«Meine Ideen kennen keine Grenzen»
René Gasser drückt sich und seine Persönlichkeit durch sein kreatives Schaffen aus. Deshalb hat er vor gut 16 Jahren sein Geschäft «Peekaboo» gestartet.

Im Schaufenster der Maienstrasse 1 sind schon von weitem René Gassers Innovationen, darunter Möbel- oder auch Kleidungsstücke zu entdecken. Jedes Einzelne ein Unikat, jedes Einzelne vom Oltner handgefertigt und kreiert. «Ich habe immer tausend Ideen in meinem Kopf und diese werden von einigen Mitmenschen teilweise als ein wenig zu abstrus und abwegig angesehen», erklärt Gasser lächelnd und zeigt auf seinen Bärenstuhl, dessen Lehnen zu Bärenköpfen geschnitzt und welcher mit Teddybärenfell bezogen ist.
Fantasie kennt keine Grenzen
Schon als Kind habe er immer gerne selber etwas geschaffen, verändert und kreiert. «In meiner Kindheit waren die Winnetou-Filme der absolute Renner. Auch ich wollte unbedingt aussehen wie die Apachen und versuchte mich bereits mit sieben Jahren am Nähen von Kostümen, teilweise auch aus den Leintüchern meiner Mutter», so Gasser lachend. Deshalb habe sich schnell der Wunsch nach einer Schneiderlehre abgezeichnet. Doch da dieser Beruf schon damals als brotlos galt, absolvierte er auf Wunsch des Vaters zuerst eine Ausbildung als Elektromechaniker. «Parallel zu und nach meiner Lehre half ich zudem im Bodenleger-Betrieb meines Vaters, Paul Gasser, mit und lernte somit auch dieses Handwerk, welches mir noch heute zu Gute kommt.»
Der Schönste an der Fasnacht
Doch die Faszination des Nähens und Designens liess ihn nicht mehr los. «Kurzerhand entschloss ich mich mit knapp 32 Jahren doch noch für eine Lehrstelle als Tailleur bei Grieder in Zürich.» Sein grosses Ziel damals: Gewandmeister am Theater Zürich. «Lustigerweise bekam ich nach meiner Lehre auch die Gelegenheit dazu, doch durch die Erfahrungen während seiner Ausbildung war der Reiz bereits verschwunden», gibt Gasser nachdenklich zu. Am Theater könne man als Gewandmeister nur wenig selber kreieren, sondern sei vor allem mit Anpassungsarbeiten und Ausbesserungen beschäftigt. Privat nähe er immer noch ab und zu Kostüme für sich oder seinen Bekanntenkreis und bietet dies auch als Dienstleistung an. «An der Fasnacht wollte ich schon damals immer der Schönste sein, obwohl meine Verkleidungen immer weniger fasnächtlich als eher historisch ausfielen.»
Enorme Vielseitigkeit
1998 entschloss er sich endlich sein visuelles Talent und seine Kreativität in seinem Beruf umzusetzen. «In meinem Geschäft «Peekaboo» biete ich eine enorme Spannbreite von Dienstleistungen an. Diese Verifizierung ist nicht immer einfach und auch aufwendig.» So verlegt Gasser wie schon sein Vater Böden, nimmt Umbauten und Renovationen vor und berät in Sachen Innendekoration. Seine Passion gilt jedoch auch dem Verändern und Erneuern von Antiquitäten und Möbeln oder auch dem Schnitzen und Schneidern. «Wenn ich manchmal ein Möbelstück betrachte, sprudelt es in mir nur so vor Einfällen, wie ich es aufpeppen, modernisieren oder verändern könnte», erzählt Gasser. Meist müsse er einen Kompromiss mit seinen Kunden finden, der für ihn als Künstler sowie die Kundschaft stimmt. «Ein Atelierbesucher hat mir einmal gestanden: Es braucht Mut, ihre Stücke zu Hause aufzustellen.»
Letzter DJ im früheren Hammer
René Gasser spielt mit Stoffen, Farben und vermischt scheinbar Unpassendes. «Heutzutage wollen viele nur gerade, konkrete und perfekte Formen. Ich möchte mich jedoch an der Imperfektion orientieren. Meine Stücke sollen nicht in Serien produziert werden, sondern individuelle Einzelstücke sein», erzählt Gasser weiter. Nebst seinem kreativen Schaffen besitzt der Oltner auch ein Flair für die Musik. «Ich sammle Schallplatten aus den 60er und 70ern und habe früher im alten Hammer als DJ aufgelegt. Wohl als einer der Letzten vor der Schliessung in den 1980ern», erinnert er sich schmunzelnd. Seine Begeisterung für das Kreative und eine unbändige Lebensfreude sind bei René Gasser stets spürbar, auch wenn er momentan wegen einer Schulteroperation handicapiert ist. Ein Besuch an der Maienstrasse 1 ist immer lohnenswert.