Der Frühling kommt so oder so

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Trifft man derzeit wen in der Stadt an, gibt es eigentlich nur zwei Gesprächsthemen: Corona oder die Wahlen. Oder geht das nur uns Politiker*innen so? Zugegeben: In den letzten Wochen war ich froh um den Wahlkampf. Beschäftigungstherapie in einer Zeit, die für Kultur und Gastro vor allem daraus besteht, darauf zu warten, dass sie endlich vorbeigeht. Die Wahlen hingegen geben mehr als genug zu tun und das Enddatum ist fix. Dazu das Gefühl, etwas bewirken zu können.

Ich kann aber auch verstehen, dass es manchen von Ihnen, geschätzte Leser*innen, ganz anders geht. Immer und überall diese Köpfe, Versprechen und die Überzeugung, es besser zu können als andere, das kann ermüden. Auch meine Freundin hat mir schon dezent zu verstehen gegeben, dass sie Stadtratskandidat Nils ja schon mag, sein Gesicht sie aber nicht unbedingt an jeder Ecke unserer Wohnung von Plakaten und Flyern anlächeln muss. Und dass meine Brandreden gegen den Neoliberalismus und die Selbstgefälligkeit mancher Oltner Netzwerke vielleicht nicht die besten Gute-Nacht-Geschichten für unsere Tochter sind.

Ein Spaziergang sollte am Sonntag Abhilfe schaffen, gegen den corona-bedingten Wohnungskoller ebenso wie gegen den politischen Tunnelblick. Und tatsächlich: Die frische Luft tat ebenso gut wie die wärmende Frühjahrssonne. Dass ich auf der Kirchgasse das sich lösende Nils-Plakat wieder andrückte? Dass ich mich über die Schulter an Schulter sitzenden Leute beim Aarebistro nervte? Dass es beim kurzen Schwatz mit Kubb-spielenden Freunden auf der Bifangwiese wieder um die Wahlen ging? Mit dem Frühling in Sichtweite und einem Becher Alpenkräuter-Haselnuss-Eis von Ruby’s lässt sich das durchaus noch eine Weile aushalten.

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