Vom innersten Appenzell nach Olten
Petra Von Arx Die Appenzellerin entschied sich vor 27 Jahren ihr Heimatdorf zu verlassen und ein neues Leben in Olten zu starten. Sie erzählt, wie es ihr in der neuen Umgebung erging.

Petra von Arx wuchs in einem 600 Seelendorf im Kt. Appenzell Innerrhoden namens Haslen auf. Ihre Familie betrieb ein Transportunternehmen und ein kleines Restaurant mitten im Dorf. Diese zwei Unternehmen waren laut Petra von Arx nötig, um ihr und ihren zehn Geschwistern ein existenzsicherndes Leben bieten zu können.
Leben in einer Grossfamilie
Jeder musste laut von Arx im Restaurant und Haushalt mithelfen. Selbst die Erziehung wurde teilweise von den älteren Geschwistern übernommen. «Ich bin die jüngste Tochter. Nach mir wurden noch meine zwei Brüder geboren. So waren meist meine älteren Schwestern mit dem Haushalt beschäftigt und nahmen für mich eine Art Mutterfigur ein», erklärt von Arx. Allerdings nahm sie das Grossfamilienleben durchaus positiv wahr. Der Weg sei «freigeschaufelt» worden von den älteren Geschwistern. Noch heute sind der Gastbetrieb und das Familienhaus in den Händen der Grossfamilie. Der älteste Bruder führte die Wirtschaft weiter und sogar die mittlerweile 80-jährige Mutter hilft teilweise noch mit.
Zu eng
Trotz der schönen Kindheit inmitten von Kuhweiden und traditionellen Strickbauhäusern wurde es Petra von Arx irgendwann zu eng. «Für mich war es schon immer klar, dass ich weg und eine andere Art des Lebens sehen wollte», erzählt sie. 1984 lernt sie während ihrer Ausbildung zur Floristin ihren Ehemann Rudolf von Arx aus Trimbach kennen. Der Trimbacher besuchte wochenendweise einen Jugendkollegen, der in Trogen arbeitete. «Dieser war der Freund meiner Arbeitskollegin und so lernte ich meinen Ehemann kennen und lieben», erinnert sich von Arx. Bereits 1985 folgte sie mit 20 Jahren ihrem Freund ins Schweizer Mittelland und bezog eine kleine Wohnung zuerst in Aarau, bis sie ein Jahr darauf erstmals in Olten lebte. «Zu Beginn war Olten für mich eine Grossstadt», erinnert sie sich schmunzelnd zurück. Die neugewonnen Einkaufsmöglichkeiten und die Auswahl an öffentlichen Verkehrsmitteln hätten sie von Anfang an beeindruckt, so von Arx weiter. Mit ihrem Wegzug aus dem Appenzell wurde sie in ihrer Familie zu einer Exotin; alle restlichen Geschwister leben noch heute in Appenzell Inner- oder Ausserrhoden.
Neuer Start
In Aarau und Olten arbeitete sie auf ihrem erlernten Beruf bis sie mit einer starken Heuschnupfenallergie zu kämpfen hatte und sich neuorientieren musste. «Bis zur Geburt meiner Tochter im Jahr 1995 arbeitete ich unter anderem im Verkauf oder konnte mir meine Erfahrung im Service zu Nutzen machen», so von Arx. Anschliessend entschloss sich Petra von Arx, sich ganz ihren Kindern zu widmen und arbeitete nur noch nebenbei als selbstständige Reinigungskraft. Ihr Mann ist noch heute ,traditionell oltnerisch, als Eisenbahnangesteller tätig und so wurde die Wahl für Olten als Wohnort auch nie ernsthaft hinterfragt.
Interesse am Sport
«Für Sport habe ich mich vor der Geburt meiner Kinder komischerweise nie gross begeistern können», erzählt von Arx lachend. Der Kinder und Gesundheit Willen beginnt sie in Olten beim SVKT das MuKi-Turnen zu besuchen und anschliessend zu leiten. Durch diese Tätigkeit findet sie vor 13 Jahren zu ihrer Leidenschaft Nordic Walking. «An Nordic Walking hat mich fasziniert, dass es dabei nicht nur um Sport geht, sondern das Walken ist zu 50% als Entspannung für die Seele gedacht», erklärt von Arx. So entschliesst sie sich beim Schweizerischen Nordic Walking Verband (SNO) zur Leiterin weiterbilden zu lassen und bietet seit dieser Zeit einmal wöchentlich eine Walkinglektion an. «Wenn wir gemeinsam walken sind alle gleich. Es spielt keine Rolle von wo jemand kommt oder was er beruflich macht. Für diese eineinhalb Stunden geniessen wir gemeinsam das Bewegen in der Natur», erzählt von Arx begeistert. Momentan muss von Arx allerdings auf diesen Austausch verzichten, da sie sich einen Meniskusriss zugezogen hat.
Heimatgefühl
Wo fühlt sich Petra von Arx denn nun mehr zu Hause, in Olten oder in Haslen? «Haslen wird immer meine Heimat bleiben. Es ist der Ort, wo meine Wurzeln sind und meine Familie zu Hause ist. So sage ich noch heute, dass ich nach Hause gehe, wenn ich dem Appenzell einen Besuch abstatte», erklärt sie. Mindestens fünf Mal im Jahr geht Petra von Arx «nach Hause» und geniesst die Zeit mit ihren Verwandten. «Auch meine Kinder und mein Mann kommen immer gerne mit. Sie haben bis zu 100 Cousins im Appenzell», erzählt von Arx. Weiter sei es ihr wichtig typische Bräuche ihrer Heimat am Leben zu erhalten. So besitze sie noch immer ihre Werktagstracht oder führe Appenzeller Traditionen weiter. Wie beispielweise das «Chlausenbickli», welches ihre Kinder bis heute jeden November erhalten. Dieses verzierte Gebäck dürfen sie bis am Samichlaustag nicht anknabbern, also nicht daran «bicklen», damit sie ein «Chlaussäckli» erhalten. «Allerdings fühle ich mich mit Olten sehr verbunden und könnte mir nicht mehr vorstellen irgendwo anders zu leben», schliesst Petra von Arx.