Die Hitze

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Die Mitte der Kirchgasse wird jetzt also beschattet. Von einer 70 Meter langen und 5 Meter breiten Stoffbahn lese ich in der Online-Ausgabe des Oltner Tagblatts. Die Temperatur im Städtchen, sagt mein Smartphone: 35 Grad.

Wir selber sind in den Vogesen in den Ferien. Hier auf dem Land ist es kühler – aber nicht viel. Unser Hund weigert sich, nach draussen zu gehen. Faul liegt er in der Küche auf dem kühlen Steinboden und frönt der «canicule», wie die Franzosen die Hundstage nennen. Die beginnen zwar laut Kalender erst übermorgen, wenn sich am Sternenhimmel der Grosse Hund zeigt, aber egal: Die Hitzewelle ist da, brutaler als befürchtet, für Vier- und Zweibeiner unerträglich. Vor allem in den Städten.

Sowas kommt natürlich nicht unerwartet. Seit Jahren kennt man die Physik städtischer Hitzeinseln, und dass versiegelte Böden oder fehlende Vegetation diesen Effekt verstärken. Viele Städte wollen deshalb grüner werden. Nach dem Vorbild chinesischer «Schwammstädte» etwa will Hamburg 100 Hektaren Dachflächen bepflanzen und sein Regenwasser nicht mehr in die Kanalisation leiten. Ähnliches hat Basel vor, ebenfalls mit begrünten Dächern und Fassaden. Auch für Zofingen ist die Begrünung ein städtebauliches Leitthema, «insbesondere das Pflanzen von Bäumen», liess sich Frau Stadtammann Christiane Guyer zitieren. In Hägendorf schmücken das Dorfzentrum seit kurzem mobile Bäume in Kübeln. Bei Anlässen werden sie mit dem Stapler unkompliziert verschoben.

Und Olten beglückt seine Bevölkerung bis im Herbst also mit der Illusion eines Platanendachs. Die Aktion nehme «auf die laufende Diskussion betreffend Begrünung der Kirchgasse Bezug», schreibt die Stadt auf ihrer Website. Ich bin gespannt.

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