An der Dünnern

Irène Dietschi, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)
Irène Dietschi, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)

Es wird Sommer! Ende Corona, ab ins Freie! Die wärmeren Temperaturen locken Oltnerinnen und Oltner nicht nur an die Aare, auch die Dünnern lädt zum Baden und Sonnentanken ein. Auf dem kurzen Abschnitt zwischen Olten und Wangen gedeiht seit der Renaturierung 2012 vielfältiges Leben, idyllisch plätschert das Wasser durch die wiedergeschaffenen Flusswindungen Richtung Aare.

Früher, vor der sogenannten «Korrektion», war die Dünnern auf ihrer gesamten Strecke ein Naturparadies. Wie man sich das vorstellen muss, hat Hans A. Sigrist im jüngsten Band der Hägendörfer Jahrringe beschrieben: «Unzählige Pflanzen- und Tierarten fanden hier ihren idealen Lebensraum», schreibt der Lokalhistoriker. Störche staksten durch die Matten und brüteten auf zahllosen Nestern, es gab Frösche ohne Ende, prächtige Forellen schwammen im seichten Bett, ja sogar der (heute seltene) Dohlenkrebs war in der Dünnern beheimatet. Und Baden hiess damals Schwimmen! Die Buben trafen sich beim «Walkiloch» – eine Flussstelle zwischen Kappel, Gunzgen und Hägendorf –, «wo sich die Todesmutigen von einem Baumstrunk ins schauderhaft tiefe Wasser fallen liessen, um sich dann mit hastigen Bewegungen ans Ufer zu retten».

Die Kehrseite dieser Idylle war die jahrhundertelange Bedrohung durch Hochwasser. Dagegen wehrten sich die Gäuer zwar mit einem weitverzweigten Netz von Wassergräben, trotzdem richteten grosse Wassermassen nach Schneeschmelzen oder Sommergewittern immer wieder Schäden an.

Auch heute steht bei den Plänen, die Dünnern bis Oensingen weiter zu renaturieren, das Hochwasser im Zentrum. Wegen des Klimawandels will sich der Kanton gegen Jahrhundertereignisse wappnen. Die Rückkehr zum Naturparadies ist nicht so einfach.

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