Singen wir!

<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)
<em>Irène Dietschi</em>, Journalistin. (Bild: Daniela Friedli)

Haben Sie für Weihnachten auf dem Smartphone schon eine Playlist erstellt? Mit Spotify geht es ja heute ganz einfach. O Tannenbaum, Stille Nacht, Ihr Kinderlein kommet, ja sogar Leise rieselt der Schnee – auch wenn’s regnet draussen. Dank Digitalisierung ertönen die Lieder von allein, ganz easy. Und dass es mit dem Text schon in der ersten Strophe harzt, ist auch kein Problem mehr.

Ich frage mich nur: Ist das wirklich erstrebenswert? Dass wir das Singen auch an Weihnachten an unsere smarten Geräte delegieren? Ich muss hier anfügen, dass ich für den Gesang seit jeher eine Schwäche hege. Als Schülerin sang ich im Jugendchor Wangen. Der Chorleiter war ein Choleriker, bei falschen Tönen wurde er laut und ungerecht. Und doch hat er uns Kinder damals ver-zaubert. Cantate Domino, Papagenos Glockenspiel aus der Zauberflöte... solche Melodien haben sich in meine DNA eingeschrieben. Heute singe ich in meinem Dorf im Kirchenchor, natürlich auch an Weihnachten: Camille Saint-Saëns, das Oratorio de Noël. «Kirchenchor» mag in Ihren Ohren etwas altmodisch anmuten, ich kann das nachvoll-ziehen. Chorsingen ist vielleicht nicht jedermanns Sache.

Aber singen kann Jeder und Jede. Es ist das Musikinstrument, dass wir immer dabei und frei verfügbar haben. Singen macht glücklich, vertreibt Ängste und setzt Endorphine frei, sagt die Neurobiologie. Und: Singen ist völkerverbindend. Neben unseren traditionellen Weihnachtsliedern steht uns ein grenzenloser Liederfundus aus anderen Ländern und Religionen offen, die genauso beglücken. Nehmen Sie sich also an Weihnachten ein Herz, vergessen Sie Ihr Smartphone und singen Sie aus voller Kehle! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Festtage.

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