Bescheidener Stolz

Ist Bescheidenheit eine alte hiesige Tugend? Das auf jeden Fall wurde den Heimischen in vergangenen Jahrzehnten mit Charme eingetrichtert. Schade. Ein Stück Stolz stünde der Eisenbahnerstadt gut. Muss ja nicht Überheblichkeit sein. Zwischen solothurnischer Selbst- verliebtheit und gesundem Stolz liegen Welten. Auch sollte die Politik keinen Anlass dazu liefern (der vertragslose Zustand des Kulturzentrums Schützi beispielsweise ist ein trauriges Kapitel), dass das Bedürfnis danach besteht, lässt sich beobachten. Siehe Eishockey. Mit dem best besuchten Club seiner Liga feiert man sich gerne. Oder das älteste Satirefestival des Landes. Die Kabarett-Tage sind vor dem Kultur-Adventskalender das publikumstärkste Kulturangebot in der Stadt. Auch mit der schreibenden Gilde schmückt man sich gerne. Weniger vergängliche Projektionsobjekte sind städt-ische Wahrzeichen: Holzbrücke. Illdefons- und Hexenturm. Neu darf auch die Kirchgasse genannt werden. Eine verkehrsfreie Zone, die funktioniert. Weil grosszügig, an idealer Lage, der richtige Mix? Wer weiss. In diesem Zusammenhang wird spannend, ob man dereinst am heftig diskutierten Mobilitätskonzept seine Freude haben darf. Bezüglich Mobilität hätte Olten die Chance anders zu sein. Zentrale Lage, kurze Distanzen, da kompakt. Der Weg ist offen und egal wie die Diskussion verläuft, wahr bleibt, Parkplätze und flüssiger Verkehr machen die Einkaufsmöglichkeiten nicht wett. Vieles ist da, was unter anderem fehlt ist ein grosses Outdoor- und Sportgeschäft. Henusode. Es wird stets Menschen geben, denen die Stadt kaum Anlass zum Stolz liefert und man zelebriert weiterhin Bescheidenheit. Doch auch das geschieht mit Stolz.