem der deutsche Kabarettist Eckart von Hirschhausen hat es mir angetan.» So wird Edeltraud Mehrl im Demenzzentrum wohl auch in Zukunft noch so einiges Bewegen.

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