«Wo ein Wille, ist auch ein Weg»

Thérèse Bucher tanzt sprichwörtlich durchs Leben. Schwebend leicht war es aber nicht immer.

Tanzen ist ihr Leben: die Tanzlehrerin Thérèse Bucher auf ihrer grossen Dachterrasse in Olten.
Tanzen ist ihr Leben: die Tanzlehrerin Thérèse Bucher auf ihrer grossen Dachterrasse in Olten.

Begonnen hat alles mit einem Theaterstück mit tänzerischen Elementen im Skilager der Kantonsschule Olten. «Der Walzer bereitete mir grosse Mühe», erinnert sich Thérèse Bucher zurück. Deshalb besuchte sie heimlich den Unterricht in der Tanzschule von Jo Bucher. «In meiner Familie wurde viel getanzt, aber nur imBereich der Volkstänze», erklärt die 54-Jährige. Die ehrgeizige, junge Frau spürte trotz anfänglicher Probleme, dass sie im Tanzen ihre Passion gefunden hat. Der Unterricht in der Kantonsschule langweilte die Schülerin zunehmend: «Latein mochte ich überhaupt nicht, eineinhalb Jahre vor der Matur steckten wir im Geschichtsunterricht noch im Mittelalter und im Deutschunterricht hatte ich eine Übereinkunft mit dem Lehrer getroffen: wenn meine Note nicht untereine 6 fallen würde, durfte ich weiter an meinem Pullover stricken», erzählt Bucher schmunzelnd. Sie wusste, was sie wollte: Tanzen! «Mein Vater, der als Kind als Verdingbub arbeitete und nie die Möglichkeit hatte, ein Studium zu absolvieren, war masslos enttäuscht über meinen Entscheid die Kantonsschule zu verlassen und innervierte, ich solle wenigstens vorher eine anständige Ausbildung absolvieren.» Um ihren Vater nicht noch mehr zu enttäuschen, absolvierte Bucher die kaufmännische Ausbildung beim Samariterbund in Olten, trainierte jedoch jeden Abend an der Tanzschule. «Mir hat immer die Bewegung zu verschiedenen Rhythmen und Musikstilen gefallen.»

Neben dem Tanz die Liebe gefunden

Durch das konsequente Trainieren und den grossen Ehrgeiz waren rasch grosse tänzerische Fortschritte sichtbar. «Ich wurde sehr gefördert, deshalb bekam ich die Chance mit dem Inhaber der Tanzschule, Jo Bucher, in Winterthur den ersten in der Schweiz durchgeführten Lehrgang im Rock 'n' Roll Sauté zu besuchen», erzähltThérèse Bucher und fügt an: Wir tanzten von morgens um acht bis abends um fünf Rock ’n’ Roll auf den Spitzen. Dabei hat es gefunkt - wir haben uns verliebt. So kam es, dass ich mit17 Jahren mit Jo Bucher zusammengezogen bin. Ich hätte ihn damals auch sofort geheiratet», lacht sie. Doch Jo Bucher war erst eine kurz Zeit von seiner Frau geschieden und sich des Altersunterschiedes von einigen Jahren bewusst. «Er meinte, ich würde mich noch entwickeln und vielleicht deshalb später eine andere Richtung einschlagen wollen. Ich wusste jedoch immer, was ich wollte.» Deshalb begann Bucher noch vor dem KV-Abschluss ihre Ausbildung zur Tanzlehrerin in Zürich: Theorie in Englisch und ein Unterricht bestehend aus einer tänzerisch-methodisch und didaktischen Mischung. Nach vier Jahren schloss sie 1983 die Ausbildung zur Tanzlehrerin in den Standard- und Latein-Tänzen ab. Nach Abschluss in zwei Berufen Ende der Fahnenstange? Bei Thérèse Bucher natürlich nicht. Sie strebte die höhere Fachausbildung der IDTA (International Dance Teacher Association) England an und schloss Member und Fellow Standard, Member Latein, Ausbildung zur Wertungsrichterin und Prüfungs-Expertin des Schweiz. Tanzlehrerverbandes mit Bravour ab.

Ihr Herz gehört dem Rock ’n’ Roll

Thérèse Bucher bildete sich anunzähligen internationalen Tanz-Lehrerkongressen weiter und beherrscht heute alles, was man paarweise tanzen kann. Ihre eigentlichen Lieblinge sind jedoch Boogie Woogie undRock ’n’ Roll. «Bei diesen Tanzstilen geniesse ich den tänzerischen Spielraum», schwärmt Bucher. Inzwischen kann sie auf dreissig Jahre als Tanzlehrerin zurückblicken. Stimmt es, dass viele Paare beim Tanzen streiten? «Nicht grundsätzlich», schmunzelt die Tanzlehrerin und erklärt, «wenn ein Paar gemeinsam etwas unternimmt, ist es sich selten so nah, wie beim Tanzen und dies kann zu Spannungen führen.» Ist das auch bei einem geübten, tänzerischen Paar wie den Buchers der Fall? «Naja», grinst sie verschwörerisch, «ich hatte früher die Angewohnheit während des Trainings mit meinem Mann, ständig an ihm herumzunörgeln. Dies hatte zur Folge, dass er das Training abbrach und sich nach nur 15 Minuten umzog und meinte, er sei im Café Figaro. Da ich trainieren wollte, musste ich lernen, mehr Verständnis zu entwickeln.»

Heirat nach 10 Jahren

An einem Turnier 1987 eröffnete Jo Bucher den Tänzern, dass seine Partnerin zukünftig nicht mehr viel Zeit hätte, da sie demnächst heiraten werde, so Bucher schmunzelnd. 10 Jahre, nachdem sie zusammengezogen waren, heirateten Thérèse und Jo Bucher am 23. Dezember 1987. «Nach anfänglichem zögern erfüllte er mir dann auch den Wunsch in weiss mit allem Drum und Dran zu heiraten.» Kinder hat das Paar keine, denn Jo Bucher hat drei Töchter aus seiner ersten Ehe und inzwischen sechs Enkelkinder. Sie habe aber gute Kontakte zu ihren Nichten und Neffen. Auf die Frage, ob sie etwas bedauere in ihrem Leben, meint sie: «Ich hätte nach meiner Tanzlehrerausbildung gerne Turniere getanzt, doch finanziell war dies aufgrund der tänzerischen Auslandaufenthalte unmöglich.» Und was sind ihre Ziele und Wünsche? «Etwas weniger zu arbeiten», schmunzelt die 54-Jährige, die fünf Abende in der Woche unterrichtet und auch am Wochenende im Einsatz steht. «Zudem möchte ich lange gesund bleiben, auch eine Kreuzfahrt würde mich reizen oder eine Amerika-Reise, diese müsste allerdings etwas mit Tanzen zu tun haben. Abgesehen davon möchte ich mich tänzerisch weiterentwickeln», erzählt Thérèse Bucher, die nun mit ihrem Mann im sonnigen Tessin die Ferien verbringt, um zu entspannen, gemeinsam mit ihrem Mann zu tanzen und unter einem Baum ein gutes Buch zu lesen.

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