Dunkelheit überbrücken

Irène Dietschi, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)
Irène Dietschi, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)

«Und, hat er endlich?» Mein Gatte schüttelt den Kopf – «nichts Neues aus Washington.» Bis Dienstagmorgen hat Donald Trump seine «Concession» noch immer nicht gehalten; jene rituelle Rede also, in welcher der unterlegene Kandidat seine Niederlage eingesteht und dem Sieger gratuliert. Das Wort «concession» (‚Zugeständnis’), liess er wissen, gebe es in seinem Wortschatz nicht.

Derweil hat Joe Biden seine Arbeit schon begonnen. Als Erstes mit der Bildung einer Taskforce, um in den USA die Corona-Pandemie zu einzudämmen. Nach dem kurzen Freudentaumel vom Samstagabend, als Trumps Abwahl feststand («Pennsylvania ist ausgezählt!», schrie die Jüngste), wird einem schnell wieder klar: Wir leben in aussergewöhnlichen Zeiten. Diesseits wie jenseits des Atlantiks.

Und weiss Gott, es ist nicht einfach. Der Winter kommt, die dunklen Monate. Kultur ist abgesagt, die Leute ins Home-Office verbannt, soziale Kontakte aufs Minimum beschränkt. Und Weihnachten? Die Pandemie dürfte bis mindestens im Frühling dauern. Es werde «ein langer Marsch, ein Marathon», sagte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen neulich im Interview.

Und doch sind viele Menschen erstaunlich widerstandsfähig. Sie stecken ihren Frust in eine Schublade und konzentrieren sich auf das Ziel: dass Corona irgendwann vorbei ist und das Leben wieder bunt und vielfältig. Die Kunst besteht darin, die Zeit bis dahin zu überbrücken – mit Musik, mit Literatur oder was immer der Seele guttut.

Einer, der weiss, wie das geht, ist Joe Biden: 1972 kamen seine Frau und Tochter bei einem Autounfall ums Leben, vor fünf Jahr starb sein Sohn an einem Gehirntumor. Biden mag ein alter, leidgeprüfter Mann sein. Doch er weiss, was seinen Landsleuten guttut.

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