«Wenn ich etwas mache, dann richtig»
Anneliese Strub-Pellegrino Die ursprüngliche Sizilianerin verbrachte ihre Kindheit auf der mediterranen Insel. Der Umzug in die Schweiz kam für sie einem Kulturschock gleich. Doch im neuen Land fand sie nicht nur ihre Berufung, sondern auch zu ihrer grossen Liebe.

In der Schweiz geboren verbrachte Anneliese Strub bereits im Kleinkindesalter drei Jahre in der Schweiz. Allerdings beschlossen ihre Eltern daraufhin ihr Glück wieder in ihrem kleinen Heimatdorf in Sizilien zu versuchen. Inmitten von Orangenplantagen, Feigenbäumen und Blumenfeldern verbrachte die gelernte Coiffeuse ihre Kindheit und besuchte dort die Schule bis zur fünften Klasse. «Ich habe das mediterraneKlima geliebt und hätte mir nicht vorstellen können, irgendwo anders zu leben», erinnert sich Anneliese Strub mit glänzenden Augen zurück.
«Versteckspiel» in der Schweiz
Allerdings wurde sie bald schon mit dieser Situation konfrontiert. Ihre Eltern zog es aus beruflichen Gründen wieder in die Schweiz mit der damals elfjährige Tochter sowie ihre kleine Schwester. «Meine älteste Schwester blieb in Sizilien und lebt noch heute dort», erklärt sie. Angestellt als Saisonniers besassen ihre Mutter und ihr Vater nicht das Recht, Kinder in das Land einzuführen. «So mussten wir Kinder uns etwa ein Jahr lang in unserem alten Haus verstecken, damit die Nachbarn und die Behörden nicht Wind davon bekamen, dass meine Eltern verbotenerweise ihre Töchter mitgebracht hatten», berichtet Strub von ihrer damaligen Situation. Es sei eine schwierige Zeit gewesen. Alleine ohne Kontakt zur Aussenwelt habe sie den ganzen Tag mit ihrer kleineren Schwester in einem alten Bauernhaus, dass die Familie damals in Starrkirch-Wil bewohnte, ausgeharrt, bis die Eltern abends von der Arbeit nach Hause kamen.
Schwierige Schulzeit
Auch nach dem ihre Eltern die definitive Aufenthaltsbewilligung erhielten und die Kinder somit legal in der Schweiz leben durften, sei die Kulturumstellung nicht immer einfach gewesen. «Endlich durfte ich wieder die reguläre Schule besuchen und Kontakt mit Gleichaltrigen haben. Jedoch verstand ich kein Wort Deutsch und konnte deshalb dem Unterricht nicht folgen, geschweige denn mit meinen Klassenkameraden kommunizieren», erinnert sich die ursprüngliche Sizilianerin. Sie sei den Mitschülern fremd gewesen und deshalb oft gehänselt worden. «Es war die Zeit der «Schwarzenbacher»-Initiative, deshab waren die Kinder sowie Eltern uns Italienern eher skeptisch und mit Abstand begegnet», sucht Anneliese Strub eine Erklärung. Allerdings habe ihr ihre Freude am Zeichnen in ihrer Schulzeit sehr geholfen, auch um den Kontakt mit den anderen Kindern aufzubauen. «Meine Schulkameraden waren von meinen Zeichnungen begeistert und so fand ich plötzlich den Anschluss und gehörte immer mehr dazu», erklärt sie lächelnd.
Kreativer Job
«Nach meiner Schulzeit musste ich mich für eine Ausbildung entscheiden. Leider war bei mir die Sprachbarriere immer noch ziemlich gross. So musste ich meine Ausbildungsträume wie Innenarchitektur zu studieren oder eine Kunstschule zu besuchen schnell begraben. In der Coiffeurlehre, die ich beim Coiffeurschule Rütimann in Olten absolvierte, fand ich den perfekten Kompromiss», erklärt die heutige Coiffeurinhaberin. Denn in ihrem Beruf könne sie, wie gewünscht, kreativ sein, habe aber auch viel zwischenmenschlichen Kontakt, welchen sie sehr schätze. Nach ihrer Lehre arbeitete sie in einem Salon, bis sie sich gemeinsam mit einer Arbeitskollegin für den Schritt in die Selbstständigkeit entschloss. «Gemeinsam eröffneten wir den Coiffeursalon «Studio Uno», berichtet Anneliese Strub. Dieser bestehe heute noch, werde allerdings von anderen Betreibern geführt. Nach zehn Jahren gemeinsamer Arbeit lösten die Kolleginnen das Arbeitsverhältnis auf und seit nun 19 Jahren besitzt Anneliese Strub nun ihren eigenen Coiffeursalon «Anneliese» an der Ziegelfeldstrasse in Olten. «Ich liebe meinen Job und stecke mein ganzes Herzblut in den Salon, Wenn ich ein Projekt verwirkliche, dann mit all meiner Kraft», erzählt sie. So bringt die Italienerin beispielsweise für jeden Kunden ein wenig mediterranes Feeling in die Schweiz. «Jede Haarbehandlung schliesse ich und mein dreiköpfiges Team mit einer Lavendelöl - Zitronensaft-Spülung ab», erklärt sie ihre Tradition.
Internationale Liebe
Doch nicht nur ihr berufliches Glück fand die 52-Jährige in der Schweiz. «Ich bin typisch italienisch aufgewachsen. Ein Grossteil meines Freundeskreises bestand aus Italienern und ich wurde sehr streng erzogen. So war es für meine Eltern eine grosse Überraschung, als ich ihnen Anfang 20 meinen Schweizer Freund und jetzigen Mann vorstellte», erzählt Anneliese Strub lächelnd. Ihr Mann habe damals bei einer Versicherung gearbeitet und sie habe eine solche benötigt. «Ich kannte ihn nur flüchtig und wollte unbedingt, dass er meine Versicherungsangelegenheit betreut. Er gefiel mir auf Anhieb», erinnert sich die Coiffeurinhaberin lachend zurück. Der Funken sei sehr schnell übergesprungen, allerdings brauchte es für sie eine grosse Überwindung ihren italienischen Eltern den «Schweizer» als ihren Lebenspartner zu präsentieren. «Eines Tages hatte mir mein Mann die Entscheidung einfach abgenommen, als er mich ganz ungezwungen nach Hause gefahren und zum Abendessen geblieben ist. Mittlerweile hat meine Familie meinen Mann akzeptiert und ins Herz geschlossen», erzählt Anneliese Strub. Durch ihren Mann habe sie ein vollkommen anderes Leben kennenlernen dürfen. «Wir sind sehr viel und weit gereist und durften fast die ganze Welt gemeinsam entdecken», erzählt sie und fügt zum Schluss an: «Mit meinem Mann kann ich trotz harter Arbeit mein Leben richtig geniessen.»