«Musik ist meine Lebensphilosophie»

Thomas Trachsel Für den Komponisten und Dirigenten war schon früh klar, dass er sein Leben der Musik widmen möchte. Mittlerweile berühren seine Stücke Menschen über die Landesgrenze hinaus.

Thomas Trachsel am Komponieren seiner fünften Symphonie. vwe)
Thomas Trachsel am Komponieren seiner fünften Symphonie. vwe)

Er sehe sich selber als Musiker mit Lehrauftrag. «Seit gut14 Jahren unterrichte ich nun an der Kreisschule Gäu in Neuendorf Musik. Allerdings ist dies nicht meine einzige Tätigkeit», erklärt Thomas Trachsel. Neben seinem Teilzeitpensum komponiert der frühere Hägendorfer von kleineren Stücken bis zu 65-minütigen Symphonien und dirigiert seit zehn Jahren das Blasorchester Helvetia in Rüti (ZH).

Früh vom Musikfieber gepackt

Musik habe schon seit Kleinkindertagen eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt. «Als Vierjähriger hörte ich meine Grossmutter die Zither spielen und war sofort fasziniert.» So übte er sich fortan bei jeglichen Besuchen bei seinen Grosseltern in der Kunst des Zupfinstrumentes. «Nach einigen Jahren lag die Zither dann plötzlich für mich unter dem Weihnachtsbaum und ich begann mit professionellem Musikunterricht einerseits bei der Musikschule Hägendorf andererseits bei Arno Müller», erinnert sich Trachsel lächelnd. Arno Müller wohne heute in Kappel ganz in seiner Nähe und er lege immer noch grossen Wert auf seine Meinung. Leider findet Trachsel heute nur noch wenig Zeit für sein erstes Zupfinstrument, möchte das Zitherspielen jedoch irgendwann seinen Töchtern beibringen. Nach der Zither kamen weitere Instrumente wie Trompete, Klavier sowie später auch Orgel und Schlagzeug hinzu. Dabei weckte vor allem die klassische Musik sein Interesse. «Mein Vater hörte während des Lernens für seine Fachprüfung zum Bauleiter immer klassische Schallplatten von z.B. Beethoven und steckte mich damit an.»

Weg zum Musikerleben

Daher wollte Thomas Trachsel nach seiner Schulzeit in Hägendorf ganz auf seine Leidenschaft setzen. Denn Musik war und bleibe seine Lebensphilosophie. «Jedoch sahen mich meine Eltern eher in einem bodenständigen Beruf.» Doch schon während seiner Oberstufenzeit habe er nur Noten im Kopf gehabt. «Ich erinnere mich, wie ich in einigen Schulstunden anstatt Matheaufgaben zu lösen, am Komponieren und Niederschreiben von neuen Ideen war», erzählt der beliebte Komponist und fügt an: «Mein Seklehrer Jean-Pierre Stephani bemerkte dies und es entstand ein Gentleman-Agreement.» So durfte Trachsel in Zukunft soviel komponieren, wie er wollte, sofern er seine Hausaufgaben erledigte und den Stoff beherrschte. Schüler und Lehrer teilten fortan die Liebe zur klassischen Musik und Stephani setzte sich für die Musikerzukunft seines Schützlings ein. «Von da an vereinbarte ich mit meinen Eltern zwar eine vernünftige Ausbildung zu absolvieren, jedoch nach der Berufslehre den Weg des Musikers einzuschlagen.» So bewarb sich Trachsel schon einen Tag nach seiner bestandenen Vermessungszeichner-Lehre am Konservatorium in Bern und absolvierte dieses nach sechs Jahren mit Bravour.

Musik ist pure Emotion

Bereits während seines Studiums sammelte der Musiker Erfahrungen als Lehrer und setzte diese in derbis heute andauernden Anstellung in der Kreisschule Gäu um. Was fasziniert ihn denn am Pädagogischen? «Mir ist es wichtig, den Jugendlichen den Blick für die vielen Facetten der Musik zu öffnen und die harte Arbeit, welche gute Musik beansprucht.» Der Musikkonsum erreiche ein immer tieferes Niveau und er wolle seinen Schülern zeigen, dass jeder Einzelne für dieses Phänomen mitverantwortlich ist. Oftmals sprechen ihn seine Schüler auf seine Kompositionen und musikalischen Projekte an. «Mit besonders Interessierten höre ich mir dann zeitweise eines meiner längeren Stücke an.» Auch für Jamsessions mit seinen Schülern oder Ehemaligen sei er, sofern zeitlich möglich, immeroffen.

Fünfte Symphonie

Der Komponist schreibt bald an seiner fünften Symphonie. «Die meisten meiner grösseren Stücke sind durch Auftragsarbeiten entstanden und mit einem enormen Zeitaufwand verbunden.» Er habe das Glück, dass der berühmte Dirigent Henry Adams der Banda Sinfonica de la S.M. «la Artistica» de Buñol (Spanien) auf ihn aufmerksam wurde. «So finden dieUraufführungen meiner Symphonien seither in Spanien statt.» Auch in der Schweiz darf er bekannte Dirigenten wie Carlo Balmelli zu seinen Freunden und Förderern zählen. Vor allem die dritte Symphonie sei für ihn eine Besondere. «Mein Orchester in Rüti (ZH) wollte unbedingt am 30. Zürcher Kantonalmusikfest letzten Juni eines meiner Stücke inszenieren. So entschied ich mich für meine dritte Symphonie und das Orchester wurde mit Chor und weiteren Instrumentalisten auf 120 Personen aufgestockt.» Dies sei für ihn eine absolute Premiere gewesen. Zum ersten Mal hatte er eine seiner Kompositionen selber dirigiert. «Musik ist etwas enorm Emotionales und durch meine Stücke gebe ich vieles von mir preis. In meinen Kompositionen setze ich mich viel mit dem Sein und Nicht-Sein der Menschen auseinander», erklärt er nachdenklich. So wird der Musiker wohl auch in Zukunft sein Innerstes mittels Musik mit den Zuhörern teilen und damit einige zum Nachdenken anregen.

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