Geschichtsstunde

<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Vergangenen Montag war ich an einer Stadtführung. An einer historischen Stadt-führung über und in Olten. Etwas komisch fühlte sich das schon an. Paris, Lissabon, Kairo oder auch Zürich hatte ich mir schon von ortskundigen Expert/innen zeigen lassen, doch die Stadt, in der ich wohne und wirke, durch deren Strassen ich tagtäglich gehe? Nicht erst, als uns in der Hauptgasse eine Gruppe Chinesen kreuzte und uns leicht neidisch ansah, hatte die Situation etwas Absurdes.

Ich muss gestehen, mich nie wirklich mit der Oltner Geschichte auseinandergesetzt zu haben. Ich kenne den groben Verlauf, die eine oder andere aufgeschnappte Geschichte, hab mal im OT, mal in den Neujahrsblättern was gelesen. So lernte ich von unserer Stadtführerin Silja Aletti, die uns in der Rolle der Frauenrechtlerin Katharina Muff (1868-1951) durchs vergangene Olten führte, doch einiges Neues. Insbesondere: Dass Olten irgendwie immer schon Olten war.

Beispiel Chorherren-Häuser: Anfang des 18. Jahrhunderts liess die Stadt die stattliche Häuser-zeile an der Kirchgasse (von McDonalds bis Salt-Shop) bauen, um den Chorherren-Stift von Schönenwerd nach Olten zu locken. Mehr Prestige, mehr Anerkennung, mehr Grösse und wohl auch etwas mehr Geld war das Ziel – also ganz so, wie wenn heute mit tiefen Steuern oder dem Versprechen einer neuen Unterführung um neue Steuerzahler oder Firmen gebuhlt wird.

Doch leider wurde aus dem Standort-Coup nichts. Obwohl sogar der Papst den Umzug absegnete, blieben die Chorherren in Schönenwerd und Olten vorerst auf seinen Luxushäusern sitzen, bis lokale Gewerbler sich der Stadt «erbarmten» und die Häuser wahrscheinlich zu Spottpreisen für ihre eigenen Zwecke erwarben. Olten war eben irgendwie immer schon Olten.

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