Schwere Fahrzeuge und leichte Füsse
Roland Marty Der Oltner ist für die Kanalisationsreinigung der Stadt verantwortlich. Seine Freizeit ist mit den Hobbys Feuerwehr und Tanzen ausgefüllt. Alles unter einen Hut zu bringen sei nicht immer einfach.

Roland Marty ist in Olten geboren. Bis in der vierten Klasse lebte er in Aarburg, dann zog seine Familie in die Eisenbahnerstadt. Als es mit 16 Jahren um die Berufswahl ging, wollte Marty eigentliche Velo- und Töfflimechaniker werden. «Aber für diesen Beruf gab es in Olten und den umliegenden Dörfern keine einzige Lehrstelle», erklärt Marty. Also machte er eine Lehre als Metallbauschlosser. Noch während der Lehre bekam er das Aufgebot für die Rekrutenschule. Diese musste er jedoch verschieben, da die Lehre ein Jahr länger dauerte. Nach dem Militärdienst arbeitete er noch einige Zeit als Magaziner, bevor er zum Werkhof der Stadt Olten wechselte. In Kontakt mit dieser Stelle kam er über sein Hobby die Feuerwehr.
Das Aufgebot kam wie gerufen
«Einmal sah ich eine Übung der Feuerwehr und war davon so begeistert, dass ich mich gleich entschied, der Feuerwehr beizutreten», erzählt Marty. Nur wusste er nicht genau, wie er das anstellen sollte. Denn zu dieser Zeit habe es ja noch kein Internet und keine Webseite gegeben, auf der er sich hätte anmelden können, sagt Marty. Zum Glück kam nur kurze Zeit später, nachdem er die Übung beobachtet hatte, das Aufgebot zur Rekrutierung für die Feuerwehr ins Haus geflattert. «Das war meine Chance der Feuerwehr beizutreten.» Damals war Marty 21 Jahre alt. In den ersten Jahren besuchte er die verschiedenen Kurse, die notwendig waren. Heute ist Marty in der Feuerwehr hauptsächlich Fahrzeugführer und nur noch selten als Gruppenführer tätig. Marty sagt: «Als Chauffeur ist man ans Fahrzeug gebunden und weniger an den Löscharbeiten beteiligt. Aber wenn es keinen Chauffeur gibt, gibt es auch niemanden, der den Brand löschen könnte, da die Truppen dann gar nicht zum Einsatzort kommen.» Damit er weiter als Gruppenführer tätig sein kann, absolviert er jedes Jahr den entsprechenden Wiederholungskurs.
Ohne Chauffeur kein Einsatz
Die Arbeit als Feuerwehrmann sei Unteranderem so interessant, weil auch nach unzähligen Einsätzen, bei denen er dabei war, keine Routine aufkommt. «Jeder Einsatz ist einzigartig, keiner wie der andere. Es gibt immer unerwartet Situationen und deshalb muss man auch sehr flexibel sein», erklärt Marty. Als älterer und erfahrener Feuerwehrmann müsse man den Jüngeren den einen oder anderen Tipp geben, aber sie seien ein sehr gut eingespieltes Team. Dieses sei auch sehr wichtig, wenn es um die Verarbeitung von schwierigen Situationen gehe: «Vor allem Autounfälle sind nicht so einfach wegzustecken. Da hilft es sehr, wenn man mit den Kollegen darüber sprechen kann. So kann man die Eindrücke besser verarbeiten und es braucht auch keine externe Hilfe mehr.» Auch nach 27 Jahren ist Marty immer noch mit viel Leidenschaft dabei. Das muss er wohl auch sein. Mit meistens einer, manchmal aber auch zwei Übungen pro Woche, dem zu leistenden Piketdienst und den Einsätzen sei es zwar ein zeitaufwendiges Hobby, aber er könne sich noch nicht vorstellen aufzuhören: «So lange es die Gesundheit zulässt, werde ich sicher weiter machen.»
Reinigungen aller Art
Die Feuerwehr brachte ihm vor 25 Jahren auch die Anstellung bei der Stadt. «Der heutige Chefgärtner sagte mir, dass sie jemanden suchen würden», sagt Marty. Anfangs arbeitete er bei der Kehrichtabfuhr. 1989 machte Marty den Lastwagenführerschein und übernahm dann die Tätigkeit der Kanalisationsreinigung und -wartung. Sicher sei es nicht die sauberste Arbeit, aber jemand müsse es ja machen: «Mich stört eher, dass sich die Leute immer so ärgern, wenn mein Fahrzeug mitten auf der Strasse steht. Das ist aber nicht anders möglich.» Denn auch wenn man kein direktes Ergebnis seiner Arbeit sehen würde, sei sie doch sehr wichtig, denn sonst könnte die Kanalisation verstopfen und das würde ja auch niemand wollen. Neben seiner Haupttätigkeit kommen auch noch weitere Reinigungsarbeiten hinzu. So putzt er, wie alle anderen Stadtarbeiter auch, neun Mal pro Jahr an einem Wochenende die öffentlichen Toiletten oder die Strasse nach einem Markttag und als Chauffeur steht er auch im Winter für die Räumung der Strassen nach Schneefall im Einsatz. «Auch wenn viele meine Arbeit nicht machen möchten, bin ich sehr zufrieden damit», sagt Marty.
Alltagsprobleme vergessen
Neben seiner Arbeit führte ihn die Feuerwehr auch zu seinem zweiten Hobby, dem Tanzen. «Ein Kollege machte einmal den Spruch: Tanzen würde auch noch zu dir passen. Also meldete ich mich für einen Tanzkurs an und überraschte damit meinen Kollegen», erzählt Marty. Seit 2007 hat er alle Standardkurse absolviert, wobei ihm Cha-Cha-Cha und Rumba am besten gefallen. Seine heutige Tanzpartnerin lernte Marty im Tanzkurs kennen und ist sehr glücklich über diese Begegnung: «Es macht sehr viel Spass mit ihr zu tanzen. Anfang Oktober werden wir zusammen eine weitere Tanzprüfung ablegen.» Neben der Feuerwehr sei das Tanzen ein sehr guter Ausgleich, da er dabei seine Alltagsprobleme vergessen kann und sogar muss. Zudem gebe ihm das Tanzen ein sportliches Gefühl. Obwohl er manchmal schauen müsse, dass er beide Hobbys zeitlich aneinander vorbei bringe, würde er keines davon missen wollen.