Vom «Downhiller» zum E-Bikedesigner

Janez Grasic Der Ex-Mountainbike-Downhill-Fahrer setzte seine ganze Energie und Leidenschaft in sein Hobby. Nach seiner actiongeladenen Downhill-Zeit nutzt er nun seine jahrelange Erfahrung für das Elektrobikeprojekt «Jaal».

Janez Grasic mit dem ersten fertiggestellten «Jaal-Elektrobike». vwe)
Janez Grasic mit dem ersten fertiggestellten «Jaal-Elektrobike». vwe)

Er habe nie vom Downhillfahren leben können, sondern nur für den Sport. «Die Faszination am Radsport hat mit dem BMX-Rad begonnen», erinnert sich Grasic zurück. Schon als Kind habe er die Schnelligkeit und den Adrenalinkick geliebt. «Mit meinem Nachbarn war ich ständig auf Achse und haben bei unseren rasanten Radtouren so einige Räder geschrottet», erzählt der ehemalige Würenlinger lachend.

Zahlreiche Rennen

Nach dem abermaligen Brechen der Mittelstange habe ihm sein Velomechaniker kurzerhand eine stabilere und dickere eingefügt. «So besass ich schon eine Art BMX-Rad, bevor ich überhaupt davon wusste.» Über eine Firma in Deutschland ist Grasic dann zu seinem ersten offiziellen BMX-Bike gekommen. «Ich nahm sogar an der ersten Schweizermeisterschaft im BMX-Fahren teil und wurde Zweiter», erzählt der Radfan schmunzelnd und zeigt einen kleinen Pokal. Bereits drei Jahre später bekam der damals17-Jährige sein erstes Mountain Bike. An sein erstes Rennen erinnert er sich gerne zurück. «Ich war beim Hinabfahren an vorderster Stelle und wurde beim Hinauftrampen anschliessend von allen wieder überholt», lacht er und fügt an: «Allerdings wurde ich knapp nicht Letzter. Ich und mein Widersacher kamen etwa eine Stunde später als alle anderen ins Ziel, lieferten uns aber ein hitziges Kopf an Kopf-Rennen.»

Downhill statt Formel 1

So spezialisierte sich Grasic kurzerhand aufs Downhillfahren. «Was viele nicht wissen: Mountainbiken, wie wir es heute kennen, ist ursprünglich durch das Downhillfahren entstanden. Die Prototypen waren umgebaute Beach-Bikes mit weniger Schaltkränzen, damit konnte man nicht bergauf fahren. Ausserdem faszinierte den heutigen Trimbacher die enorme Geschwindigkeit in diesem Sport. «Schnelligkeit war schon immer mein Ding, jedoch hatte ich nie genügend Geld für die Formel 1.» Im Downhill-bereich musste er jedoch nicht mehr um den zweitletzten Platz kämpfen, sondern durfte einige Erfolge feiern. «Da meine Eltern ursprünglich aus Slowenien kommen und ich lange Zeit keinen Schweizer Pass besass, startete ich an diversen EM, WM und sonstigen Landesrennen für das Heimatland meiner Eltern.» Auch die Sponsorensuche war zu Beginn in Slowenien ergiebiger. Je besser er wurde, desto mehr waren interessiert. «Ich war bspw. bis 2000 auch als erster Downhiller bei RedBull unter Vertrag», erzählt Grasic nicht ohne Stolz. Nebst seinem grossen Hobby habe er jedoch ständig als Mechaniker, meist in der Radbranche, gearbeitet. «2005 habe ich mich dann entschieden meine Rennkarriere auf Eis zu legen; mein letztes Rennen endete leider auch mit einem Flug in eine Eiche», erzählt er schmunzelnd.

Nostalgie vermischt mit neuer Technik

Doch den Bezug zum Radfahren hat er trotzdem nie verloren. «Nach 2005 bot ich immer wieder Touren in meiner zweiten Heimat der Toskana an, dessen Landschaft und Mentalität ich sehr mag.» Zudem hat er auch auf Anfrage Mountainbikeparks wie den in Crans-Montana entwickelt. Seit 2009 versucht sich Grasic nun aber als Elektrovelobauer. «Die Idee dazu ist mir während einer Testfahrt für die Flyer-Räder gekommen. Ich wollte ein Elektrovelo konstruieren, das zu einem grossen Prozentsatz in der Schweiz und aus Schweizer Materialien produziert wird und ein cooles Vintagedesign hat», zeigt Grasic auf. Sein Partner Alex, der das -al zum Namen Jaal hinzusteuert, hat ihn von Beginn an sowohl finanziell als auch mental unterstützt. Nach vier Monaten Werken, Konstruieren und vollem Einsatz von Grasic stand der erste Prototyp, dessen Fertigstellung min. 30’000 Franken kostete. «Mittlerweile haben wir drei Grundtypen und haben auch versucht, das Rad ein wenig serientauglicher zu gestalten, damit man ein Jaal-Bike nun ab etwa 10’000 Franken erstehen könnte.» «Könnte» bewusst, da die Produktionsarbeiten für die geplanten 22 ersten Exemplare, die auf den Markt kommen sollen, immer noch auf Hochtouren laufen. «Bis jetzt ist das Bauen der Räder noch eine One man-Show. Ich mache alles selber in meiner Wohnung, suche aber bald eine kleine Bude, am liebsten in meiner Wahlregion Olten.» Voller Elan will er nun sein Herzensprojekt verwirklichen und Radfans, die auch gerne in Nostalgie schwelgen, das perfekte Elektrobike bieten können.

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