Olten streamen

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Vergangenes Wochenende war ich an einem Festival in den Niederlanden. Nicht wirklich natürlich, sondern virtuell. Von meinem Sofa aus beamte ich mich weg aus Olten hinein in einen Konzertsaal ohne Publikum und tauchte ab in mal harsche, mal sphärische Klangwelten und unterhielt mich zwischen den einzelnen Konzerten via Chat mit Leuten, die es mir über den ganzen Erdball verteilt gleich taten.

Derweil ein paar hundert Meter entfernt von meiner Stube genau das Gegenteil passierte. Ebenfalls vergangenes Wochenende trafen sich in der Schützi nämlich Kleinkünstlerinnen und -künstler, um ihr Können auf den Bildschirmen potentieller Veranstalterinnen und anderer Interessierter zu präsentieren. Während ich mir also die internationale Lärm-Avantgarde nach Olten streamte, streamten sich andere ein Stück Olten nach irgendwo.

Natürlich wäre es für beide Veranstaltungen schöner (und finanziell wohl auch rentabler) gewesen, hätten sie wie geplant vor Publikum stattfinden können. Natürlich kann eine Videoübertragung, sei sie auch noch so gut produziert, die Stimmung in einem gefüllten Saal, die kollektive Spannung davor, die gesellige Ausgelassenheit danach nicht ersetzen.

Gleichzeitig kann Live-Streaming aber auch Zugänge erleichtern. Die letzte Oltner Parlamentssitzung verfolgten rund 50 Personen live auf Youtube und damit deutlich mehr, als sich in den letzten vier Jahren jeweils als Gäste im Stadthaus einfanden. Und ich bin überzeugt: Würde neben dem Ton zukünftig auch das Bild übertragen, die Oltner Lokalpolitik hätte das Zeug zum Quotenknüller. Ich sag nur: Star Wars-T-Shirt, Dosenbier und extra aufgehängte Schweizer Flaggen. Leider hat sich das Parlamentsbüro für die kommende Sitzung im Mai dagegen entschieden.

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