Medaillenregen in Hollywood
Andreas Hermann und Bettina Wirsing sind von den Weltmeisterschaften der darstellenden Künste 2014 in Los Angeles (USA) nicht nur mit einer, sondern mit zwei Medaillen nach Hause zurückgekehrt.

In der Stadtanzeiger Ausgabe vom 5. Juni haben wir die unter anderem als Models tätigen Däniker Andreas Hermann und Bettina Wirsing vorgestellt, die sich im September vergangenen Jahres in Berlin für die Weltmeisterschaft in Los Angeles (The World Championships of Performing Arts WCOPA), für das Team Deutschland qualifizieren konnten. Über ein halbes Jahr hat das Paar, mithilfe von zwei Talent Scouts aus Deutschland, zwei Trainern aus Holland und sogar einem Psychologen/Astrologen, akribisch an ihren Disziplinen «Tanz» und «Schauspiel» gefeilt, um ihren grossen Traum von Hollywood und einem allfälligen Stipendium für die New Yorker Dramatic School of Arts oder die Dance Academy in L.A. wahr werden zu lassen.
Das Abenteuer beginnt
Am 8. Juli begann das Abenteuer für Andreas Hermann und Bettina Wirsing. Erstmals auf einem Langstreckenflug und in den Staaten prasselten die Eindrücke auf das Paar nieder. Nach dem aufwendigen Einreiseverfahren in Amerika, präsentierte sich Los Angeles, wie man es sich vorstellt: Sonne, Strand und Palmen. In einem riesigen Hotelkomplex zwischen Wolkenkratzern, mitten in Downtown, waren alle Teilnehmer der WCOPA einquartiert. «In verschiedenen, riesigen Sälen wurde vor Jury getanzt, Theater gespielt, gesungen und einige Disziplinen mehr vorgetragen. Für die Rückkehr ins Hotelzimmer benötigten wir rund zwanzig Minuten, da der Hotelkomplex so riesig war», zeigt sich Bettina Wirsing beeindruckt.
Mit Misserfolgen umgehen
Der nächste Tag stand, abgesehen von einer Sitzung mit ihrer Trainerin, zur freien Verfügung. Doch bereits am 10. Juli drängte die Zeit, da sich das Paar vor der Abreise als Leaders, gemeinsam mit weiteren WCOPA-Teilnehmern, bereit erklärte in der neuen Kategorie «Production Group» vorzuspielen, stand noch einiges an Arbeit an. «Wir haben rund einen Monat vor unserer Abreise von dieser neuen Kategorie erfahren. Es geht darum, dass sich mindestens 15 Teilnehmer aus Belgien, Österreich, Niederlande und Deutschland finden, die eine Gruppe bilden und eine selbst entworfene Story der Jury präsentieren», erklärt Hermann. So kurzfristig ein gemeinsames Probedatum und einen Ort für Personen aus vier Ländern zu finden war unmöglich, so wurde geskypt, telefoniert und jeder bereitete sich individuell, nebst den weiteren Disziplinen zusätzlich für die neue Kategorie vor. «Erst in Amerika war es möglich, das Einstudierte erstmals gemeinsam als Gruppe zu üben», erzählt Bettina Wirsing. Nach einem Registrierungstag, an welchem nochmals die Regeln und die Teams aus rund 40 Ländern vorgestellt wurden, einem weiteren vollen Schulungstag von morgens um9 bis abends um 22 Uhr, an welchem Schauspieler und Dozenten Tipps und Tricks für die verschiedenen Disziplinen vermittelten und erklärten, wie das Showbusiness funktioniert, wurde es am 13. Juli erstmals ernst.
Freud und Leid lagen nahe beieinander
Nach der Eröffnungszeremonie war der Auftritt der «Production Group» an der Reihe, doch die Gruppe konnte nicht überzeugen. Hermann und Wirsing haderten mit der Leistung und der Niederlage. Als Katrin Wagner, eine dem Paar lieb gewordene Kollegin aus dem Team Deutschland aufgrund der Klimaanlage am darauffolgenden Tag auch noch ihre Stimme verlor, war die Stimmung am Boden. Gegen Abend, als es Wirsing und Hermann gelang, sich auf das Training zu konzentrieren, wurden sie von Nadege Telfort, der Nationaltrainerin von Haiti angesprochen. Diese zeigte sich begeistert von dem Modelpaar und buchte beide für die Haiti Fashion Week im November. «Wir waren überwältig, und als unsere Kollegin Katrin Wagner, ebenfalls gebucht wurde, war die Freude kaum mehr zu übertreffen», erzählen die Däniker strahlend und fügen an: «Ein solches Tief und dann dieses unbeschreibliche Hoch innerhalb kürzester Zeit zu erleben, war Wahnsinn.»
Es geht um alles
Am 14. Juli fanden die ersten Wettkämpfe statt. Tags darauf zeigte das Paar ihr Schauspiel. Sie hatten sich für die Königsdisziplin, ein Drama, entschieden. In 60 Sekunden, Zeitzuschlag wurde mit Punkteabzug gebüsst, musste das Paar die Jury von ihrer Trauer mit Tränen und der Diagnose «Ich habe Krebs» überzeugen. Wirsing und Hermann ernteten tosenden Applaus. «Wir wussten, dass wir uns gut positioniert hatten», so Hermann. Am Nachmittag war die Disziplin «Tanz» an der Reihe und die Nervosität stieg, zudem sorgten die zahlreichen Tänzer für Verspätungen. Warten. Dann endlich, das Paar präsentierte zur Musik von Hermann, der sich auch als DJ Angenoir in der Electronic- und Gothic-Szene einen Namen gemacht hatte, ihre Choreografie. «Wir waren nicht zufrieden mit unserer Leistung und es wollte sich kein gutes Gefühl einstellen», erzählt das Paar. Die darauffolgenden vier Tage hiess es für Wirsing und Hermann warten, da weitere Wettkämpfe stattfanden und in einigen Disziplinen auch die Halbfinale und die Finale durchgeführt wurden. Doch Langeweile konnte sich keine einschleichen, denn ein Agent aus L.A. suchte das Gespräch. «Es war anstrengend. Wir haben in Englisch während eineinhalb Stunden ein Gespräch geführt», erzählen die Beiden schmunzelnd. Die Mühe lohnte sich, so wurden sie nicht nur zur VIP-Party eingeladen, sondern erhielten zudem kürzlich die Bestätigung, dass sie in die Kartei dieses Agenten aufgenommen wurden.
Abgeräumt
Am Abend des 19. Juli fand die Abschiedsparty statt, nachdem am Morgen, die Awards vergeben wurden. Nicht nur, dass sich die Däniker Silber für ihr Schauspiel und überraschend auch Bronze für die Disziplin «Tanz» ergatterten, sie erhalten auch die Möglichkeit, erstmals zwischen drei Stipendien für die New Yorker Film Academy zu wählen. «Ein Besuch der Schauspielschule, ob zwei Monate oder zwei Jahre ist für uns erst ab nächstem Jahr ein Thema», betonen Wirsing und Hermann, für die bereits das Training für die Haiti Fashion Week im November begonnen hat. «Wir sind überglücklich», strahlt das Paar, welches am 21. Juli von Hermanns Eltern und Freunden am Flughafen herzlich empfangen wurde. Neben zwei Medaillen hat das Modelpaar in Los Angeles wichtige Kontakte geknüpft und sind damit ihrem Traum von Hollywood sehr nahe gekommen - deshalb hört nicht auf zu träumen - das ist Hollywood!