Im Herbst

Stefan Nünlist, Leiter Unternehmenskommunikation und Politiker.
Stefan Nünlist, Leiter Unternehmenskommunikation und Politiker.

Schwatzend stand ich vor ein paar Tagen mit zwei älteren, liebenswerten Freunden kurz vor Mittag auf der Hauptgasse. Was konnten meine beiden Kameraden schimpfen über die Schülerinnen und Schüler, die das Velofahrtverbot missachtend mit Volldampf durch die Altstadt brausten. Nicht dass ich für den Groll der beiden kein Verständnis habe – wenn schon unsinnige Verkehrsregeln missachten, dann mit Respekt und im Schritttempo –, aber irgendwie ist der Ärger über die Jugend im Herbst des Lebens verschwendete Lebenszeit. Egal ob für die Natur oder für uns Menschen, der Herbst ist die Zeit der Milde, der Ernte, der Fülle und des Genusses.

Vielleicht sind unsere Sinne für das Schöne in dieser Jahreszeit besonders geschärft, weil wir um die Begrenztheit und Vergänglichkeit dieser goldenen Zeit wissen. Olten mit seinem einladenden Angebot, seiner Lebendigkeit, der fussgängerfreundlichen Altstadt, den unzähligen Stammtischen und der gelebten Gastfreundschaft der Oltner Wirtinnen und Wirte ist ein wunderbarer Ort, um den Herbst und das Älterwerden in aller Vielfalt zu geniessen. Und wenn die Senioren im Bornblick und St. Martinsheim dank reduziertem Tempo auf der Solothurner Strasse dann endlich in Ruhe schlafen können, ist Olten geradezu die perfekte Stadt für ältere Menschen.

Was die Dauer des Herbstes anbelangt, ist das so eine Sache. Wenn mein lieber Freund und Sitznachbar im Kantonsrat Daniel Probst neulich im Rat erwähnt, ich werde mit meinem Jahrgang 61 als Babyboomer schon bald in Rente gehen, so könnte er sich so was von täuschen. Vergänglichkeit ist relativ und kann sich sehr lange hinziehen. Auch im Alter kann man noch zu Höchstform auflaufen, Grossartiges leisten und selbst mit 73 noch König von England werden.

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