Die Neinsager

<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)
<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)

Da steht sie mutig auf der TED-Talk-Bühne und liest den Göttern des Silicon Valley die Leviten. Die britische Journalistin Carole Cadwalladr hat Mark Zuckerberg & Co. ins Gesicht gesagt, was bisher so deutlich noch niemand wagte: Facebook bedroht die Demokratie. Die jahrhundertealte Tradition des Stimm- und Wahlrechts wird durch eine Technologie zerstört.

Cadwalladr hat in einer mehrjährigen Recherche aufgedeckt, wie Facebook die Brexit-Abstimmung und die Wahl von Donald Trump manipuliert hat. Es waren Datenanalysten der Firma Cambridge Analytica, die die politischen Profile von Facebook-Usern minuziös analysierten – um sie dann gezielt mit tendenziösen Informationen einzudecken. Mit Bildern, Anzeigen und Fake News, die zum Brexit drängten. Die Trump-Wahl funktionierte nach dem gleichen Muster.

Was kümmert uns das Chaos der Briten oder der Amerikaner, mögen Sie denken. Vielleicht mehr, als uns lieb ist. Denn auch hierzulande beeinflusst Facebook das politische Räderwerk – ziemlich plump etwa beim Zustandekommen des Oltner Budget-Neins. Hinter dem Referendum stand die Facebook-Gruppe «Für solide Stadtfinanzen – Nein zum Budget 2019». Die selbe Facebook-Gruppe aber hatte schon das Parkierungsreglement bekämpft, damals unter dem Namen «Nein zum Parkierungsreglement.» Nach der Abstimmung nannte sich die Gruppe flugs um. Das hiess: FB-User, die der Gruppe beigetreten waren, weil sie fürs Parken in Olten nicht zahlen wollten, wurden nach dem 11. Februar automatisch und regelmässig mit Nein-Parolen zum Budget geimpft. Manche nennen das «Demokratie» - in meinen Augen ist es Manipulation. Es hat dazu geführt, dass Olten zur Neinsager-Stadt geworden ist – und der Stadtrat handlungsunfähig.

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