Leidenschaft als Geschäftsmotor

Norbert Jud Aufgrund seiner Jugendliebe kam der gelernte Tapezierer - Bodenleger ursprünglich in seinen frühen Zwanzigern nach Olten. Die Liebe verging, doch Norbert Jud blieb der Eisenbahnerstadt treu und wagte hier den Schritt in die Selbstständigkeit.

Norbert Jud vor seinen Ausstellungsräumen an der Baslerstrasse. vwe)
Norbert Jud vor seinen Ausstellungsräumen an der Baslerstrasse. vwe)

Im idyllischen, 15’000 Seelenstädtchen Pratteln im Kanton Basel-Landschaft besuchte der Sohn eines Sattler-Tapezierer-Meisters die Primar- sowie anschliessende Realschule. Obwohl seine Lehrer ihn zum Eintritt ins Lehrerseminar motivierten, um eine Karriere als Oberstufenlehrer zu verfolgen, entschied sich Norbert Jud für eine handwerkliche Ausbildung. «Ich wollte etwas mit meinen eigenen Händen erstellen und am Ende des Tages sehen können, für was ich gearbeitet hatte», erklärt er heute seine Wahl.

Mehr als Wände tapezieren

Da sein Vater einen kleinen Einmann-Sattler-Tapezierbetrieb besass, entschied sich Norbert Jud für eine Lehre als Tapezierer - Bodenleger. «Tapezierer beschäftigen sich nicht, wie oftmals falsch angenommen, mit Tapeten von Wohnungen oder ähnlichem. Sondern polstern und überziehen nach traditioneller Weise Möbel oder stellen Matratzen her. Die Berufsgruppe ist heute nicht mehr so oft anzutreffen», stellt Jud klar. Bald liess er sich allerdings zum Bodenlegermeister weiterbilden. «Die Übernahme des väterlichen Geschäftes kam für mich nie infrage. Mein Vater akzeptierte meine Entscheidung, musste allerdings aus Altersgründe somit seinen Betrieb schliessen, was ihm eher schwer fiel», erinnert sich Norbert Jud zurück. Eine Schliessung aufgrund der fehlende Übernahme durch die nächste Generation sei immer das Risiko, das bei kleinen Familienbetrieben bestehe.

Eigenes Geschäft

Allerdings besitze er dieses Risiko bei seinem eigenen, seit 26 Jahren bestehenden, Geschäft «Inside» nicht. «Da ich ein eher älterer Vater bin und mein Sohn erst 16 Jahre alt geworden ist, erwarte ich von ihm keinesfalls, dass er meinen Kleinbetrieb übernehmen wird. Schön wäre allerdings natürlich, wenn ich in ein paar Jahren einen würdigen Nachfolger finden würde, der das von mir aufgebaute Geschäft weiterführen könnte», erzählt Norbert Jud von seiner aktuellen Situation. Ausserdem empfinde er diese Weiterführungserwartung von Familienbetreibern gegenüber ihren eigenen Nachkommen als etwas heikel. Er habe nämlich im selbst gewählten Berufsweg seine persönliche Erfüllung gefunden. Nachdem er nach Olten kam, arbeitete er einige Zeit in einem Bodenleger-Betrieb in Trimbach. Doch bald merkte er, dass er zu «eigenbrötlerisch» war und lieber selbst über Projekte und Vorgehensweisen bestimmen wollte. So gründete er kurzerhand seinen eigenen Einmann-Bodenlegerbetrieb.

Vom Bodenleger zum Innenarchitekt

Doch beim Verlegen von Böden blieb es nicht. «Ich wurde von Ursula Berger angefragt, ob ich ein freies Lokal, welches heute der Sitz der Unia an der Römerstrasse ist, mit ihr für eine gewisse Zeit als Ausstellungsraum nutzen möchte für Tanzkleider bzw. Bodenbeläge. Dieses Projekt brachte mich auf die Idee, dass ich auch mehr als nur Bodenbeläge in Zukunft ausstellen und anbieten könnte», erinnert sich Jud an die Anfänge. So begann er vermehrt mit verschiedenen Möbeldesignern in Kontakt zu treten und gründete «Inside». «Wir sind drei festangestellte Mitarbeiter: ein Monteur bzw. Auslieferer, meine Sekretärin, welche gleichzeitig auch eine Ausbildung zur Innenarchitektin absolviert, und ich. Unser Team erfüllt von Bedarfsanalyse und ganzer Einrichtungsplanung bis zum Umzugsmanagement sowie Montage und Pflege von Wohntextilien alle Dienstleistungen, die sich rund um das grosse Feld der Inneneinrichtung drehen», erklärt der Geschäftsinhaber. Zudem zeigt Jud an der Baslerstrasse auf fünf Etagen mit viel Liebe zum Detail diverse Einrichtungsmöglichkeiten, die ständig ergänzt und verändert werden. «Umbauen und Raumgestalten ist nicht nur mein Beruf, es ist meine Leidenschaft», sagt Jud mit strahlenden Augen.

Passionierter Schlagzeuger

Nebst seiner Freude an Raumgestaltung ging Norbert Jud lange Zeit ambitioniert seinem grossen Hobby Musik nach. «In meiner Jugendzeit spielte ich in diversen Basler Bands wie «MC Church Soundroom», «Monroe» oder «Race», mit welchen ich diverse LP’s veröffentlichte. Auch in Olten spielte ich weiterhin in Studioproduktionen mit und ging gemeinsam mit Schlagzeuger Denis Kuhn auf Clubtournee mit unserer damaligen Show Golden Silver», erinnert sich der Schlagzeuger nicht ohne Stolz zurück. Auch mit Bo Katzman habe er einige Projekte verwirklicht und konnte so tolle Erfahrungen sammeln. Irgendwann sei ihm bei den Bandproben jedoch fast die Decke auf den Kopf gefallen und so beschloss er, sich vermehrt auf seine berufliche Karriere zu konzentrieren.. «Allerdings treffe ich mich noch heute ab und zu mit Musikerfreunden, um zu jammen », erzählt Norbert Jud schmunzelnd. Einmal Musiker bleibe immer Musiker.

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