Papatzikakis sucht nach neuen Helden
Jennifer Papatzikakis hat den grossen Schritt - gewagt: Vor einem Jahr - eröffnete die 24-jährige ihren eigenen Kleiderladen namens «Zeit für neue Helden» und tritt so auf ganz spezielle Art in die Fussstapfen ihres Vaters.

Die Geschichte ihres Vaters steht dem berühmten «American Dream» in keinster Weise nach. Kurz zusammengefasst: Mit den Eltern, griechische Gastarbeiter, kam Lazarus Papatzikakis in jungen Jahren in die Schweiz. Seine Familie kehrte ins Land der Mythologie zurück, er blieb und baute vor gut 21 Jahren sein kleines Fördertechnik-Imperium namens «Förder Techna AG» auf. Seit 2013 ist die AG jedoch nicht nur in Sachen Fördertechnik unterwegs, sondern in die völlig andersartige Welt der Mode eingetaucht. Grund dafür: JenniferPapatzikakis.
«Kreativität liegt in der Familie»
Die 24-Jährige ist offiziell Bereichsleiterin Mode der Förder Techna AG. «Als ich mich vor einem Jahr entschloss meinen eigenen Laden zu eröffnen, schien es meinem Vater und mir die einfachste Lösung mein Business unter seiner AG laufen zu lassen. So wird sein Geschäft auch einmal weitergeführt, wohl jedoch in einem etwas anderen Bereich», erklärt Jennifer Papatzikakis die Idee und lacht: «Einzig bei meinen Lieferanten sorgt der ungewöhnliche Name der Aktiengesellschaft teilweise für Verwirrung.» Doch wie kommt man überhaupt dazu einen Kleiderladen zu gründen? «Wie viele andere wusste ich nach meiner Schulzeit nicht, in welche Richtung es mich treiben sollte. Meine Mutter stiess per Zufall auf ein Inserat der «Schule für Mode und Gestaltung» und nach meinem ersten Besuch dort stand für mich fest: Ich werde Schneiderin.» Lohn habe sie während der speziellen Lehre zwar keinen erhalten, jedoch ermöglichte ihr die Schule einen Einblick in die verschiedenen Bereiche der Schneiderei. Nach ihrer Ausbildung blieb die Oltnerin dem künstlerischen Weg treu. «Während meiner Berufsmatura in Gestaltung spezialisierte ich mich auf die Filmkunst und wurde für ein Projekt unter anderem mit dem Rotary Preis geehrt.» Die Kreativität liegt wohl in der Familie, denn auch ihre sechs Jahre ältere Schwester Nathalie, die insbesondere als Coq d’Or-Gründerin in Olten bekannt wurde, ist als freie Künstlerin tätig und hat Filmwissenschaften studiert.
Name per Zufall entstanden
Gegen ein Studium entschied sich jedoch Jenni Papatzikakis. «Modedesign stand zwar einmal im Raum. Jedoch habe ich durch diverse Jobs bei H&M oder Fashion-Fish sowie ein dreimonatiges Praktikum bei «Little Black Dress» immer mehr Freude an der Verbindung zwischen Mode und Verkauf gewonnen.» Ihr Vater habe sie schlussendlich bestärkt, den Schritt in die Selbstständigkeit mit seiner finanziellen Unterstützung zu wagen und die freistehenden Räume an der Zielempgasse zu übernehmen. Sie wollte etwas Neues, Frisches nach Olten bringen. «Während meinen diversen Städtereisen in London oder Berlin liebte ich es, durch die kleinen Kleiderboutiquen zu bummeln und in ihnen neue Mode von teilweise unbekannteren Labels zu entdecken.» Genau dieses Konzept verfolgt die Junginhaberin auch in ihrem eigenen Laden. Eine Mischung zwischen bekannten sowie noch unbekannteren Labels schwebte ihr vor. Dafür besucht sie gemeinsam mit ihrer Schwester regelmässig Modemessen, bspw. auch «Bread and Butter» in Berlin, und ist immer wieder auf der Suche nach «Neuen Helden», wie der eigentümliche Name schon sagt. Allerdings entstand dieser eher durch Zufall. «Meine Schwester organisierte damals eine Kunstauktion im Coq, in welcher Grafiker oder Künstler alte Gemälde veränderten und umgestalteten. So auch die Oltnerin Petra Bürgisser, die ihr Werk «Zeit für neue Helden» nannte.» Diese Titulierung habe sie von Anfang an gepackt und da sie ihr Konzept perfekt widerspiegle, war die Taufe schnell beschlossene Sache. «Oftmals sehe ich wie vorbeigehende Fussgänger vor meinem Laden stehen bleiben und sich laut über den Namen wundern», lacht sie. Neben Kleidern bietet Papatzikakis auch Änderungsarbeiten an. «Mein kleines Nähatelier ist bei den Kunden gefragt und so habe ich auch, wenn niemand im Laden ist, etwas zu tun.» Auch ihr Hund Cleo sorgt ab und zu für Abwechslung in der Boutique. «Zeitweise nehme ich ihn mit. Nur muss ich ihm das Sitzenbleiben noch etwas besser eintrichtern», lacht sie.
Grosse Unterstützung
Ob sich die Erfüllung ihres Traums von einer eigenen Boutique auch finanziell gelohnt hat, wagt die 24-Jährige noch nicht zu entscheiden. «Für ein Fazit ist es wohl auch noch zu früh. Jedoch macht mir die Tätigkeit immer noch riesigen Spass und ich kann auf die volle Unterstützung meines Umfeldes zählen.» Einzig für Ferien bleibe momentan wenig Zeit, doch wenn, dann besucht sie das Heimatland ihres Vaters. «Im Sommer steht für mich die Wahl fest.» Während diesen Ferienaufenthalten versucht sie jeweils auch ihr Griechisch etwas aufzubessern. «Leider kann und verstehe ich nur Bruchstücke. Doch zur Verständigung mit meinen Verwandten hat es bis jetzt zum Glück immer gereicht», so die Halbgriechin lächelnd.