«Man muss die Menschen gerne haben»

Was macht eigentlich? Bis 2017 war Beat Frey Gemeindepräsident von Wangen bei Olten. Noch bis im Sommer arbeitet er als Oberrichter in Solothurn. Mit Herzblut ist er bei der Sache – wie schon in seiner Zeit als Gemeindepräsident.

Für Beat Frey steht auch bei seiner Arbeit als Oberrichter Menschlichkeit im Vordergrund. (Bild: Caspar Reimer)

Er würde das Amt noch einmal annehmen. Dies sagte Beat Frey 2017, als er seinen Posten als Gemeindepräsident von Wangen bei Olten niederlegte. Nach 14 Jahren am Ruder – über drei Amtsperioden – war er nicht mehr zur Wahl angetreten und begründete dies mit folgenden Worten: «Es ist eine runde Sache; die Gemeinde ist gut aufgestellt, der Rat kann sich bei seiner Arbeit auf ein solides Fundament stützen.» Beat Frey könnte man fast als Wangener Urgestein bezeichnen, ist er doch seit seinem siebten Lebensjahr im Gallusdorf zu Hause und bleibt den Menschen als Politiker in Erinnerung, der gerne für einen Schwatz am Gartenzaun zu haben war. Themen rund um die Schule, das Schaffen der Entlastungsstrasse und von soliden Gemeindefinanzen – diese Schwerpunkte haben das Schaffen des Freisinnigen geprägt.

Nach seiner Demissionierung hat Frey einen Schnitt gemacht, sich aus allen politischen Ämtern und Gremien zurückgezogen. «Das muss so sein», sagt er heute, fast sieben Jahre später beim Interview am Amtshausplatz in Solothurn, wo er noch bis kommenden Sommer als Oberrichter arbeitet. Wie er auf die Zeit als Gemeindepräsident von Wangen bei Olten zurückblicke? «Es war eine sehr spannende Erfahrung», erzählt er und scheint dabei noch so begeistert, als ob es gestern gewesen wäre. «Ich habe diese Tätigkeit als Gemeindepräsident ausserordentlich gerne ausgeübt.» Dabei sei es ihm «einfach gemacht worden», da der Gemeinderat als Team immer harmoniert habe. «Ich hatte auch das Gefühl von einem grossen Rückhalt in der Bevölkerung. Das machte Freude», sagt er weiter. Auch ohne politisches Gemeindeamt liege ihm Wangen bei Olten nach wie vor am Herzen. «Die Gemeinde hat unglaublich viele Vorzüge – schon allein wegen ihrer Grösse und ihrer Lage.» Frey beschrieb das Gallusdorf auch schon so: Es sei so gross, dass nicht jeder jedem ins Badezimmer blicken könne, aber andererseits gehe das Dorf auch nicht in der Anonymität auf. «Ich bin ein grosser Fan von Wangen», sagt er schmunzelnd und fügt hinzu: «Das soll auch so sein. Als Gemeindepräsident muss man den Ort und die Menschen gerne haben. Sonst ist man nicht für das Amt geeignet.»

Der Richter als Menschenfreund

Zum Oberrichter in Solothurn wurde Beat Frey 1994 gewählt. «Ich bin in drei verschiedenen Kammern tätig, unter anderem in der Zivilkammer, wo etwa Familien- oder Forderungsstreitigkeiten verhandelt werden», erzählt er. Weiter beschäftigt er sich am Verwaltungsgericht nebst vielem anderem auch wieder mit Gemeinden, wenn zum Beispiel Personalstreitigkeiten zu entscheiden sind. Was den Reiz seiner Arbeit ausmache? «Ich habe hier mit allen Lebenssituationen, in die Menschen geraten können, zu tun. Wie als Gemeindepräsident ist es auch hier wichtig, die Menschen gerne zu haben. Aber es ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, denn die Leute kommen in Streitsituationen und nicht gerne vor Gericht», so Frey.

Auch müsse das Gericht «autoritativ» eine Entscheidung in einem Streit treffen – einfach sei dies gewiss nicht, gerade in Familienstreitigkeiten, wo es etwa um die Zuteilung der Kinder gehe: «Da sind auch viele Emotionen drin. Unsere Aufgabe ist es aber, eine Lösung zu finden, die von beiden Seiten akzeptiert wird und in erster Linie dem Wohl des Kindes Rechnung trägt.» Gerade in solchen Situationen hilft ihm wohl auch, dass er selbst vierfacher Vater ist. Ende August wird Beat Frey – Geburtsjahr 1959 – pensioniert und somit auch seinen Posten als Oberrichter hinter sich lassen.

Alles ist offen

Wenn Frey nicht gerade am Obergericht ist, liebt er es, einer sportlichen Tätigkeit nachzugehen: «Im Sommer komme ich manchmal mit dem Rennvelo von Wangen nach Solothurn. Ein toller Ausgleich. Ich fahre aber nicht auf der Hauptstrasse, sondern auf dem schönen Veloweg.» Weiter hat er bereits 17-mal am Berliner Marathon teilgenommen – auch im kommenden Herbst will er gemeinsam mit der Familie wieder in die deutsche Hauptstadt fahren: «Da bereite ich mich jeweils darauf vor. Das ist auch notwendig. Durch das Training habe ich es immer bis zur Zielgeraden geschafft», sagt er, als ob es selbstverständlich wäre. Gefragt nach seinem Rang am Marathon, beginnt er zu lachen: «Es ist doch so, dass ich mit zunehmendem Alter mehr Zeit brauche, um die Strecke zu bewältigen. Schliesslich sind es 40 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es geht mir aber um das Erlebnis, nicht um das Ergebnis.»

Konkrete Pläne hat Beat Frey für seinen dritten Lebensabschnitt nicht: «Wie damals in der Politik werde ich auch hier am Obergericht einen Schnitt machen», sagt er. Angst, dass ihm langweilig werde, habe er nicht: «Da kenne ich mich gut genug.» Seine vier Kinder und zwei Grosskinder lebten «in erreichbarer Distanz in der Schweiz». Sich um die Enkel zu kümmern, sei auch eine Aufgabe.

 

kurz und knapp

Dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen

Die Krimis über Commissario Montalbano von Andrea Camilleri.

Auf diesen Gegenstand kann ich nicht verzichten

Auf das Velo. Das gibt grosse Bewegungsfreiheit.

An diesem Ort gefällt es mir ausgezeichnet

Da gibt es viele Orte (lacht). Sicher aber bei uns im Jura oder in Kalabrien, wo wir oft Ferien machen.

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