«Wurstsalat»

Also mich wundert schon gar nichts mehr - jetzt haben wir Oltner auch noch die Schweizer National-Wurst Cervelat erfunden. So steht es im neu erschienenen Standardwerk «Kulinarisches Erbe der Schweiz». Wo genau inOlten? Nicht im Schöngrund und nicht in der Erlimatt, sondern im Bahnhofbuffet wurde der Cervelat erfunden. Eilige Reisende bestellten auf die Schnelle einen Wurstsalat und trugen die Kunde von derleckeren Wurst in die Welt hinaus.

Ich bin sicher, dass das stimmt.Autor Paul Imhof muss es wissen, er ist nämlich Exil-Oltner und hier als «Dr Päuli» bekannt. Tatsache ist aber auch, dass der Name des Cervelats vom lateinischen Cerebrum (das Gehirn) abstammt, was auf ein gewisses Alter (und einen gewissen Inhalt) hinweist. Zudem wird er schon 1552 vom französischen Renaissance-Dichter François Rabelais erwähnt. Ob der jemals im Bahnhofbuffet Olten Station machte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ganz sicher ist aber, dass der Cervelat seine Weiterexistenz im dritten Jahrtausend dem ehemaligen Oltner Wirtschaftsförderer und Ständerat Rolf Büttiker verdankt.Er war es, der nach der Rinderwahnsinn-Epidemie mit geschicktem Lobbying die Zufuhr brasilianischer Rinderdärme sicherstellte, ohne die unsere Nationalwurst undenkbar ist.

Es heisst übrigens «der Cervelat» und nicht «die Cervelat», wie mein Nachbar Urs behauptet, der mir beim Schreiben über die Schulter schaut. Warum? Weil ich es sage. Lass mich weiterschreiben, Urs.

In diesem Zusammenhang erreicht mich die Nachricht, dass in Bogotà der Cervelat 33 Prozent teurer ist als Rindsfilet, hergestellt vom Metzger Hans Koller, der sich 1969 dort niederliess. Koller ist aber keinOltner, sondern Appenzeller.

Übrigens findet sich im Cervelat kein Gehirn und auch keine andere Innerei. Und im BahnhofbuffetOlten ist der Wurstsalat bis heute sehr gut.

Alex Capus

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