Erlebnisaltstadt

<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin.
<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin.

«Komm schon», sagt die Jüngste zu mir, «du kannst jetzt nicht kneifen. Geh einfach hin.» Die Mittlere doppelt nach: «Du kannst nicht öffentlich verkünden, die Altstadt sei sinnentleert, und dann eine zündende Idee nicht unterstützen.» Also unterstütze ich: indem ich nun jeden Mittwoch (oder wenigstens fast) eine Lektion Yoga besuche. In einem wunderschön renovierten Raum, mitten in der Altstadt. Die Mädels haben schon recht, denke ich, während mir bei der sanften, aber ungewohnten Aktivierung meiner Muskeln der Schweiss auf die Matte tropft: Die Mädels sind nämlich der Ansicht, Läden und Einkaufsmöglichkeiten seien für das Leben der Innenstadt nicht das Entscheidende. Jungen (und wohl auch älteren) Menschen sei es wichtiger, etwas zu erleben; Kultur und Musik zu geniessen, andere zu treffen. Und da ginge in Olten noch mehr, vor allem in der Altstadt, finden sie. Bei der «Krieger»-Übung fällt mein Blick nach draussen, auf die gegenüberliegende Stadtbibliothek – ein Paradeort für mögliche Belebung. Vorgemacht hat das zum Beispiel die Stadtbibliothek der GGG in Basel. Die ehemals etwas verstaubte Institution ist heute ein beliebter Hotspot für Jung und Alt, topmodern und lebendig wie ein Bienennest. Bücher ausleihen kann man hier auch, aber dazu noch viel mehr: Es gibt ein Förderband mit Lesefutter, fast täglich finden Veranstaltungen und Kurse statt, da gibt es Platz zum Lesen oder Filmeschauen, ja selbst ein «Kulturkick» für junge Künstler/innen ist hier untergebracht. Und sonntags ist die GGG natürlich geöffnet, samt ihrem dazu-gehörenden Restaurant. Vielleicht wäre Letzteres ein simples Rezept für Olten, denke ich auf meiner Matte beim Entspannen: Wenn sonntags mehr Bars und Beizen geöffnet hätten.

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