Vom Marriott ins Oltner Bioland
Lilo Portmann verliebte sich bereits während ihres ersten Besuches in ihr heutiges «Bioland». Bis sie nach Olten gelangte, nahm Lilo Portmann allerdings einen erlebnisreichen und vielseitigen Umweg.

Schon als Jugendliche habe sie die Abwechslung geliebt und immer wieder eine neue Herausforderung gesucht. «Ich bin in Deredingen in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen. Zunächst absolvierte ich eine KV-Lehre, wie viele Mädchen damals», erinnert sich Portmann. Beim einst florierenden Betrieb von Roll in Gerlafingen beendete sie gemeinsam mit 60 anderen Lehrlingen ihre Ausbildung. «Von Roll besass sogar seine eigene Lehrwerkstatt und auch einen der ersten Computer in der Region», erzählt sie lächelnd.
Welt der Hotellerie
Doch schon bald zog es Portmann in eine andere Richtung. Nach einem Aupair-Aufenthalt in England, trat die kaufmännische Angestellte ihre erste Stelle in der Hotellerie an. «Um neben dem Englisch auch mein Französisch zu verbessern, war ich als Hilfszimmermädchen im Hotel «Montreux Palace» in der Westschweiz tätig», erzählt sie und fügt schmunzelnd an: «Als Hilfszimmermädchen durfte ich nicht einmal die Zimmer reinigen geschweige denn betten, sondern war ausschliesslich für die Reinigung der Bäder zuständig.» Doch bald stieg das Hilfsmädchen auf und entschied sich nach einem Jahr im «Montreux Palace» für den Besuch der Hotelschule auf der Rigi. «Dabei wurde ich in die verschiedensten Bereiche der Hotellerie eingeführt und absolvierte Praktika in diversen Fünf-Sterne-Hotels der Schweiz, wie auch dem Marriott in Zürich», erinnert sich die Hotelmitarbeiterin.
Unterwegs in der ganzen Schweiz
Auch nach der Hotelschule sei sie in ihren Zwanzigern in verschiedensten Gegenden der Schweiz tätig gewesen. Meist war man nicht länger als zwei Jahre in einem Betrieb, um möglichst viele Erfahrungen zu sammeln und einen Austausch zwischen den Betrieben zu ermöglichen. Weiter hatte Portmann in dieser Zeit die Möglichkeit als Chef de Réception zu arbeiten. «Nebst der vielseitigen Tätigkeit war der Teamzusammenhalt zwischen den meist jungen Mitarbeitern toll. Besonders im Hotel Metropole in Arbon (TG) durfte ich eine unvergessliche Zeit erleben», schwelgt die heutige Bioland-Inhaberin in Erinnerungen. So habe das Team oft nach Arbeitsschluss gemeinsam im Ausgang bis in die frühen Morgenstunden gefeiert und sei trotzdem am Morgen wieder pünktlich an der Rezeption gestanden. «Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie wir damals alles unter einen Hut gebracht haben», erzählt Portmann lachend. Doch genau solche Erlebnisse würde sie niemals missen wollen.
Weg in die Selbstständigkeit
Während dieser erlebnisreichen Zeit lernte Lilo Portmann ihren damaligen Partner kennen, der als Koch tätig war. «Gemeinsam liess uns die Idee eines eigenen kleinen Ladens nicht los.» So eröffneten die beiden in Giswil in Obwalden ihren Allzweckladen «Mon Amigo». «Wir hatten beide keinerlei Erfahrungen im Detailhandel und brachten uns das Handwerk mittels learning by doing bei», erzählt sie. Nach fünf erfolgreichen Jahren kam nicht nur die Trennung vom Partner, sondern auch die Entscheidung zum Verkauf des Ladens. «Coop und Migros wurden eine zu starke Konkurrenz», erklärt Portmann heute den Schritt.
Eigenes Bioland
Nach «Mon Amigo» war Portmann weiter im Detailhandel tätig und führte für eine längere Zeit einen Laden in Herbetswil. «In meiner Freizeit war ich damals meist in Olten und entdeckte so das Bioland. Schnell wurde ich zum Stammgast und entwickelte eine wunderbare Freundschaft mit dem früheren Inhaberehepaar», erinnert sie sich. Nachdem der Inhaber 1999 seinem Krebsleiden erlag und die Ehefrau ohne ihn nicht weitermachen wollte, kündigte Portmann spontan ihre Stelle und übernahm das Bioland. «Das Konzept des Ladens liess ich unangetastet. Doch das Menüangebot passte ich ein wenig an», erklärt Portmann. So bietet die Vegetarierin nun nur noch vegetarische oder vegane Mittagsmenüs an. Neben Speisen sind im Bioland auch biologische Lebensmittel erhältlich. «Zudem liebe ich es mit meinen unterschiedlichen Gästen zu philosophieren», erzählt Portmann und fügt an: «Dabei bin ich auch nicht verlegen, den Kunden meine Meinung mitzuteilen und lasse auch längere Diskussionen zu.» Damit bildet Lilo Portmann’s Bioland eine Oltner Drehscheibe für jegliche politische, religiöse oder sonstige Ansichten und soll dies auch bleiben.