Zwischenlandung in Olten

Andrea Marti hat als Flight Attendant schon jegliche Destinationen der Swiss besucht. Jedoch wird ihr - Leben aus dem Koffer ab - Juni ein Ende finden.

Andrea Marti durfte schon alle 72 Destinationen der Fluggesellschaft Swiss besichtigen. vwe)
Andrea Marti durfte schon alle 72 Destinationen der Fluggesellschaft Swiss besichtigen. vwe)

Schon seit ihrer Geburt ist bei Andrea Marti ein internatonales Flair spürbar. «Ich bin in Mont Claire, New Jersey (USA) geboren, da meine Familie sechs Jahre in den Staaten lebte», erzählt die heutige Flight Attendant und fügt bedauernd an: «Leider verbrachte ich nur mein erstes Lebensjahr dort, da wir anschliessend zurück nach Olten zogen.» Eine Erinnerung an diese Zeit bleibt ihr jedoch ihr Leben lang. Wie in den USA gängig, ist Marti seit ihrer Geburt Doppelbürgerin und besitzt den amerikanischen Pass. «Ich habe schon lange vor, einmal für begrenzte Zeit in die USA zu ziehen und dort zu arbeiten.»

Treue Oltnerin

Jedoch bleibt sie ihrer Heimat Olten gerne treu. «Ich lebe nun seit meinem ersten Lebensjahr hier, habe hier meine Schulzeit verbracht, Freunde gefunden und hatte nie vor mein Olten zu verlassen», erzählt sie lächelnd. So habe sie auch nach ihrer Anstellung bei der Fluggesellschaft Swiss als Flight Attendant, nie das Bedürfnis verspürt, nach Zürich zu ziehen. «Meine begrenzte Freizeit möchte ich an dem Ort verbringen, an dem meine Familie und Freunde sind.» Vor ihrer Karriere bei der Swiss absolvierte Marti zuerst den künstlerischen Vorkurs bei Invers und entschied sich anschliessend für eine Ausbildung als Fotofachfrau. «Meine Lehre schloss ich in der Eisenbahnerstadt bei Foto Wolf ab.» Jedoch sei Fotofachfrau nicht mit dem Traumberuf Fotografin zu verwechseln. «Ich wurde natürlich in Fotografie, aber auch im Verkauf, der Kundenbetreuung und im Laborbereich geschult.»

Seit vier Jahren in der Luft

Doch wie kommt eine Fotofachfrau zur Swiss? «Ich habe zwar ein halbes Jahr auf meinem erlernten Beruf gearbeitet, jedoch wollte ich noch etwas anderes erfahren und mein Hobby Reisen quasi zum Beruf machen», erklärt die 24-Jährige ihren Entscheid. So schloss sie die drei monatige Ausbildung zur Flight Attendant ab und war von da an in der ganzen Welt unterwegs. «Die ersten neun Monate wurde ich nur für Kurzstreckenflüge eingeteilt, seit letzter Woche habe ich nun aber alle 72 Destinationen der Swiss besucht», erzählt sie lächelnd. Dabei darf sie auf tolle, bereichernde aber auch nervenzerrende Erlebnisse zurückblicken. «Der schlimmste Flug meiner bisherigen Arbeitszeit war einer nach Miami. Wir konnten aufgrund eines Gewitters nicht landen und kreisten stundenlang über der amerikanischen Stadt, bis uns das Benzin ausging und wir auf den Bahamas auf einem sehr kleinen Flughafen notlanden mussten.» Anschliessend seien sie jedoch mit den 250 Passagieren noch heil nach Miami gekommen. Nach diesem nervenaufreibenden und zeitraubenden Hinflug sei die Aufenthaltszeit natürlich extrem verkürzt gewesen und für Schlaf blieb wenig Zeit. «Normalerweise haben wir bei Langstreckenflügen mindestens zwei Tage Aufenthalt, damals blieb uns nur eine Nacht.» Als wenn dies nicht schon genug wäre fielen beim anschliessenden Rückflug zwei Passagiere in Ohnmacht und mussten vom Personal betreut werden. Ohne gegessen, geschweige denn geschlafen zu haben, bediente Andrea Marti die anderen Passagiere so gut es ging weiter. «Ich zitterte beim Verteilen der Getränke, da ich mit meinen Nerven echt am Ende war.» Doch scheinbar gefiel der Service nicht allen und zu allem Übel wurde die Flight Attendant noch aufgrund der Komplikationen von Kunden beschimpft. «Dies war das einzige Mal in den vier Jahren, wo mir die Tränen kamen und ich am liebsten alles hingeschmissen hätte.»

Zurück in den Alltag

Trotz solcher Ereignisse möchte Marti ihre Zeit bei der Swiss nicht missen. «Ich durfte so vieles entdecken und habe auch so einiges über mich selber und meine Mitmenschen dazugelernt.» So fliegt man jedes Mal mit einem neuen Team und mussoffen auf Andere und Fremde zugehen können. «Auch der Umgang mit verschiedensten Kulturen hat mich als Person weitergebracht.» Trotz all dieser Vorteile hat sich Andrea Marti entschieden ab Juni wieder in ihren erlernten Beruf als Fotofachfrau zurückzukehren, um wieder mehr Zeit für sich, Freunde und Familie zu haben. «Einerseits freue ich mich, wieder in die Normalität einzutauchen und meine Liebsten mehr zu sehen, jedoch fürchte ich mich auch ein wenig davor.» Vor allem werde sie das Reisen und die freien Tage vermissen. «Ich kann mir nicht mehr vorstellen, fünf Tage am Stück zu arbeiten», gibt sie lachend zu. Doch eine Rückkehr in die Welt des Fliegens sei keineswegs ausgeschlossen und bis dahin lasse sie einmal alles Neue einfach auf sich zukommen.

Weitere Artikel zu «Im Fokus», die sie interessieren könnten

Im Fokus28.02.2024

Gefrässig und vermehrungsfreudig

Asiatische Hornisse Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse bedroht einheimische Bienenvölker. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, Sichtungen zu…
Im Fokus28.02.2024

Wirz-Burri – Kolonialwaren und Delikatessen am Bifangplatz

Briefgeschichten Am Bifangplatz befand sich vor rund hundert Jahren an prominenter Lage der Laden zum «Bifanghof» von Paul Wirz-Burri. Die…
Im Fokus28.02.2024

«Unsere Lieder sind Medizin für unsere Herzen»

Olten Der Gedenkanlass «Zwei Jahre Krieg in der Ukraine» in der Stadtkirche wurde von weit über 200 Personen besucht.