Zölibat führte die Fromms nach Olten
Mechtlid Storz-Fromm Die Religionspädagogin immigrierte 1998 aus beruflichen Gründen aus Deutschland in die Schweiz. Ihre Entscheidung hat die mittlerweile eingebürgerte Schweizerin nie bereut.

Bereits seit 31 Jahren ist Mechtild Storz-Fromm in ihrem speziellen Berufsfeld tätig und durfte in dieser Zeit schon einige lehrreiche Erfahrungen mit der katholischen Kirche machen. «Ich absolvierte damals eine vierjährige Ausbildung zur Religionspädagogin und Gemeindepastoralin in Freiburg im Breisgau und trat kurz darauf meine erste Stelle im Raum Stuttgart an», erzählt sie.
Wo die Liebe hinfällt
In der damaligen Gemeinde lernte sie auch ihren Mann Peter Fromm kennen und lieben. Die beiden standen in einem Arbeitsverhältnis zueinander, denn ihr zukünftiger Ehemann war zu diesem Zeitpunkt noch zölibatärer Pfarrer der katholischen Gemeinde. «Es dauerte ganze drei Jahre, bis mein Mann vom Zölibat dispensiert wurde und wir berechtigt waren kirchlich zu heiraten. Dieser Dispens lief und läuft noch heute über Rom», erklärt Storz-Fromm und fügt an: «Der Zölibat ist meiner Meinung nach veraltet und es ist schade, dass diese Vorschrift engagierte Mitarbeiter an der Ausübung ihres Berufes hindert.»
Suche nach einem Kompromiss
In Deutschland ist es nicht möglich, als ehemaliger, katholischer Pfarrer eine Gemeinde zu leiten. So musste Peter Fromm sein Berufsfeld wechseln und war für einige Zeit in der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg tätig. «Wir vermissten aber das gemeinsameOrganisieren und Leiten einer Gemeinde so stark, dass wir uns nach einiger Zeit für den einzig möglichen Ausweg entschieden», erklärt Mechtild Storz die Entscheidung zur Auswanderung. So immigrierte die mittlerweile fünfköpfige Familie nach Olten. Denn in dem Nachbarland Schweiz ist es möglich als ausgebildeter, nicht im Zölibat lebender Pfarrer eine Gemeinde zu leiten und Predigten zu halten.
Gewisse Einschränkungen
«Allerdings darf mein Mann nicht alle Tätigkeiten eines katholischen Pfarrers übernehmen. Für die priesterlichen Aufgaben kommt deshalb Bruder Joseph Bründler in unsereSt. Marienkirche», berichtet Mechtild Storz. Die restlichen Gemeindetätigkeiten werden jedoch vom Ehepaar gemeinsam durchgeführt und geplant. So unterrichtet die Religionspädagogin sechs Stunden pro Woche Kinder und Jugendliche in Religionslehre und bereitet diese auf die Kommunion oder Firmung vor. Zudem führt sie Anlässe wie Familiengottesdienste, Ministranten-Aktivitäten oder letztens den Kinderkreuzweg durch. «Solche Anlässe und Bräuche schätze ich sehr an der römisch-katholischen Kirche. Man spürt dabei die Gemeinde und jahrhundertelange Tradition», erzählt Storz strahlend. Deshalb sei für sie und ihren Mann eine Konvertierung zur christ-katholischen oder reformierten Kirchgemeinde auch nach den Problemen mit dem Zölibat undenkbar gewesen. «Unsere Kirche lebt und besteht aus viel mehr als nur aus Regeln, dem Papst oder dem Vatikan», fügt Mechtild Storz-Fromm an.
Lancierte Initiative
Damit die veralteten Regelungen der katholischen Kirche überdacht und diskutiert werden, engagiert sich das Ehepaar auch bei der laufenden Pfarrei Initiative Schweiz, die nach dem Beispiel der österreichischen Pfarrerinitiative lanciert wurde. Dabei zeigen 550 Seelsorger aus der ganzen Schweiz auf, was ihnen als selbstverständlich bzw. wichtig erscheint und sie somit, auch wenn die Punkte nicht mit den Vorschriften der katholischen Kirche übereinstimmen, praktizieren möchten. Darunter sind Punkte zu verstehen, wie dass in der Kirche Menschen jeder sexueller Orientierung willkommen sind oder auch wiederverheiratete Paare um einen Segen für ihre Beziehung bitten dürfen.«Allein schon mit der Initiative eine Diskussion über solche Punkte zu entfachen, ist wichtig», begründet Storz-Fromm ihre Teilnahme.
Weltoffene Familie
Nebst ihren Tätigkeiten in derrömisch-katholischen Kirchgemeinde Olten geniesst es die Religionspädagogin, die Welt zu erkunden. «Schon während meiner Jugend- und Pfadizeit liebte ich es, immer wieder neue Länder zu entdecken und somit auch mit neuen Kulturen in Kontakt zu kommen», erinnert sich Storz-Fromm lächelnd. Meist verbindet sie Reisen mit Besuchen. So besuchte sie schon Bekannte in Australien oder reiste nach Namibia, um den temporären Wohnort ihres Sohnes während seines Auslandsaufenthaltes zu entdecken. Auch Guatemala durfte die Familie aus privaten Gründen bereisen, da ihr 20-jähriger Sohn ein Adoptivkind von dort ist. Ob in ihrem Beruf oder auf Reisen, Mechtild Storz-Fromm schätzt die Begegnung mit Menschen jeglicher Herkunft.